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Artikel
Dark Tranquillity




Info
Gesprächspartner: Mikael Stanne (Dark Tranquillity)

Zeit: 30.05.2004

Ort: Rock Hard Festival, Gelsenkirchen

Interview: Face 2 Face

Stil: Melodic Death Metal

Internet:
http://www.darktranquillity.com

Dark Tranquillity haben gerade ihre Sammlung von unveröffentlichten Songs in Form des Exposures – In Retrospect And Denial-Albums veröffentlicht und stehen mit einem bereits fertig aufgenommenen neuen Album in den Startlöchern. Außerdem traten sie in Gelsenkirchen im Rahmen des Rock Hard Festivals auf. Grund genug, mit einem sehr redseligen Mikael Stanne (voc) ein ausführliches Pläuschchen am Rande des Rhein-Herne-Kanals zu halten, während auf der Bühne gerade Metal Church ihre alten Hymnen zum Besten geben.

Wie gefällt dir denn das Rock Hard Festival?

Es ist wunderbar. Schon alleine, weil es Rock Hard ist. Man muss es einfach lieben. Eigentlich mag ich alle Magazine. Tatsächlich mein Lieblingsmag ist das Burrn, obwohl ich es natürlich noch nie gelesen habe, es ist ja auf japanisch. Aber es ist trotzdem ein großartiges Mag. Es ist cool, ein wöchentliches Death/Black-Metal-Magazin zu haben.

Ihr habt ja ein Menge Fans in Japan.

Yeah. Japaner stehen wirklich sehr auf skandinavische Musik in jeglicher Form. Auch skandinavische Pop-Bands sind dort sehr populär. Ich vermute, das hat auch damit zu tun, dass man in Japan denkt, wir leben zwischen Elchen, Rentieren und Eisbären, und dass deshalb skandinavische Musik etwas sehr außergewöhnliches ist. Sie lieben das wirklich. Ich liebe auch Japan, es ist fantastisch.

Ihr hattet ja schon einige Gelegenheiten, dort zu spielen.

Ja, drei oder vier Touren.

Ich habe den Eindruck, der Erfolg ist auch begründet in den Melodien in eurer Musik. Ähnlich ist es ja auch bei manchen deutschen Bands, die melodische Metalspielarten benutzen, wie zum Beispiel Helloween. Oder eben auch ihr.

Es ist ja bei vielen Gitarrenbands so, auch bei John Norum von Europe und seinem Soloprojekt. Es ist verdammt gut, wird hier aber nicht so wahrgenommen wie in Japan, wo die Leute total darauf abgehen. Es ist schon sehr komisch. Manche Bands haben enorme Erfolge, aber eben nirgendwo anders als in Japan.
Das ist faszinierend. Es gibt nichts auch nur entfernt Vergleichbares, mitunter deswegen ist es so toll.
Normalerweise kann man ja, wenn man einen Fan auf einem Konzert oder irgendwo anders sieht, einigermaßen gut erraten, was er sonst für ein Leben führt.
Aber bei den japanischen Fans hab ich keine Ahnung. Ich sehe ein kleines Mädchen auf einem Dark Tranquillity Gig, und kann sie mir dann nicht wirklich vorstellen in ihrem kleinen pink dekorierten Zimmer voller "Hello Kitty"- Spielsachen wie sie sich Death Metal anhört. Oder japanische Geschaftsmänner, um die 40 Jahre alt, die mit Anzug und Krawatte zur Show kommen und dann vollkommen abfahren.
Ich durchschaue das einfach nicht. Aber augenscheinlich funktionert es und ich finde es großartig. Da haben wir natürlich großes Glück, das erleben zu können.

Könnt ihr euren Lebensunterhalt mit Dark Tranquillity verdienen?

Teilweise. Es kommt immer darauf an. Meistens verwenden wir so viel Zeit auf das Songwriting, dass wir für ein Jahr oder so zu Hause sind. Wenn wir wollen, holen wir uns dann Teilzeitjobs, aber das passiert eher selten. Manchmal läuft es gut, manchmal müssen wir eben auch andere Arbeit machen. Es ist fein so, wie es ist.

Wie schreibt ihr eigentlich eure Songs? Fängt alles an mit ein paar Gitarrenriffs?

Im Grunde genommen ja. Manche in der Band, eigentlich alle außer mir, schreiben Tonnen von Riffs und Songideen. Jeder nimmt das dann für sich auf und mailt diese unterschiedlichen musikalischen Ideen den anderen. Und so kann jeder sagen was er mag und was nicht. Irgendwann einmal haben wir dann jede Menge Ideen, treffen uns im Übungsraum und spielen alles durch oder arrangieren es neu. Dann fangen wir an, darüber nachzudenken, welche Parts in welchem Song funktionieren könnten, davon geht alles aus. Und dann dauert es ein paar Monate in denen wir rearrangieren und neue Ideen einflechten. Wir proben dann fast jeden Tag, vier- bis fünfmal die Woche.

Ihr seid da also recht modern und nutzt das Internet.

Ja, es ist schließlich so einfach mit dem PC aufzunehmen und man kann sich dann wirklich eine Meinung bilden und einen Eindruck bekommen, was bei den Proben passieren wird, das ist sehr gut. Es braucht zwar eine Menge Zeit, aber jeder wird in das Songwriting involviert. Wir sind diesbezüglich sehr demokratisch. Das heißt, jeder muss glücklich sein, bevor wir den Song abschließen. Das dauert natürlich lange, aber dieser Schaffensprozess ist mir das Allerliebste von allem. Alles andere danach ist nur ein Bonus. Ein Album aufnehmen? Ja, ausgezeichnet! Es veröffentlichen? Cool! Auf Tour gehen? Alles exzellent. Aber all das geht eben aus dem Songwriting hervor. Das ist definitiv der wichtigste Teil.
Ich meine, wir streiten miteinander, wir haben Probleme beim Schreiben und dabei unsere Höhen und Tiefen, aber das macht viel Spaß. Es ist wahnsinnig interessant, für Monate mit all diesen Ideen in deinem Kopf umzugehen. Es geht dann um nichts anderes, alle Ideen sind präsent und jeder ist die ganze Zeit über aufgeregt und gespannt lässt sich total darauf ein.
Das ist absolut der Grund warum wir weitermachen. Weil es sich immer noch interessant, neu und frisch anfühlt

Findest du, dass ihr mit jedem Album besser werdet?

Ja, natürlich. Andernfalls würde es keinen Sinn machen. Wir haben das Gefühl, wir müssen bei jedem Album etwas anderes machen, etwas neues probieren oder uns auf etwas konzentrieren, das wir so noch nie zuvor gemacht hatten.
Wir haben gerade vor zwei Monaten ein neues Album aufgenommen und es ist ohne Frage absolut das Beste, das wir bisher gemacht haben. Dieses Gefühl hat jeder von uns. Das ist wichtig. So muss es sein. Sonst könnten wir es wegwerfen und nochmal von vorn beginnen.

Das meinte ich gar nicht - wenn ihr eure Discographie im Nachhinein betrachtet, würdet ihr beispielsweise sagen "das dritte Album hätte auch anders werden können"?

Nein, ich bereue nichts wirklich. Wenn du dir die alten Alben anhörst, denkst du dir natürlich, einige Parts hätte man anders machen können. Aber es ist nun mal genau so gemacht worden. Ich sehe die Alben als Dokumente unserer Geschichte. Sie sind eben genau das, was wir zu der Zeit gemacht haben. Auch das neue Album tut das, genau so soll es sein. So etwas sollte einem nicht leid tun. Mir auf jeden Fall nicht.
Ich würde auf keinen Fall alte Songs ändern. So etwas ist albern. Es wäre wie fucking George Lucas mit den Remakes seiner Filme. Wir haben schon Änderungen an Songs gemacht, die wir live spielen, sie zum Beispiel gekürzt. Die Leute hassen das, also haben wir damit aufgehört. Das war eine dumme Idee.

Zum letzten Studio-Album "Damage Done": Mir kam es so vor, als wäre es wieder einige Schritte back to the roots, es gab zum Beispiel wieder mehr Kreisch- und weniger cleanen Gesang.

Ich verstehe, was du meinst. Für uns hat es sich aber nie back to the roots angefühlt. Ich vermute eher, wir versuchten mehr Rauheit & Spontaneität einzufangen. Wir improvisierten vieles erst im Übungsraum, wo man sich auf das Feeling der Musik einlassen kann. Und es war alles wirklich aggressives Zeug. Ich denke, deswegen kam dieses Album dabei heraus. Es ist einfach etwas natürliches. Und ich denke es ist womöglich näher an den alten Alben als Haven oder Projector, aber wir planen so etwas nicht. Wir versuchen immer, ganz von vorn anzufangen und alles Alte zu vergessen. Das fühlt sich immer gut, frisch und neu an.

Ihr spürt also auch nicht unterbewusst irgendwelchen Druck von den Fans?

Nein, wir machen uns keine Gedanken darüber, was die Leute denken, darunter würde nur die Musik leiden. Wir machen uns nur selbst Druck, immer möglichst gute Ergebnisse abzuliefern. Es wäre vielleicht einfach zum Beispiel zu sagen, wir möchten nach Amerika expandieren und machen deswegen das, was sie dort haben wollen. Wir können das nicht. Aller Spaß und alle Kreativität würde ausgetrocknet. Ich hoffe, dazu werden wir nie kommen.

Was sind denn deine favorisierten Bands auf dem Rock Hard Festival?

Ich würde sagen Machine Head. Es ist jetzt keine Lieblingsband von mir, aber ich mag sie wirklich. Ich wünschte mir, sie würden alte Vio-Lence Songs spielen, die mag ich wirklich sehr. Gestern hätte ich gern Gamma Ray gesehen. Außerdem Naglfar, Rage und natürlich Exodus. Und Mälevolent Creration. Zu schade, dass sie abgesagt haben, wegen ihnen sind wir heute früher gekommen.

Hätte ich auch gern gesehen. Aber ich war dann auch sehr positiv überrascht von Illdisposed, die stattdessen eingesprungen waren.

Die haben mir auch gut gefallen. Vielleicht ein wenig deplatziert auf diesem Festival (imitiert die fiesen Kreisch-Röchel-Vocals des Illdisposed Shouters).

Die Ansagen des Illdisposed-Sängers waren in ganz langsamem Deutsch mit dänischem Akzent. Das erinnerte mich - und das ist gar nicht böse gemeint - lustigerweise an die Synchronstimmen der Elche aus Disney´s "Bärenbrüder"

Das solltest du ihm sagen, das wird ihn sehr freuen (hahaha).

Da bin ich mir nicht so sicher. Was sind eure neuesten Pläne?

Unser neues Album haben wir vor schon 2 Monaten fertig aufgenommen. Ich weiß allerdings noch nicht, wann es veröffentlicht werden wird und von wem. Hoffentlich diesen Herbst, denn wir sind gerade in Verhandlungen über ein paar Verträge. Aber es ist ein fantastisches Album und es fühlt sich gut an, das in der Hinterhand zu haben. Jetzt stehen eben erst die Promotion für das Exposures-Album und die Sommerfestivals an. Hoffentlich kommt es im September raus, dann werden wir auch noch mal für einige Monate touren.

Wo habt ihr aufgenommen?

Im Studio Fredman in Göteborg, same old story. Wir haben wohl schon fünf Alben dort aufgenommen. Es ist einfach praktisch.

Es kommt ja auch immer ein guter Sound heraus.

Ja, und wir machen mehr oder weniger alles selbst. Wir nehmen selbst auf, produzieren selbst und dann kommt Frederik (Nordström, der Besitzer und Produzent des Fredman; Anm.d.Verf.), macht den Mix und fertig. Es ist total unkompliziert. Außerdem können ich und fast jeder in der Band es komfortabel zu Fuß erreichen. Ich glaube Michael, unser Bassist, war bei den Aufnahmen wohl nur für ungefähr zehn Stunden da, machte seine Takes und ging wieder nach Hause. Vielleicht werden wir nächstes Mal woanders hingehen, aber das Fredman funktioniert ziemlich gut.
Wir kennen Freddy schon so lange, und er kann wirklich ein Schweinehund sein, aber wir kennen die Räumlichkeiten und erzielen gute Ergebnisse. Wir haben diesmal zur selben Zeit wie The Haunted aufgenommen. Auch das war sehr nett, zusammen abzuhängen und keine Hektik.

Ich kenne ja keine schlechte Produktion aus dem Fredman. Ist es denn teuer?

Das weiß ich wirklich nicht. Wir kriegen vermutlich einen ziemlich guten Preis, aber wahrscheinlich ist es sehr teuer, das wäre wegen der hohen Qualität ja auch gerechtfertigt.

Und die Bands kommen bei dem Ruf, den das Studio hat, ja ohnehin.

Die Leute kommen aus der ganzen Welt zu Frederik, um dort aufzunehmen. Das ist eigentlich ganz witzig. Bands wie At The Gates, In Flames und wir haben angefangen, dort aufzunehmen und jetzt ist er ein weltberühmter Produzent. Und außerdem noch ein ziemlich schlechter Gitarrist bei Dream Evil (hahahahaha).

Wie würdest du das neue Album charakterisieren?

Das ist sehr schwer, weil es so neu ist. Ich habe noch nicht genügend Abstand dazu. Wir sind ja augenscheinlich extrem stolz drauf und lieben es. Eine befreundete Journalistin fand Damage Done schon wirklich heavy und aggressiv für Dark Tranquillity, aber das neue Album erschien ihr doppelt so aggressiv. Es ist schnell, wütend, kreischend und brutal wie Hölle. Wir haben noch nie so eine Scheibe gemacht. Und es ist komlizierter, es ist wirklich komplex. Es gibt keine Hooks und offensichtlichen Ohrwürmer, es ist echt kompliziertes Zeug. Unser Ziel beim Songwriting war es, Musik zu schaffen, die man sich für lange lange Zeit anhören kann und mit der Zeit nicht langweilig sondern bei jedem Hören besser wird. Nichts, das man beim ersten Hören großartig findet und 2 Wochen später hasst. Wir haben wirklich versucht, ein Album mit Dauerqualitäten zu machen, mit vielen Facetten, die man beim ersten Hören vielleicht noch gar nicht wahrnehmen kann. Es ist nötig, dass man sich darauf konzentriert um es zu genießen.
Das ist genau die Art Musik, die ich selbst liebe. Ich mag wirklich kompliziertes, progressives, bis ins Einzelne ausgearbeitetes Zeug, hinter dem eine Idee steht. Beim ersten mal Hören findet man es zwar gut, vollkommen verstehen kann man es aber erst irgendwann später. Darum geht es beim neuen Album. Einige der Songs von Damage Done waren ziemlich geradeaus, es war offensichtlich, wohin wir wollten. Diesmal ist das anders.

Das macht mich mächtig neugierig.

Wir haben das Album einem unserer größten Fans vorgespielt, einem absoluten Hardcore-Fan aus Schweden. Er durfte es nur ein einziges Mal hören und wollte trotzdem nach vier Songs nicht mehr. Er hatte richtig Angst davor, weil es einfach zu viel war, als dass er es bei nur einem Durchlauf hätte nachvollziehen können. Er hätte es zehnmal hören wolllen. Wir werden sehen. Es wird kein Radio-Single-Album sein. Das haben wir ja sowieso nie gemacht.

Was war euer peinlichster Auftritt bis jetzt?

Ich habe mich noch nie schämen müssen auf der Bühne. Aber vielleicht um 1992, als ich noch Gitarre spielte und Anders noch dabei war, haben wir einen wirklich bizarren Auftritt abgeliefert. Wir spielten bei einem Band-Wettbewerb ohne Stilbegrenzung mit Bands aus Soul, Pop, Rap, Metal und so weiter. Wir waren die einzige Metalband und spielten das erste mal unter freiem Himmel auf dieser kleinen Bühne in einem Park. Die Leute tranken Kaffee, aßen Süßigkeiten. Alles war total süß und nett bis wir auf die Bühne kamen. Alle in schwarzen Klamotten, schrien wir uns in der Viertelstunde, die wir hatten, die Seele aus dem Leib. Ich hatte noch nie so erschrockene Menschen gesehen. Kinder schrien und liefen weg, die Mütter trösteten sie und fanden alles ganz schrecklich. Damals hatten die Leute noch nichts von Death Metal gehört und so kamen wir wirklich bösartig 'rüber. Das war spaßig (lacht).

Habt ihr etwas gewonnen?

Nein, nein, wir kamen aber ins Halbfinale, das war´s dann auch. Aber es war ein sehr cooler Wettbewerb in Göteborg. Viele Bands hatten darin ihren Ursprung. Der Grund, warum wir Hammerfall starteten, war, um bei diesem Wettbewerb jedes Jahr Spaß zu haben (in der Hammerfall-Anfangsphase war Mikael noch in deren Line-up; Anm.d.Verf.). Wir spielten dann drei Jahre mit, bevor ich ausstieg.

Was ist denn zur Zeit deine Lieblingsscheibe?

Gerade ist es das neue Slipknot-Album. Und Out To Every Nation von Jorn Lande finde ich fantastisch! Außerdem noch Morrissey – You Are The Quarry.

Magst du auch die alten Slipknot-Scheiben?

Iowa liebte ich, ich fand es unglaublich, so extrem. Das erste Album nicht so, ich weiß gar nicht, warum. Das neue ist noch mal viel besser als Iowa.

Mich hat auf "Iowa" erstaunt, wie eine Band, die nicht aus dem Death Metal Sektor kommt, solch heftige Musik machen kann.

Sie kommen ja sogar aus dieser Ecke. Freunde von mir kennen die Slipknot-Jungs ziemlich gut und sie sind Die-Hard-Death-Metal-Fans. Sie stehen auf Musik wie Cannibal Corpse. Das macht schon Sinn.

Was war denn das letzte Album, das du gekauft hast?

Die neue Morrissey.

Und das erste überhaupt?

Hmmm. Ich kaufte mir ein Rod Stewart Album als ich noch sehr jung war. Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern, aber mein Vater sagt das. Er ist ein großer Rod Stewart Fan. Deswegen hab ich´s wohl auch gekauft. Mein erstes Metal-Album war Powerslave als MC. Als es herauskam drängte ich meine Eltern dazu, es mir für meinen Walkman zu kaufen. Es war wohl das erste Album, das ich ernsthaft für richtig lange Zeit hörte. Aber ich hatte auch schon jede Menge Zeug davor. Alle guten Alben meines Vaters zum Beispiel wie Tom Jones oder Bonnie Tyler. Solches Zeug liebte ich wirklich als Kind. Oder auch Musik wie Theatre Of Pain von Mötley Crüe.

Dann noch einige Fragen für den technisch interessierten Teil der Leserschaft. Da ich euren Gitarrensound sehr mag, interessiert mich folgende Frage: Welche Gitarrenamps und Boxen benutzt ihr?

Niklas und Martin benutzen fast immer Rocktron Equipment. Oder auch den V-Amp von Behringer. Der klingt ziemlich gut und gerade live hat man einfach alle Sounds und alle Möglichkeiten in einem Gerät.

Und der V-Amp klingt gut? Behringer steht ja teilweise in der Kritik, nicht ganz so hochqualitative Billigprodukte herzustellen.

Er ist zwar viel billiger als zum Beispiel der Pod von Line 6, aber ich finde, er klingt besser, zumindest für verzerrte Sounds. Natürlich haben wir live die Rocktron Amps am Start, aber zusätzlich als einfaches Backup den V-Amp, falls irgend etwas kaputtgeht.

Aber im Studio benutzt ihr nicht den V-Amp, oder?

Doch, ich glaube, wir haben ihn bei den Aufnahmen zur letzten CD für einige Soli und Effektsounds verwendet. Aber eher spärlich, es hat im Studio nicht so gut funktioniert. Da haben wir den Peavey 5150 II Amp benutzt, der ist spitze. Wir haben auch noch einige andere benutzt. Auch einen, den Hammerfall im Studio vergessen hatten. Wir haben jede Gitarre immer über zwei Amps mit jeweils einem Mikrophon aufgenommen und die Signale dann gemischt. Das ergab einen cooleren Death Metal Sound.

Welche Mikrophone benutzt du denn für die Vocals?

Keine Ahnung. Ich glaube Røde Mikrophone. Leider habe ich schon zwei kaputt gesungen. Frederik hasst mich deswegen, sie kosteten ungefähr 4000 Euro. Bei einem sind die Membranen kaputtgegangen, weil ich es zu hart angefasst habe, für das andere war ich einfach zu laut. Auf der Bühne benutze ich drahtlose Shure Mikrophone. Ich werde nie wieder Mikrofonkabel benutzen. Damit habe ich mir einmal in Wien den kleinen Finger gebrochen. Ich hatte das Kabel um die Hand gewickelt, auch um den kleinen Finger, und ich stand auf dem Kabel. Dann machte ich eine schnelle Bewegung mit dem Arm, das brach mir den Finger und ich musste in ein Krankenhaus. Da wollten sie mich für vier Wochen eingipsen, das wollte ich aber nicht, es passierte zu Beginn einer vierwöchigen Tour. Das war schrecklich.

Willst du den Lesern noch irgendetwas mitteilen?

Ich hoffe, die Leute werden das Exposures-Album mögen. Es sind Extrasongs für Leute, die schon alles andere haben. Es sind Songs, die im Kontext des jeweiligen Albums nicht funktioniert haben oder Bonustracks. Hoffentlich ist es interessant genug für die Fans um die Zeit bis zum neuen Album zu überbrücken. Es gibt jetzt keine geheimen Archive mehr, alles was wir je im Studio aufgenommen haben ist veröffentlicht.

Wollt ihr also Bootleggern das Wasser abgraben?

Nein, aber dauernd wollten Leute von uns Kopien des Demos und der ersten EP kaufen oder sie wurden bei Ebay für irre Summen angeboten. Jetzt kann sie sich jeder holen. Außerdem wurden sie remastered. Sie klingen zwar nicht großartig aber 2000 mal besser als auf der MC. Es sind fantastische Songs auf dem Album und es gibt zwei CDs zum Preis von einer. Es soll wirklich kein Rip-off sein.

Vielen Dank für das Gespräch!


Bernhard Frey



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