Bruce Dickinson

Scream For Me Sarajevo [Blu-ray]


Info
Musikrichtung: Metal, Hard Rock

VÖ: 29.06.2019

(Eagle Vision / Universal Music)

Gesamtspielzeit: 95:00

Internet:

https://screamforme.com


Mitte der 90er war eine von vielen Veränderungen geprägte Zeit für Iron-Maiden-Sänger Bruce Dickinson. Zum Beispiel hatte er genug von seiner großen Band und beschäftigte sich in musikalischer Hinsicht mit seiner Solokarriere. Ein abenteuerlustiger Typ war er schon immer. Und hatte Ende 1994 (vielleicht auch etwas aus Naivität heraus) sofort zugesagt, als ihn ein britischer Major aus dem Blauen heraus anrief und fragte, ob er nicht ein Konzert in Sarajevo spielen möchte.

Wie, 1994, ein Soldat, Sarajevo? Genau, das lässt aufhorchen. Die heutige bosnische Stadt befand sich damals in den einer mehrjährigen Belagerung mitten in den Jugoslawienkriegen. Und so war der porträtierte Auftritt eben auch kein gewöhnlicher, sondern ein äußerst halsbrecherisches Unternehmen. Scream For Me Sarajevo ist somit auch keine normale Konzertdokumentation, sondern er zeigt ein Stück Zeitgeschichte, bei dem nicht der Musiker, sondern vor allem um die Menschen rundherum im Mittelpunkt stehen.

Es kommen zahlreiche Zeitzeugen zu Wort, die ihre Eindrücke der damaligen Zeit zu Protokoll geben. Männer und Frauen, die damals noch Jugendliche, bzw. Heranwachsende in der Blüte ihres Lebens waren und sich plötzlich in unmenschlichen Kriegswirren wiederfanden. Dabei ist es faszinierend, mit welcher Leidenschaft von der damaligen Zeit erzählt wird, in der es die Einwohner der Stadt schafften, trotz der Belagerung im Untergrund eine Künstlerszene am Leben zu erhalten. Originalaufnahmen, die wie eine Art Nachrichtensendung geschnitten sind, sorgen für ein beklemmendes Gefühl.

Man bekommt eine abenteuerliche Reise serviert, die keinen der Protagonisten kalt ließ. Sie war vom Eindruck der leidenschaftlichen Fans auf der einen und ihren damaligen Lebensumständen mit Tod und Terror auf der anderen Seite geprägt. Major Morris, sein „Sicherheitsinspektor“ Trevor sowie Dickisons damalige Bandmitglieder Chris Dale und Alessandro Alena kehrten für den Film nach Bosnien zurück und sie waren nicht nur einmal den Tränen nahe. Selbst der sonst so souveräne und gut aufgelegte Frontmann zeigt sich bei den Interviewsequenzen sehr emotional. Welche Erlösung der Auftritt selbst war, kann man gut anhand der zu sehenden Livesequenzen nachfühlen.

Das rund 95-minütige Scream For Me Sarajevo ist ein ziemlich beeindruckender und emotionaler Film, den man gesehen haben sollte. Dabei muss man gar kein Fan von Bruce Dickinson oder überhaupt harter Rockmusik sein. Denn schließlich stellt jene nur die Rahmenhandlung zu einem Stück Zeitgeschichte dar.



Mario Karl
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