Musik an sich


Reviews
Queensryche - Tribe
(Metal-is/ Sanctuary)
Heavy Metal / Rock
Trackliste:
1. Open (4:33)
2. Losing myself (4:12)
3. Desert Dance (3:58)
4. Falling behind (4:29)
5. Great Divide (4:02)
6. Rhythm of Hope (3:31)
7. Tribe (4:40)
8. Blood (4:14)
9. Under my Skin (4:12)
10. Doing fine (3:52)

Wenn eine Band einmal ein Album wie "Operation: Mindcrime" vorgelegt hat, wird sie es in Zukunft nie mehr allen recht machen können. Jede weitere Scheibe wird bei jeder Abweichung von der selbstgesetzten Norm ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Queensryche haben das spätestens seit "Promised Land" hart am eigenen Leib zu spüren bekommen. Obwohl man erstklassige Rockalben (nicht unbedingt Metalalben) vorgelegt hat, vermissten die Fans die altbekannten Trademarks.

Die Rückkehr von Chris de Garmo (von der wohl noch nicht einmal hundertprozentig sicher ist, dass es wirklich eine echte Rückkehr ist) katapultierte die Hoffnungen auf das neue Album in schwindelnde Höhen. "Tribe" wird allerdings nicht nur die Nostalgiker-Fraktion bitter enttäuschen, sondern auch andere (wie z.B. mich), dIe "Pronmised Land" und "Hear in the now Frontier" sogar lieber in den Schacht schieben, als die Klassiker "Operation: Mindcrime" oder "Empire".

Das neue Opus ist ein uninspiriertes Album, das im wesentlichen Langeweile und Belanglosigkeit ausstrahlt. Wer das neue Album genauso of gehört hat wie "Operation: Mindcrime" wird auch diese Scheibe genauso lieben, glaubt Geoff Tate. Sorry Geoff, aber auch auf den neueren Alben gab es Songs wie "I am I", "Sign of the Times" oder "Bridge", die Lust machten, die entsprechenden Longplayer noch einmal aufzulegen. So etwas fehlt auf "Tribe" leider vollständig. Als Rezensent habe ich das Teil pflichtschuldigst fünf oder sechs Mal über die ganze Distanz gebracht. Ich bin sicher, ohne das Journalistenethos im Nacken wäre das garantiert nicht passiert.

Weder die Stimme von Tate, noch de Garmos Saitenspiel ist in der Lage das Gänsehaut-Feeling hervorzurufen, das Queensryche bislang immer ausgezeichnet hatte. In den besten Fällen, z.B. beim Titelsong, gelingt es einer (auf diesem Album) ungewöhnlich präsenten Stimme und Gitarre gerade einmal, eine Erinnerung daran wach zu rufen. Typischer für "Tribe" ist eher "Falling behind", eine schwache Ballade ohne Atmosphäre. Auch die Anbiedereien an neumodischen Hüpf-Metal in "Dsert Dance" bringt die Band nicht viel weiter, obwohl es sich bei dem Track immerhin um einen der Lichtblicke des Albums handelt.

"Wir haben für diese Platte die letzten sechs Monate gelebt und gearbeitet," so Drummer Scott Rockenfield wörtlich. Ich will ihm das gerne glauben. Aber wenn mir jemand gesagt hätte, "Tribe bestände aus Outtakes der Sessions zu den letzten drei Longplayern, die es aus Qualitätsgründen nicht auf die Alben geschafft hatten, ich wäre nicht sonderlich überrascht gewesen.

Ich weiß nicht, welche Bedeutung hinter dem Titel "Tribe" steht. Aber wenn Queensryche damit den eigenen Stamm wieder versammeln wollten, dann sollte sie darauf gefasst sein, dass es ein sehr kleines Häuflein der letzten aufrechten sein wird, dass in einem winzigen Reservat dem Versinken in der völligen Bedeutungslosigkeit entgegen sieht.

"Tribe" setzt keinerlei neue Impulse, sondern tr(e)ibt ohne jeden Antrieb ziellos im Ozean der Belanglosigkeit.

Zitate: Rock Hard 8/2003

11 von 20 Punkte

Norbert von Fransecky

Internet: www.queensryche.com

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