Moritz von Eschersheim

Flausen im Kopf, Flusen im Bauchnabel

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Der Berliner Moritz von Eschersheim ist ein Liedermacher, nun hat er sein Debütalbum Flausen im Kopf & Flusen im Bauchnabel veröffentlicht. Der Künstler hat sich bisher jedoch auch als ein erfahrener Filmmusiker in Szene gesetzt, sowie arbeitete er an bekannten Produktionen wie "Tatort“, verschiedenen Dokumentationen und Kinderfilmen.
Gleich vorweg, diese zehn Songs kann man nicht unmittelbar in eine "Schublade" stecken. Nicht nur, das sich diese durch verschiedene musikalische Ausrichtungen darstellen, Pop, Rock, Funk, Reggae, Blues, das ist die Verpackung. Inhaltlich, hinsichtlich der Texte und der jeweiligen Vorträge, bewegen wir uns zwischen Ernsthaftigkeit und auch ein wenig Albernheit. Alltägliches, Politik, mit humoristischem oder auch satirischen oder absurd wirkenden Inhalten, setzt der Protagonist grundsätzlich keine Grenzen, auch nicht sich selbst, wenn er dann gesanglich mal ein wenig schräg liegt. Hierzu fällt mir eigentlich nur ein Vergleich, zumindest teilweise, ein, ich meine Sascha Gutzeit.
Der "Panzernashornbabyblues" ist kein Blues, stattdessen ein kraftvoller, von Bläsern und einem Klavinet gurgelnd unterstützter, Funk. Gesanglich kann mich der Protagonist nicht mitreissen, das klingt ein wenig künstlich und wenig groovy und soulvoll. "Dieses Lied" passt besser mit dem stimmlichen Vortrag zusammen, rockig unterlegt, und Lina Denis als Gesangspartnerin.
Die "Schmetteraupe" führt uns musikalisch in die Karibik und verbreitet angenehme und gemütliche Stimmung, mit "Hand" wird es ganz ruhig für den Start, doch die vermeintliche Ballade wird zwischendurch dann wieder flotter, Urlaub in Sachsen, Klimakrise, die Erkenntnis "Alles steht still, wenn Deine starke Hand es will", und zum Schluss ein wenig angedeutetes New Orleans-Feeling mit Gebläse und Banjo.
Orgelklang leitet den Reggae-Rhythmus zu "Bubble" ein, hier geht es um den Alltag, um Beziehungen, politisch wird es beim Thema CO2, bekannte Politiker werden vorgestellt, deren Stimmen werden durch künstliche Intelligenz nachempfunden, "Privatflugzeuge". Eine Patchwork-Familie ist Thema beim Song "HDGL", in Richtung Soul tendiert "Windeln und Benzin", ein wenig jazzige Fusion atmet "Gig" und zum Schluß fällt noch etwas "Landregen". Nun wird es ganz ruhig, es donnert im Hintergrund, er singt davon, dass sich diese alte Welt sich endlich zu Ende drehen und die Flüsse über die Ufer gehen mögen.
Ja, manchmal erlebt man Tiefgang in den Texten, dann gibt es das eine oder andere Augenzwinkern, mal schwingt der Humor an der Oberfläche, dann wieder könnte einem die eine oder andere Textzeile im Halse stecken bleiben. Wie auch immer, ich ordne die Musik in die große Schublade Pop mit Singer/Songwriter-Anstrich ein, es ist mit diesem Album auch durchaus etwas Neues entstanden, und zum Schluß werde ich akustisch vom plätschernden Landregen verabschiedet. Aber - so meine ich, dass knapp über siebenundzwanzig Minuten doch ein wenig kurz sind, oder?


Wolfgang Giese


Trackliste |
1 Panzernashornbabyblues (1:34)
2 Dieses Lied (2:51)
3 Schmetteraupe (2:09)
4 Hand (2:53)
5 Bubble (1:32)
6 Privatflugzeugen (2:46)
7 HDGDL (2:39)
8 Windeln und Benzin (2:20)
9 Gig (3:22)
10 Landregen (4:58)
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Besetzung |
 Moritz von Eschersheim (Gesang, E-Gitarre, akustische Gitarre)
Caroline Weber (Drums)
Vittorio Longobardi (Bass)
Yasmin Hadisubrata (Klavinet, Rhodes, Klavier, Orgel)
Janos Adrat (Trompete)
Benjamin Michael (Saxofon)
Elena Seeger (Posaune)
Lina Denis (Gesang)
David Stewart Ingleton (Banjo)
Chor der AI-Generierten Politiker (#6)
AI (Politikerstimmen)
Izrael Zak (Inspiration - #8)

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