25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 100: Money Factor - Zhod Dres





Ein Jubiläum – die 100. Kolumne seit dem April 2011, in dem sich der Kauf meines ersten CD-Players zum 25. Mal jährte. Und sie bietet mir auch gleich eine Steilvorlage für ein sehr schönes Thema: Familiengeschichte.

Dabei war die Auswahl der CD dieses Mal eigentlich viel schwerer als z.B. im Vormonat. Immerhin 20 CDs standen zur Auswahl; darunter das legendäre Jane-Live-Album, das bei uns aber bereits 2008 als Re-Release besprochen worden ist. Auch die ebenfalls aus Hannover stammenden Sargant Fury mit ihrem damals aktuellen klasse Album Little Fish wären eine gute Wahl gewesen, gerade weil die Band nie den Erfolg gehabt hat, den sie eigentlich verdient hätte.

Entscheidend war dieses Mal wieder der “exotische” Kaufort. Acht CDs sind im Juli 1994 in Litomysl (Tschechien), Kezmarok (Slowakei), bzw. Krakau (Polen) gekauft worden. Es wird gleich klar werden, warum es eine der beiden Kezmaroker CDs sein musste. Es wurde dann sowohl aus musikalischen, wie formalen Gründen das Album von Money Factor, das noch etwas aktueller war als Revolver & Muzika von Peter Nagy. Außerdem ist es auch noch eine slowakische Pressung. (Nagy ist in einem deutschen Presswerk produziert worden.)

Warum aber musste es eine in Kezmarok erworbene CD sein? Einige Monate zuvor hatte sich der Genealoge Alexander Fülling, ein professioneller Familienforscher, mit uns in Verbindung gesetzt. In seinem Stammbaum gab es eine „von Fransecky“ und so hatte er sich daran gemacht den Stammbaum derer von Fransecky zu erforschen. Er stellte uns seine bisherigen Ergebnisse zur Verfügung und wir konnten ihm noch einiges liefern, was er noch nicht wusste. Angesteckt von ihm haben wir uns durch Akten im Geheimen Staatsarchiv in Dahlem gearbeitet. Unter anderem hielt ich die – auf blauem Papier geschriebene – Anerkennung des uralten ungarischen Adels durch Friedrich den Großen für Preußen in der Hand.

Fülling hatte einen guten Job gemacht, was die von Franseckys in Preußen anbelangte. Urahne aller preußischen von Franseckys ist der 1701 vor einer brutalen Gegenreformation aus dem katholischen Österreich-Ungarn nach Preußen geflüchtete Protestant Abraham von Fransecky. Die ungarischen Ursprünge der Familie aber blieben im Dunklen.

Da wollten wir etwas Licht hinein bringen. Zwei Hinweise hatten wir. Die Namen von zwei österreichischen Adligen, die für die Enteignung der von Franseckys zuständig gewesen sein sollen, und den Hinweis, dass Abraham „über die Landschaft Zips“ nach Preußen geflüchtet sei. So wurde 1994 die Zips unser Reiseziel. Dort liegen Städte, die seit dem 12. Jahrhundert von Deutschen gegründet wurden, Städte wie Kezmarok (Käsmark) und Levcoca (Leutschau). Heute gehört die Region zur Slowakei.

Die Namen der beiden Adligen waren einem Heimatforscher, den wir in Levoca gesprochen haben, ein Begriff. Der eine war für die Enteignung der Protestanten in der ganzen Region zuständig; der andere – ihm wohl untergeben – speziell für die Stadt Käsmark. Glücklicherweise waren alle Kirchenbücher und Taufregister der Region in Levoca zentral gelagert, so dass ich mir alle den Ort Käsmark betreffenden Register ansehen konnte. Das Ergebnis war negativ: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es keinen einzigen Eintrag zur Familie von Fransecky – weder Geburten, noch Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen.

Seitdem nehme ich die Formulierung „über die Landschaft Zips“ sehr wörtlich. Ich gehe davon aus, dass die Familie zentraler in Ungarn ansässig war, wo die Vertreibungen bereits früher durchgeführt wurden. Die Familie konnte sich erst einmal auf ein kleineres Gut in der Zips am Rande des Reiches retten, bevor Abraham endgültig nach Preußen flüchtete. Denn die Familie muss in der Zips Besitz gehabt haben, sonst hätte sie dort ja nicht enteignet werden können. Aber die Geburten etc. sind eben nicht dort registriert worden, sondern an ihrem Hauptwohnsitz, den wir noch nicht gefunden haben.


Norbert von Fransecky



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