Musik an sich


Reviews
The Derailers

Soldiers of love


Info
Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 06.06.2006

(Palo Duro Records)

Gesamtspielzeit: 42:54

Internet:

http://www.derailers.com


Bereits mit ihrem letzten Alben haben die Derailers bewiesen, dass sie sich vehement dagegen sträuben, mit ihrer Musik nur eine Schublade zu bestücken, denn ihre Alben haben sich schon des öfteren als Schmelztiegel verschiedener Musikgenres dargestellt, die sich trotzdem zu einem abgerundeten Werk versammeln. Deshalb sollte auch bei Soldiers of love nie langweilig werden.

Im Einzelnen:
Der Opener „Cold beer, hot women and cool country music“ stellt den Wunsch vieler Cowboys in diesem mehr als warmen Sommer dar, wühlt sich geradeaus in die Gehörgänge und verursacht gute Laune, denn wenn dies kein Kneipen-Countrysong ist, dann scheint es keinen zu geben. Das Piano hämmert, die Drums grooven und man sieht sich auf dem hardwood-floor. „She´s a lot like Texas“ gehört ebenfalls unverkennbar dem Bereich „Country“ an, bevor beim Titeltrack „Soldiers of love“ Erinnerungen an die 60er aufkommen, als Beatbands wie Herman´s Hermits die Charts beherrschten.

Sehr originalgetreu werden der Sound und der durchaus interessante Backgroundgesang umgesetzt. Bereits bei ihrem letzten Album „Genuine“ konnte man diese Adaptionen vernehmen und war erfreut, dass diese Musik auch heute noch produziert werden kann. Auch „Donna Sue Earline“ weckt Erinnerung an vergangene Zeiten, da hier Rock´n´Roll im Chuck Berry-Stil mit Buddy Holly-Nuancen garniert und alles ein wenig härter aufgemischt wurde.

„The one before me“ ist eine Ballade, die man nicht unbedingt dem Begriff „Country“ zuordnen kann, denn zu poppig ist sie arrangiert und hätte auch auf einem späten Beatles-Album unterkommen können. Interessant ist hier auch die Harmonieführung. „Hey, Valerie“ ist da schon erheblich lebhafter und lässt den Rock´n´Roll im Stil eines Jerry Lee Lewis wieder aufleben. Der Party-Song bringt die Füße zum Tanzen und – zumindest in Gedanken – findet die Luftgitarre wieder zum Einsatz. Sehr authentisch werden die guten alten Zeiten reanimiert, was sich auch bei „Get ´er done“ fortsetzt, denn auch hier trifft Country auf Rock´n´Roll, und die beiden feiern eine geile Party, wobei ein markanter Beatles-Riff auch nicht fehlen darf.

„Cattin´“ entführt hingegen in die Welt des Rockabilly der Stray Cats und ihres „Stray Cat Strut“, der smart groovend die fließenden Bewegungen des Straßentigers übernimmt. So langsam wird es schon beunruhigend, wie die Derailers durch die verschiedenen Abteilungen der Musik schlendern, ohne irgendwo unangenehm oder deplatziert aufzufallen. So wird es auch mal wieder Zeit, die musikalische Heimat „Country“ wieder aufzusuchen, was mit „Every time it rains“ gelingt, das recht ruhig daherkommt und so seine Harmonien sehr gut ausspielen kann, bis hin zur jammernden Pedal-Steel.

Noch tiefer in dies Genre geht es bei „An american man“, denn bereits nach wenigen Sekunden wird klar, wem der Song gewidmet ist. Johnny Cash hinterlässt hier so tiefe Spuren, dass der Song nicht nur über ihn berichtet sonder auch so klingt, als habe Cash ihn eingesungen. Sehr gut gemacht und jetzt – wo sich die meisten Countryinterpreten diesem Thema ausreichend gewidmet haben – wieder gut zu hören.

Mit „Poppycock“ kommt ein etwas schräger Instrumentalsong zum Einsatz, der durch seine schrillen Keyboardeinsätze auffällt. Also auch mal wieder etwas, mit dem man nicht unbedingt rechnet und das somit gut zu den Derailers passt. Zum Abschluss werden mit „You´re looking at the man“ und „It´s never too late for a party“ zwei Titel, die den Honkytonk-Touch des ersten Songs aufgreifen und nicht nur so klingen, als wenn sie in einer Kneipe zuhause sind, sondern auch von Kneipen und Partys berichten. So schließt sich der Kreis.

Fazit:
Langweilig kann es mit den Derailers eigentlich nie werden, denn wenn man nicht gerade Kneipen-Spaß konsumiert, ist man gedanklich in den 60ern und lauscht Pop-Klängen längst vergangener Zeiten oder geht sogar in die Anfänge des Rock´n´Rolls zurück und trifft Buddy Holly oder Jerry Lee. Wem das noch nicht reicht, der bekommt einen Johnny Cash–Song zu hören oder landet – man sollte es nicht vergessen – bei gut gemachter Countrymusik. Hier wird kreuz und quer durch die Genres geräubert ohne den Eindruck eines wilden Sammelsuriums zu hinterlassen, denn Soldiers of love ist ein richtig gut gemachtes Album mit kundenfreundlichen 14 Songs, das einem das Zuhören durch seine Vielfalt leicht macht.



Lothar Heising



Trackliste
1Cold beer, hot women & cool country music 2:53
2She´s a lot like Texas 3:49
3Soldiers of love 3:11
4Donna Sue Earline 2:37
5The one before me 3:29
6Hey, Valerie 2:20
7Get ´er done 2:37
8Cattin´ 3:02
9Every time it rains 3:10
10Everything I believe in 4:07
11An american man 3:00
12Poppychock 2:26
13You´re looking at the man 2:59
14It´s never too late for a party 3:14
Besetzung

Brian Hofeldt - guitar & vocals
Ed Adkins - bass & vocals
Scott Matthews - Drums
Sweet Basil McJagger - piano & B3
Chris Schlotzhauer - steel guitar & vocals


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