Hoelderlin

Live at Rockpalast 2005


Info
Musikrichtung: Prog / Krautrock

VÖ: 28.05.2021 (2005)

(WDR / MiG)

Gesamtspielzeit: 74:51


In der Zeit vom Herbst 2007 bis Sommer 2008 haben wir Hoelderlin intensiv betreut. Im Februar war fast der gesamte Backkatalog (mit Ausnahme des Debüts Hoelderlins Traum) wiederveröffentlicht worden. Im März folgte mit 8 ein neues Album, das mit einer kurzen Deutschland-Tour promotet wurde. Der Bericht über das Konzert im Berliner Knaack Club bildete den Auftakt einer Review- und Interview-Serie im genannten Zeitraum.

Grundlage für diese Aktivitäten war die Wiedervereinigung der Band im Jahre 2005 für ein von der WDR Rockpalast-Redaktion veranstalteten Konzert in der Bonner Harmonie, das nun als CD/DVD-Package veröffentlicht wird.

Wie im Berliner Konzert zwei Jahre später war zu meiner Enttäuschung auch in Bonn kein Stück von dem völlig unterschätzten Spätwerk New Faces dabei. Dieses Mal ist es aber verzeihlicher, da Hoelderlin sich zum Wiedervereinigungsfest ganz bewusst an dem Liveklassiker Traumstadt von 1978 orientiert hatten.

Am Start sind im Wesentlichen die vier Klassiker-Alben, die vor Traumstadt erschienen sind. Mit den ersten vier Stücken (Das Intro nicht mitgezählt.) gehen diese vier Alben jeweils einmal an den Start. In der zweiten Hälfte wird das Debüt allerdings nicht noch einmal berücksichtigt; stattdessen gibt es das damals neue „Come to me“, das erst gut ein Jahr nach dem Bonner Konzert auf 8 erschienen ist.

Von Rare Bird hätte ich statt des Titelsongs lieber meinen absoluten Hoelderlin-Favoriten „Häktik Intergaläktik“ gehabt – wie es auch auf Traumstadt der Fall gewesen ist, aber man kann ja nicht alles haben.

Hoelderlin zeigen sich viel-, genauer vierseitig. Dabei zeigen das neue „Come to me“ und „Waren wir“ vom Debüt sozusagen die Vergangenheit und die Zukunft an, die die klassische Hoelderlin-Phase umfassen. „Waren wir“ ist noch ganz Early Prog mit sehr deutlichen Wurzeln im Folk; während sich „Come to me“ mit seinem vergleichbar blassen Dauersound dem Ambient Prog zuwendet, der auf 8 dann verstärkt Einzug hält.

„Schwebebahn“ und „Sun Rays“ auf der einen und „Phasing“ auf der anderen Seite zeigen zwei Bezugsgrößen, zu denen sich Hoelderlin - allerdings sehr eigenständig – verhalten – frühe Genesis und Grobschnitt auf der einen; Tangerine Dream und ruhigere Pink Floyd auf der anderen Seite.

Dazwischen und immer wieder mit Bezügen zu den Folkwurzeln, wie z.B. bei „Nürnberg“, toben sich Hoelderlin aus. Die Violine als dominierendes Solo-Instrument gibt sich ausgesprochen Prog-rockig und gibt der Band ein gutes Stück ihr eigenes Gesicht.

Hoelderlin versuchen 2005 nicht sich in irgendeiner Weise neu zu erfinden, wenn man einmal von dem neuen „Come to me“ absieht, das tatsächlich die Richtung angibt, in der sich die Band in der folgenden Zukunft entwickeln sollte. Das Anknüpfen an das frühere Leben wird konsequent – und gelungen – durchexerziert. Daher fällt die Variation, in „Schwebebahn“ besonders deutlich ins Ohr, wenn die Band dem Stück (von Minute 3:00 bis 9:30) ein völlig neues Beat-lastiges groovendes, fast Techno-artiges Gewand anlegt.

Man kann sich bei MiG in Hannover wieder einmal nur bedanken, dass solch eine Perle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Transsib Intro 2:39
2Schwebebahn11:20
3Waren wir10:14
4Rare Bird 8:35
5Streaming10:57
6Nürnberg 5:34
7Come to me 5:35
8Phasing 9:44
9Sun Rays10:13
10Interview (nur DVD)11:42
Besetzung

Michael Bruchmann (Dr)
Hans Bäär (B, Ac. Git, Back Voc)
Andreas Hirschmann (Keys, Back Voc)
Ann-Yi Eötvös (Voc)
Dirk Schilling (Git, E-Beats)
Markus Wienstroer (Violine, Ac. Git)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>