Specials

Today's Specials

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Rein formal ist Today's Specials das dritte Album der Ska-Legende Specials. Für viele Fans war es mit der Band allerdings schon nach dem 79er Debüt vorbei. Der Nachfolger More Specials (1980) hatte sich zu sehr von den Wurzeln entfernt; galt für viele als „Fahrstuhlmusik“. Es folgten Splits und Nachfolgebands, wie Special AKA und The Fun Boy Three. Erst 16 Jahre später erschien wieder ein Album unter dem alten Namen – an Bord immerhin vier der sieben Originalmitglieder.
Der äußere Anschein verstärkt das Misstrauen gegenüber dem Album. Zum einen ist es ein reines Cover-Album; zum anderen besteht das nicht dünne Booklet vor allem aus Thanks-Listen der beteiligten Musiker.
Bereits ein genauerer Blick auf die verwendeten Titel verwandelt die Skepsis zumindest teilweise in Neugier. Die Specials bedienen sich natürlich bei zu erwartenden Ska- und Reggae-Heroen wie Bob Marley, Desmond Dekker und Peter Tosh, weiten den Rahmen aber nicht nur auf Bands aus dem Wave/Punk-Umfeld aus (The Clash und die Pogues), sondern bis hin zu Neil Diamond und der Jazz-Legende Dave Brubeck, mit dessen Klassiker „Take Five“ sie ihr Album sogar instrumental eröffnen.
Mit „Goodbye Girl“, „Time has come“ und „Maga Dog” haben sich drei solide Filler eingeschlichen. Das finale „Bad Boy“, ein Eigengewächs(?) der Specials, ist trotz schöner Gitarre und Trompete ein eher banaler Reggae. Das Desmond Dekker-Cover „007“ sticht aus diesen Songs positiv heraus.
Der Rest hat es aber in sich. Ich liste mal nach meiner persönlichen Begeisterung:
Aus „Somebody got murdered” (The Clash) wird eine fantastische Ballade.
„Take Five“ bekommt das Saxophon als Führungsinstrument verpasst. Außerdem kommt das Instrumental zum Teil als Dub.
„Dirty old Town” (The Pogues) packt, ohne dass die Specials ihm sonderlich viel Neues hinzugefügt hätten.
Bei der coolen Version von „A little Bit me, a little Bit you” dürfte niemand, der es nicht weiß, an Neil Diamond denken.
Die beiden Ska-Pop-Nummern „Pressure Drop“ und das sehr weich gesungene „Hypocrite“ gehören zu den Refrain-Helden des Albums. Dazu kommt der gut eingespielten Klassiker „Simmer down“ (Bob Marley).
Allein dem Hörvergnügen nach könnte ich dem Album gern noch 2 bis 3 Punkte mehr gönnen. Zwei Aspekte bremsen mich. Zum einen natürlich die begrenzte Eigenleistung der Spezialisten; zum anderen hätte ich mir im Booklet Kommentare zur Auswahl der Tracks gewünscht. Insbesondere bei Dave Brubeck und vor allem Neil Diamond hätte mich das sehr interessiert.
Alle Bedenken beiseite gelegt: Today’s Specials ist ein Genuss.


Norbert von Fransecky


Trackliste |
1 | Take Five | 3:58 |
2 | Pressure Drop | 4:18 |
3 | Hypocrite | 3:26 |
4 | Goodbye Girl | 3:57 |
5 | A little Bit me, a little Bit you | 4:33 |
6 | Time has come | 5:11 |
7 | Dirty old Town | 3:32 |
8 | Somebody got murdered | 3:06 |
9 | 007 | 3:58 |
10 | Simmer down | 3:47 |
11 | Maga Dog | 2:55 |
12 | Bad Boys | 5:09 |
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Besetzung |
 Roddy Byers (Git, Voc)
Neville Staple (Voc)
Horace Panter (B)
Lynval Golding (Git, Mundharmonika, Voc)
Aitch Hyatt (Dr, Back Voc)
Mark Adams (Keys, Voc)
Adam Birch (Posaune, Trompete, Flügelhorn)
Gäste:
Sheena Staple (Back Voc)
Kendell (DJ Vocs)
Four bald Guys (Bläser)

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