Moggs Motel

Moggs Motel

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Als mir ein Video von einer Band namens Moggs Motel angezeigt wurde, war ich sofort wie elektrisiert: Der unverwüstliche Phil Mogg ist nach dem Ende von UFO und gesundheitlichen Problemen wieder aktiv! Und „Apple Pie“ begeisterte mich vom Fleck weg! Der gelassene, stetige Fluss und das lebensbejahende Flair packen dich sofort und reißen dich mit sich fort. Als würde die kompositorische und musikalische Klasse nicht reichen, ging mir das Herz auf, die Musiker um die Wette strahlen zu sehen.
Das überträgt sich auf die Musik – klassischer Hardrock in mittlerem Tempo, das Moggs charakteristischer Stimme den nötigen Raum gibt, um alle ihre Nuancen zur vollen Entfaltung kommen zu lassen, ohne den 75-Jährigen zu überfordern. Und wie bei dem britischen Gentleman üblich, verdoppeln seine lebensklugen, ironischen Texte das Hörvergnügen! Alleine der Songtitel „Storyville“! Ich meine, überhaupt auf das Wort zu kommen! Oder „The Wrong House“, ein „Runter von meinem Rasen“-Thriller à la Clint Eastwood... Köstlich!
Was die zeitlose und vor allem zeitlos gute Musik betrifft, sollte jeder Fan von sattem, geschmeidigem Hardrock oder meinetwegen auch Classic Rock – der Begriff hat mir noch nie behagt – bei den 12 Songs voll auf seine Kosten kommen. Großen Anteil daran hat Bassist und Gitarrist Tony Newton. Der hauptamtliche Bassist von KK´s Priest und Voodoo Six hat Moggs Motel so wunderbar sahnig produziert, dass dem Rock-Feinschmecker jeder Ton förmlich auf der Zunge zergeht. Mit Neil Carter sorgt zudem ein weiterer UFO-Recke an der Gitarre und zusätzlichem Gesang sowie mit traumhaften Melodien, die er den Tasten und der Flöte (!) entlockt, für Wonneschauer. Die beiden ineinander übergehenden, jeder für sich hervorragenden Songs „The Princess Bride“ und „Other People´s Lives“ sind von einer fremdartig anmutenden und doch vertraut wirkenden Schönheit. Unbedingt anhören!
Nicht vergessen, geschweige denn unterschätzen darf man die Wirkung der betörenden Backing Vocals von Zoe Devlin Love und Laurie Mansworth, die den Zauber der Musik mit jedem ihrer Einsätze noch einmal deutlich intensivieren, nachzuhören etwa bei „Tinker Tailor“ (und nicht „Taylor“, wie von jedem verfügbaren Abspielgerät außer meinem BluRay-Player angezeigt...).
Noch eine Kuriosität: Bei den Pressungen für die USA und Kanada mit dem sehr schönen, leider nur knapp über zwei Minuten langen Bonus-Instrumental „Taylors Woods“ (Nein, nicht Tailors Woods, hihi!) prangt auf dem Rücken des Digipaks der Aufdruck „Phil Mogg – Moggs Motel“, als handele es sich hier um eine Solo-Platte. Zum Glück bin ich nicht auf dieser Welt, um alles zu wissen oder zu verstehen...
Wer nach dem gerade wiederveröffentlichten Dancing With St. Peter von Mogg & The Sign Of 4 Blut geleckt hat, findet in dieser Scheibe aus dem September letzten Jahres eine formidable Ergänzung.
Übrigens gibt es, auch ohne diese Kritik gelesen zu haben, ein offensichtliches Qualitätsmerkmal: Eine Platte, auf deren Cover gerade Stephen Kings „Christine“ in Moggs Motel eincheckt, muss einfach gut sein! Ein echter Hingucker!


Michael Schübeler


Trackliste |
1 | Apple Pie | 5:26 |
2 | Sunny Side Of Heaven | 4:04 |
3 | Face Of An Angel | 5:43 |
4 | I Thought I Knew You | 3:59 |
5 | Princess Bride | 5:42 |
6 | Other People´s Lives | 5:38 |
7 | Tinker Tailor | 3:49 |
8 | Weather | 4:40 |
9 | Harry´s Place | 1:02 |
10 | The Wrong House | 4:24 |
11 | Shane | 4:09 |
12 | Storyville | 4:34 |
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Besetzung |
 Phil Mogg (Vocals)
Tommy Gentry (Guitars)
Tony Newton (Bass, Guitars)
Joe Lazarus (Drums)
Neil Carter (Keyboards, Guitars, Vocals, Flute)
Zoe Devlin Love (Backing Vocals)
Laurie Mansworth (Backing Vocals)

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