Couperin, F. – Balbastre, C.-B. – Dandrieu, P. u. a. (Frisch, C.)

L'Aimable (Une Journee avec Louis XV)


Info
Musikrichtung: Rokoko Cembalo

VÖ: 03.06.2022

(Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. ALPHA 827)

Gesamtspielzeit: 72:16



PETITS FOURS FÜR'S CEMBALO

Eigentlich ist es fast egal, was man auf diesem fantastisch klingenden Cembalo spielt: Der Nachbau eines Instruments von Jean-Claude Goujon, dessen Original vor 1749 entstand und 1784 noch mal modifiziert wurde, beeindruckt durch sein breites Spektrum an Registrierungsmöglichkeiten vom rauschenden Plenum bis hin zu sanft gedämpften, an eine Laute gemahnende Töne. Kniehebel erlauben rasche Wechsel während des Spiels – ein Vorzug bei virtuosen, orchestral gedachten Stücken wie z. B. Claude-Bénigne Balbastres Transkriptionen von Tänzen aus Jean-Philippe Rameaus Opernballett-Einakter „Pygmalion“. Die Meißelschläge des Bildhauers, die in der Ouvertüre imitiert werden, gelingen auf diesem Instrument sehr plastisch. Wobei Cembalistin Céline Frisch sich durch stupende Geläufigkeit auszeichnet, die raschen Figurationen gleichsam aus dem Handgelenk fliegen lässt.

Auf ihrer neuen Aufnahme hat sie Rokoko-Delikatessen aus der Zeit Ludwig XV. versammelt und zeichnet mit diesen "Petits Fours" einen imaginären Tageslauf des Monarchen nach: Vom gutgelaunten morgendlichen Erwachen (mit François Couperins „Le Reveil-matin“) geht es über die morgendlichen Aktivitäten (eine kurze Suite von François d'Agincourt) erst mal in die Kirche (wo Pierre Dandrieus „Carillon ou Cloches“ zur heiligen Messe läuten).
Tagsüber locken die Vergnügen der Jagd (Louis-Claude Daquin pittoreske Suite lässt u. a. Hörner erschallen und Hunde tollen). Amouröser Zeitvertreib kommt mit weiteren Stücken von Couperin und Joseph-Nicolas Pancrace Royer ebenso wenig zu kurz wie die abendlichen höfischen Vergnügungen (u. a. mit Balbastre-Rameau). Nach so viel aristokratischem Müßiggang glitzern zum Ende des Tages melancholisch Michel Correttes „Les Étoiles“ vom Paradebetthimmel …

Bewusst hat Frisch auch Komponisten der zweiten und dritten Reihe einbezogen, die damals den größten Teil des Repertoires für Liebhaber bestritten. In ihrem sinnig komponierten Programm kommen sie durchaus zur Geltung. Daquins Jagd-Suite gefällt sich in schlichten Harmonien und imitatorischen Gesten und entwickelt keinerlei kontrapunktischen Ehrgeiz. Sie will einfach unterhalten und zerstreuen und dürfte auch Ludwig XV., der bekanntlich kein besonderer Musikexperte war und es lieber eingängig und einfach mochte, gefallen haben.
Neben solchen Petitessen finden sich exquisite Miniaturen: Royers „Les tendres Sentiments“ wie das albumtitelgebende „L’aimable“ sind perfekte Zeugnisse eines verfeinerten Geschmacks und erlesene „Stimmungsmalerei“.

Ein ebenso originelles wie verspieltes Programm, das dank Frischs Kunst unterhält und berührt.



Georg Henkel



Trackliste
François Couperin: Le Reveil-matin; Le Gazoüillement; Le Rossignol-en-amour; Les Amusemens
François d'Agincourt: Allemande "La Couronne"; Courante; Sarabande "La Magnifique"; Le Colin Maillard
Pierre Dandrieu: Carillon ou Cloches
Louis-Claude Daquin: L'Appel des Chasseurs - Fanfare en Rondeau; Marche; L'Appel des Chiens; La Prise du Cerf; La Curee - Fanfare; Rejouissance des Chasseurs
Joseph-Nicolas-Pancrace Royer: Les Tendres Sentiments; L'Aimable
Claude-Bénigne Balbastre: Ouverture; Gavotte gracieuse; Pantomime; Gigue
Michel Corrette: Les Étoiles
Besetzung

Céline Frisch, Cembalo


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