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Musik an sich
 
Virtuose Trompetenmusik des Barock II
Bereits erschienen (audite)
Barock
 

(Bernhard Kratzer / Monika Nuber)

Böse Zungen behaupten, es gäbe im Bereich des klassischen Konzertbetriebes nichts langweiligeres als Konzerte für Trompete und Orgel, wie sie, zumal in den sonst kulturell ereignislosen Sommermonaten, allerorten in kleinen wie großen Kirchen geboten werden.

Dass böse Zungen manchmal Unrecht haben, bewiesen der Trompeter Bernhard Kratzer und die Organistin Monika Nuber vor einigen Jahren mit ihrer CD "Virtuose Trompetenmusik des Barock I". Da vermochten beide vor allem mit den Werken italienischer Komponisten zu begeistern und jeden Einwand gegen Transkriptionen für diese Besetzung hinwegzuspielen, da strahlte ein glänzender Trompetenton und da wurde mit angemessener Leichtigkeit der Gefahr allzu weihevoller Feierlichkeit getrotzt.

Dass böse Zungen manchmal Recht haben, belegt hingegen der zweite Teil des CD-Projekts. Zwei Jahre später eingespielt, sind alle Tugenden im wahrsten Sinne des Wortes wie weggeblasen. Uninspiriert wird da ein Stück wie das andere nicht mehr als heruntergespielt, die schleppenden Tempi ermüden im schlechtesten Sinne deutscher Gemütlichkeit und das Maß spielerischer Leichtigkeit ähnelt dem von Riesenschildkröten beim Liebesspiel. Monika Nuber an der Orgel bleibt hinter ihren mit der vorigen CD bewiesenen Möglichkeiten zurück, was indes noch stärker auf Bernhard Kratzer zutrifft: Nicht allein, dass seine Darbietung fast gelangweilt anmutet, gleich im ersten Stück, einem Konzert von Johann Neruda, wird geschludert, der Ton einmal nur ganz knapp noch erwischt, in Telemanns Konzert in e-moll misslingt eine Verzierung - das kann live schnell passieren und verziehen werden, aber bei einer CD-Produktion ist es einfach ärgerlich.

All das kulminiert in der berühmten "Badinerie" aus Bachs h-moll-Suite. Ob gerade diese für Trompete und Orgel arrangiert werden sollte, darf ohnehin mit einiger Berechtigung in Frage gestellt werden. Ein nachdrückliches Argument gegen eine solche Bearbeitung hat man jedenfalls mit dieser Einspielung in der Hand: Der Versuch, in virtuoser Manier die Flötenstimme durch die Trompete zu ersetzen, klingt unendlich bemüht, unweigerlich werden in den halsbrecherischen Läufe Töne verschluckt, der Charme des Stückes schlägt beinahe in Lächerlichkeit um.

Insgesamt eine herbe Enttäuschung nach der gelungenen ersten CD.

Repertoire: 2 Punkte
Klang: 4 Punkte
Interpretation: 1 Punkte
Edition: 2 Punkte

Gesamt: 9 von 20 Punkte

Sven Kerkhoff

 

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