Gilbert Paeffgen Trio

Der Mann auf dem Trampolin

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Den Würzburger Musiker Gilbert Paeffgen hatte ich bereits 2019 mit seinem Trio und der Veröffentlichung Ossola vorgestellt. 2023 stellte sich der Perkussionist solo vor mit GIA.
Nun kommt Der Mann auf dem Trampolin, dessen Geschichte uns mit zehn Songs vorgestellt wird. Bereits auffällig war der Einsatz eines für den Jazz originellen Instruments, des Hackbretts (Hammered Dulcimer). Waren die beiden genannten Alben bereits sehr ungewöhnlich, so habe ich den Eindruck, das Gilbert Paeffgen Trio geht hier noch einen Schritt weiter! War "Ossola" ein Album, das sich aufgrund seiner Ausrichtung als eines zeigte, dass innerhalb des Jazz in einer Art Nische angesiedelt war, so wird dieses mit Der Mann auf dem Trampolin noch deutlicher. Dieser Jazz spricht eine ganz eigenständige Sprache, nicht nur durch die nun verstärkte Verwendung des Hackbretts.
Denn fast alle Songs sind außergewöhnlich, so setzt Paeffgen die Möglichkeiten der benutzten Rhythmus- und Schlaginstrumente ebenfalls verstärkt in Szene. Dieser Jazz swingt dadurch sicher weniger, aber die Tiefe und Breite der Gestaltung wächst dadurch sehr und verführt zu ebenfalls tieferer und breiterer Aufmerksamkeit beim Hören. Positive Überraschungen sind die Folge, die Musik ist derart lebendig und dabei doch mit einer großen meditativen und mitunter hypnotisch wirkenden poetischen Ruhe ausgefüllt, das gilt jedenfalls für die Mehrzahl der Songs.
Die Originalität der Kompositionen und der Arrangements spiegeln sich in jedem einzelnen Song wider. So muss ich beim ersten Song, "Glockenship", der im Übrigen bereits für "Ossola" verwendet wurde, nur etwa eine Minute kürzer, spontan an einen Song von Pat Metheny denken, der eine ähnliche Atmosphäre ausstrahlt, das ist "(Cross The) Heartland". Wie bei "Glück" sind weitere Songs auf das Schlagzeug konzentriert, mit feinfühliger Ausschmückung durch die Mitstreiter, und mit "Meistens Jetzt" taucht man doch tatsächlich in die Welt des Free Jazz ein.
So ist, gesamt betrachtet, diese Musik freier in der Gestaltung, sie setzt die Grenzen weiter, lässt individuellen Gestaltungen freien Raum, und wenn die Pianosaiten und die des Hackbretts gemeinsam einen ganz besonderen Sound erzeugen, dann ist etwas Besonderes entstanden, und wenn dann "So So Zäuerli" erklingt, dann denke ich unwillkürlich in Richtung Balkan. Dann wird es ganz besonders romantisch und sehr sehr schön mit "African Flower", ach, diese ausgedrückten Emotionen berühren meine Seele ganz tief.


Wolfgang Giese


Trackliste |
1 Glockenship (4:51)
2 Glück (4:11)
3 Meistens Jetzt (1:58)
4 So So Zäuerli (3:09)
5 384 (4:47)
6 Offene Schachtel (5:40)
7 Die Strenge Kammer (2:55)
8 African Flower (7:08)
9 Der Mann auf dem Trampolin (3:08)
10 Golden Hour (3:41)
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Besetzung |
 Fabian Müller (piano)
Claude Meier (bass)
Gilbert Paeffgen (drums, hammered dulcimer)

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