Musik an sich


Reviews
Zelenka, J. D. (Viktora)

Missa Purificationis; Litaniae Lauretanae


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 2.6.2011

(Nibiru / Klassik Center Kassel / CD / DDD / 2007 / Best. Nr. 0147-2211)

Gesamtspielzeit: 61:27

Internet:

Ensemble Inégal



LOHNENDE LITANEI

Binnen zehn Tagen im Jahre 1733 entstanden, ist die Festmesse zur Ehren der "Reinigung der Jungfrau Maria" zwar instrumental reich besetzt, kann aber dennoch nicht zu den herausragenden Werken des Böhmen Jan Dismas Zelenka (1679-1745) gezählt werden. Natürlich wird auch hier die vollkommene Beherrschung des sogenannten gemischten Kirchenstils deutlich. Aber die Eile hat doch ihre Spuren hinterlassen und so wartet diese Messvertonung mit weit weniger Überraschungsmomenten auf als vergleichbare Werke des Meisters.
Das mag auch an der Kürze der Einzelsätze liegen, die kaum Raum für die Entfaltung raffinierter Harmonik lassen, dafür um so mehr von ihrem Kontrastreichtum zehren müssen. Insgesamt bleibt die Musik meist vorhersehbar. Das Ensemble Inégal, das jüngst auch mit einer erstaunlichen Einspielung von Zelenkas Oratorarium "Il diamante" in Erschienung getreten ist (MAS-Review), gewinnt der Messe dennoch zahlreiche schöne Momente ab. Lediglich die Pauke dröhnt arg dumpf aus dem Hintergrund. Bei den Gesangssolisten überwiegt das Licht den Schatten. So nimmt der Vortrag der Altistin Petra Noskaiová unmittelbar für sich ein und auch die bewährte Hana Blažíková macht ihre Sache überzeugend. Warum statt ihrer allerdings die zwar koloraturgewandte, aber eher blass und neutral gestaltende Gabriela Eibenová als Sopran I erwählt wurde, bleibt ein Rätsel.

Die rund 40minütige Messe wird ergänzt durch eine Lauretanische Litanei aus dem Jahre 1744. Sie gehört zur Reihe der letzten großen Kompositionen Zelenkas. Das Orchester ist hier nur mit Streichern und zwei Oboen besetzt, wirkt aber dennoch farbiger und differenzierter als in der Missa Purificationis. Überaus spannend ist der zentrale dritte Teil, "Sancta Maria", in dem die unterschiedlichen Elemente auf kleinstem Raum kunstvoll miteinander verschränkt werden: Während der Sopran permanent die chorale Invokation "Sancta maria, ora pro nobis" paraphrasiert, intonieren die übrigen Stimmen in hohem Tempo die einzelnen Anreden Mariens; in dieses Geschehen hinein wird plötzlich - Vollbremsung - ein knappes Adagio eingeschoben, das die Jungfrau als Helferin der Kranken und Trösterin der Betrübten ("Consoltarix afflictorum") anruft. Nach dieser überaus komprimierten Darbietung folgt als nächster Satz dann ein in aller Ruhe auskomponiertes "Agnus Dei" von im Vergleich ungleichgewichtigem Ausmaß (sieben Minuten gegenüber nur drei Minuten im vorangegangene Satz) und herrlichen Wechseln von Solo- und Chorpassagen. Hier zeigt sich einmal mehr, welch eigenwillige Wege Zelenka am Ende seines Lebens unbeirrt beschritt. Die Litanei ist daher das eigentliche Schmuckstück der Produktion, zumal die Ausführenden viel Gespür für die wechselnden Affekte beweisen.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-15 Missa Purificationis Beatae Viriginis Mariae, D-Dur (1733), ZWV 16
16-20 Litanie Leuretanae "Consolatrix Afflictorum" (1744), ZWV 151
Besetzung

Gabriela Eibenová, Hana Blažíková: Sopran
Petra Noskaiová: Alt
Jaroslav Bezina: Tenor
Tomáš Král: Bass

Ensemble Inégal

Adam Viktora: Ltg.


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>