Musik an sich


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Stark wie immer - Die Livemacht Saxon "on stage" in Nürnberg




Info
Künstler: Saxon

Zeit: 26.05.2011

Ort: Nürnberg - Löwensaal

Internet:
http://www.saxon747.com
http://www.myspace.com/planetsaxon

Saxon haben in diesem Jahr ein neues Album mit dem Titel Call To Arms veröffentlicht, das allgemein gute Kritiken bekommen hat. Der Titel „Chasing The Bullet“, der bei der Rocks-Ausgabe dabei war, gefällt mir sehr gut. Von daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, den unermüdlichen Briten einen Besuch abzustatten. Am Löwensaal angekommen sind bereits einige Leute unterwegs, die Parkplätze sind fast schon wieder voll. Mit zwei Vorbands und einem Kartenpreis von 30 Euro ist dies in meinen Augen ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Dies sieht am Merchandise-Stand schon wieder etwas anders aus. Hier scheinen mir die Shirtpreise gerade für Saxon-Verhältnisse extrem teuer - 35 Euro für ein T-Shirt und 20 Euro für ein Poster mit allen Unterschriften der Band.

Die erste Vorband VANDERBUYST, die lediglich aus drei Mann bestehen und bei denen der Bassist den Gesang übernimmt, kommen bei einigen Fans recht gut an. Ich schaue mir die ersten drei Songs an und komme jedoch nicht in das Songmaterial hinein. Dies liegt jedoch nicht an der Band, sondern am Sound. Der ist vor allem bassmäßig total übersteuert. Ich erkenne keine Melodie eines Songs und gehe wieder in den Außenbereich. Die Band gibt auf der Bühne alles, hat ein cooles 80er Jahre-Stageacting und bringt ihre Musik mit vollster Überzeugung rüber. Sehr schade, dass der Sound so schlecht war.

Die zweite Vorband heißt CRIMES OF PASSION. Die Band hat einen wesentlich besseren Sound und somit kommen die Songs beim Publikum automatisch besser an. Der Frontmann erinnert vom Aussehen her ein bisschen an Dee Snider von Twisted Sister - vom Gesang her ist er jedoch eher Bruce Dickinson zuzuordnen. Er hat eine wirklich sehr beeindruckende Stimme. Die Songs gefallen mir sehr gut und werden von der Band stilvoll dargeboten. Zu Ehren des 2010 verstorbenen Ronnie James Dio wird eine Coverversion von „Holy Diver“ vom Stapel gelassen, die jedoch meiner Ansicht nach bei einer derartig kurzen Spielzeit etwas überflüssig ist. Die Band ist mit Saxon-Sänger Biff Byford befreundet. Sie haben sogar einen Song mit ihm zusammen aufgenommen, der auch live präsentiert wird. Etwas schade finde ich, dass Biff live nicht mitsingt das wäre eine coole Aktion gewesen.

Nach einer kurzen Umbaupause werden die „SAXON, Saxon!!“-Rufe immer lauter, das Licht geht aus und wie von den Fans gewünscht stürmen die wackeren Briten zu einem sehr langen Intro die Bühne. Los geht es mit einem neuen Song, „Hammer Of The Gods“, der beim Publikum sehr gut ankommt. Die Menge tobt, Sänger Biff, bei einer Affenhitze mit seinem langen Mantel ausgestattet, hat die Fans bereits nach diesem Song im Griff und peitscht Band und Fans gnadenlos nach vorne. Mit „Heavy Metal Thunder“ folgt der zweite Paukenschlag - und der Nackenbrecher fährt auf die Nürnberger Meute nieder. Es ist immer wieder faszinierend, diese Band live anzuschauen. Sie sind eine regelrechte Dampfwalze. Die Rhythmussektion mit dem wahnwitzigen und pausenlos agierenden Nibbs Carter am Bass und dem Tier hinter den Dampfkesseln, Nigel Glockler, sorgen für einen gnadenlosen Beat, bei dem die beiden Gitarristen Paul Quinn und Doug Scarrat einfach mitmachen müssen. Über allem thront Sänger Biff, der mit dem Publikum souverän umgeht und dem es immer wieder gelingt, die Menge zu begeistern.

„Motorcycle Man“ wird in der wohl brachialsten Version präsentiert, die ich jemals gesehen habe. Mit dem neuen Song „Back in 79“, der live hervorragend ankommt, betritt die Band bekanntes Terrain und hört sich ähnlich an wie in den melodischeren 80er Jahren. Überhaupt fällt auf, dass alle neuen Songs sehr gute Melodien haben und absolute Ohrwürmer sind. Saxon wären nicht Saxon, wenn sie nicht auch einige Überraschungen im Set einbauen würden. Die für mich größte Überraschung stellt zweifellos „Rock’n’Roll Gypsy“ vom Innocent Is No Excuse-Album dar. Der Song wird von den Fans begeistert aufgenommen und die Stimmung, die bei diesem Kracher aufkommt, ist wirklich phänomenal. Dies merkt auch die Band, die sich nach dem Titel auf der Bühne angrinsen wie Mitglieder einer Schülerband, die gerade ihren ersten eigenen Hit live gespielt haben. Nach dem für mich durchaus verzichtbaren „Demon Sweeney Todd“ folgt Klassiker auf Klassiker. Bei „And The Bands Played On“ gibt das Nürnberger Publikum alles, auch bei „Dallas 1 PM“ ist die Stimmung auf einem sehr hohen Level. Paul Quinn packt hier erstmals eine doppelhälsige weiße Gibson SG aus, auf der er sehr gekonnt den Wechsel der ruhigen in die heftigen Parts rüberbringt. Praktischerweise lässt er diese gleich umgeschnallt, da beim dem ausgezeichneten „When Doomsday Comes“ ein ähnlicher Sound gebraucht wird.

Das Album Denim And Leathe“ hat in diesem Jahr 30-jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund haben sich Saxon entschlossen, ein paar mehr Songs dieses Meilensteins zu spielen. Darüber ist erwartungsgemäß niemand unglücklich und so wird mit dem saucoolen „Play It Loud“, dem unsterblichen „Denim And Leather“ und dem wuchtigen „Princess Of The Night“ ein Dreierpaket dieses Klassikers vom Stapel gelassen. Die Fans sind begeistert, die Stimmung überträgt sich auf die Band und so wird das Konzert zu einem absoluten Erlebnis. Der Zugabenblock beginnt mit dem Überhit „Crusader“. Es ist wirklich total beeindruckend, mit welcher Begeisterung die Fans während des ganzen Konzertes dabei sind. Das erstaunt mich jedes Mal aufs Neue wieder. Ich weiß selbst nicht, woran das liegt. Ich vermute jedoch, es liegt an der Authentizität, die Saxon nach all den Jahren immer noch ausmacht. Außerdem ist die Identifikation mit den Fans, ihren Texten und die Spielfreude und Begeisterung, die sie auf der Bühne an den Tag legen ein absolutes Markenzeichen geworden, das keinen Fan im Publikum kalt lassen kann.

Bei „747 (Strangers In The Night)“ testet Biff die Textsicherheit des Nürnberger Publikums, das jede Zeile auswendig mitsingen kann. „Strong Arm Of The Law“ ebnet den Weg für das finale „Wheels Of Steel“. Hier holt Biff noch einmal das letzte aus seiner Band und dem Nürnberger Publikum heraus. Die klassischen Mitsingspielchen werden gemacht, was für das Publikum noch einmal eine echte Herausforderung darstellt. Nach diesem Song und 110 Minuten Spielzeit ist Schluss und Saxon bekommen tosenden Applaus und das völlig zu Recht. Wer über diese Spielzeit ein derartig hohes Energielevel an den Tag legt, das verdient eindeutig Respekt.

Fazit: Falls Saxon in Eurer Nähe spielen - schaut sie Euch unbedingt an, es lohnt sich!


Setlist:
Hammer of the Gods
Heavy Metal Thunder
Never Surrender
Motorcycle Man
Back in 79
I've Got to Rock (To Stay Alive)
Call to Arms
Rock 'n' Roll Gypsy
Dallas 1 PM
Demon Sweeney Todd
And the Bands Played On
Man and Machine
The Eagle Has Landed
When Doomsday Comes
Play It Loud
Denim and Leather
Princess of the Night
Crusader
747 (Strangers in the Night)
Strong Arm of the Law
Wheels of Steel




Stefan Graßl



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