Musik an sich


Reviews
Casal Quartet

The Birth of String Quartet


Info
Musikrichtung: Streichquartett

VÖ: 16.08.2010

(Solo Musica / Naxos)

Gesamtspielzeit: 68:59

Internet:

http://www.casalquartett.ch


The Birth of String Quartet hat ein doppeltes Thema. Das Casal Quartet will uns mit den Anfängen des Streichquartetts im 18. Jahrhundert vertraut machen und uns zugleich die Instrumente der Werkstatt Jacobus Stainer nahe bringen, auf denen das Album eingespielt wurde.

Wer, wie ich, als Gelegenheitsklassiker mit Neugier, aber begrenzter Erfahrung an das Album herangeht, wird wahrscheinlich unterschiedlich schnell Zugang zu den fünf Stücken finden und die Schwierigkeiten werden am Ende größer sein, als am Anfang. Damit präsentiert sich das Streichquartett hier ähnlich, wie sich mir auch andere Genres geöffnet haben.
Offenkundig liegt es in der Natur der Sache, dass ein neuer Musikstil mit zugänglicheren Werken beginnt, um sich dann in Bereiche zu entwickeln, die einen gewissen Insider-Zugang erfordern. (Dass es dann auch einen banalisierenden, oder – bei Erfolg – kommerzialisierten Abstieg geben kann, sei erwähnt, ist aber zumindest auf dieser CD (noch) nicht zu hören.)

So habe ich bislang zu dem Quartett Boccherinis mit Abstand den geringsten Zugang gefunden. Das eher ernst und verhaltene Stück – nebenbei das längste der CD – löst bei mir eher Langeweile aus. Möglicherweise sind es gerade die Passagen, die beim echtem Gourmet besondere Freude auslösen, die mir eher als nervendes Gekratze erscheinen.

Haydn hält mich im Wesentlich ähnlich auf Abstand, bietet mit dem moderat verträumten „Menuetto“ aber einige Minuten der Entspannung

Ganz am anderen Ende steht die eröffnende Sonate von Scarlatti. Ein ungeniert kräftig nach vorne gespieltes „Largo“, ein flottes „Allegro“ und ein tänzerisches „Minuet“ machen es zum zugänglichsten Stück der CD, direkt gefolgt von den kräftig akzentuierenden Streichern im 1. Satz der Sammartini-Sinfonie, denen ein elegisches Zwischenspiel und muntere Violinen folgen.
Mozart beginnt ungewöhnlich schwer und zurückhaltend, macht dann aber mit temperamentvollen, fließenden und verspielten Passagen klar, warum er zu den Klassikern gehört, die von Pop-Komponisten am liebsten aufgegriffen werden.

Fazit: Ein interessantes Album, das genug Stoff für Klassik-Novizen bietet ohne den Experten zu langweilen.



Norbert von Fransecky



Trackliste
Alessandro Scarlatti - Sonata a quattro d-moll (1715)
1 Largo 2:01
2 Grave 1:28
3 Allegro 0:45
4 Minuet 2:23

Giovanni Battista Sammartini - Sinfonia per archi G-Dur (ca. 1740)
5 Allegro man non tanto 4:05
6 Grave 0:37
7 Allegro assai 2:13
8 Minuetto 3:08

Wolfgang Amadé Mozart - Streichquartett KV 80 G-Dur "Lodi" (1770)
9 Adagio 6:05
10 Allegro 3:09
11 Menuetto 3:16
12 Rondeau 2:59

Luigi Boccherini - Streichquartett op. 2/1 in c-moll (1761)
13 Allegro comodo 7:03
14 Largo 7:09
15 Allegro 5:03

Joseph Haydn - Streichquartett op. 9/4 d-moll (1769)
16 Moderato 5:13
17 Menuetto 4:13
18 Adagio cantabile 5:13
19 Presto 2:53
Besetzung

Daria Zappa
Rachel Späth
Markus Fleck
Andreas Fleck


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