Musik an sich


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The Nuri: Musik ist Kunst und keine kommerzielle Ware




Info
Gesprächspartner: The Nuri

Zeit: 28.06.2011

Interview: E-Mail

Stil: Progressive Rock, Alternative

Internet:
http://www.the-nuri.de/
http://www.myspace.com/thenuriband

Mit Musicbox haben The Nuri aus dem Raum Mainz/Wiesbaden ein überzeugendes zweites Album veröffentlicht. Man kann es kostenlos auf der Homepage downloaden, aber besser, man greift gleich zur physischen Version, denn für gerade Mal 10 Euro (plus Porto) erhält man 71 Minuten hochklassiger Musik. Grund genug, ein paar Fragen an die 5 Bandmitglieder zu stellen.

Hallo zusammen, da man „The Nuri“ bisher kaum kennt wäre es zunächst einmal schön, wenn Ihr uns etwas über Euren Werdegang erzählen und Euch etwas näher vorstellen könntet.

Alle: Hallo!

Philip: Also, wir sind eine Truppe bestehend aus einem Mädel und 4 Jungs, welche sich so Mitte 2007 zusammengefunden haben. 2009 hatten wir einen Besetzungswechsel an den Keys, was meinen bisherigen Kenntnissen nach die Geschlechterverteilung nicht beeinflusst hat. Pascal heißt jetzt Christoph und das sind The Nuri auch im Jahre 2011!
Die Ursprungskonstellation bestand aus David, Andi und Pascal, dessen vorherige Band „Vision Scope“ sich kurz zuvor aufgelöst hatte. Der Rest wurde dann quasi hinzugecastet, unter anderem ich selbst. Man nennt mich Philip und ich spiele Bass!
Das ist übrigens die singende Sandra. Somit müssten alle Namen genannt sein.
Ansonsten…..wir alle sind im Rhein-Main-Gebiet beheimatet und bestehen aus Hessen und Rheinland-Pfälzern.

Wie kam es zum Besetzungswechsel an den Keyboards bei der neuen CD Musicbox?

Andi: Der hat sich ja schon weitaus vor der jetzigen Veröffentlichung ergeben. Gewisse stilistische Änderungen von der Masquerade zur Music Box haben sicher auch einen tragenden Einfluss gehabt, aber letzten Endes konnte sich Pascal halt nicht mehr mit The Nuri identifizieren. Da er als Absolvent eines musikalischen Studienganges viele musikalische Aktivitäten hatte, ist es nicht abwegig, dass diese am Ende mehr seinen Ehrgeiz erfüllt haben. Nunja, dann kam Christoph, wobei die Suche alles andere als einfach war und komplizierter als es klingt, aber die Mühen haben sich gelohnt.

Christoph: Ich musste mich ebenfalls einem Casting unterziehen!

Philip: … eines ohne Konkurenz. Haha!

Wie sind die bisherigen Reaktionen auf Musicbox? Seid Ihr damit zufrieden?

Andi: Mit denen können wir bisher durchaus zufrieden sein! Es gab schon einige nationale und internationale Reaktionen…Kommentare, persönliche Nachrichten oder ganze Rezensionen. Die bisherigen Downloads können sich auch sehen lassen und die CDs möchten auch einige haben. Außerdem werden wir momentan auf allen möglichen Filehostern hochgeladen, was für die Musikindustrie der Horror ist, uns erfüllt es mit Stolz;). Ja, ein sehr guter Start!:)

Werdet ihr mit Muxicbox auf Tour gehen oder zumindest einzelne Konzerte geben?

Christoph: Einzelne Konzerte wurden und werden gemacht. Ein sehr bedeutsames war z.B. unsere „After-Release-Party“ am 25.06. in der Kreativfabrik Wiesbaden, wo man ein gutes Stück The Nuri Live erleben konnte. Insgesamt war es auch eine richtige Party, so wie es angedacht war. Ansonsten ist so was wie eine Tour auch angedacht, um unsere Livepräsenz etwas weiter in das Land hinauszutragen. Das bedarf noch einiger Organisation; wir sind für jeden Tipp – z.B. Locations – dankbar!

Eure Songs sind in Teamarbeit entstanden. Gibt es dennoch Hauptsongschreiber die Ideen anbringen und die dann gemeinsam ausgearbeitet werden oder wie muss man sich das bei Euch vorstellen?

Philip: Da können wir eindeutig zugeben, dass David und Andi unsere Master Minds sind, insbesondere bei der Music Box. Trotzdem ist die gesamte Band an der Songentstehung beteiligt, da es im Proberaum auch noch ordentlich zur Sache geht und die Songs somit auch den Charakter der gesamten Band tragen.

Andi: Der Arbeitsprozess an den Songs ist auch nicht nur auf den Proberaum beschränkt. Ideen werden dank der heutigen technischen Möglichkeiten direkt ausgetauscht, so dass sich jeder auch zu Hause kreativ damit auseinandersetzen kann.

Gibt es erst die Musik und dann die Texte oder auch umgekehrt?

Sandra: Meistens bringen Andi oder David eine tolle Melodie mit, die uns dann zu den Texten inspiriert. Die Stimmung der Musik und der erzählten Geschichte stimmen dann überein und beeinflussen sich in ihrer Weiterentwicklung wechselseitig.

Die Texte stammen von Andeas Marx und Sandra Pfeiffer. Wie ist es für Sandra, Texte zu singen, die sie nicht selbst geschrieben hat oder sind die Texte ebenfalls Teamarbeit?

Sandra: Die meisten Texte werden gemeinsam geschrieben, aber auch wenn mal ein Text nicht aus meiner Feder stammt, bin ich meistens sehr damit einverstanden. Irgendwie ticken wir da ziemlich ähnlich. Andi kann einiges in Worte fassen, was ich so nicht parat hätte. Da ja eh meistens die Melodie vor den Texten steht, ist diese dann die Inspiration für die Geschichte, die wir in einem Song erzählen.

Habt Ihr irgendwelche Vorbilder und welche Bands und Musiker sind Eure wichtigsten Einflüsse?

David: 5 Personen, sehr viele Einflüsse. Aber die von uns oft genannten Einflüsse Porcupine Tree, Karnivool, Opeth, Dredg usw. sind die momentan Bedeutsamsten und unsere Musik könnte deren Hörer gefallen. Das heißt nicht, dass wir wie sie klingen, aber wir werden dadurch geprägt.

Ihr habt Musicbox selbst produziert, gemixt und gemastered. Wie lange habt ihr daran gearbeitet um diesen tollen druckvollen und dennoch glasklaren Sound zu erhalten?

Andi: Vielen Dank für das Urteil!:) Die ersten Arbeiten an der Music Box begannen schon ziemlich unmittelbar nach dem Release der Masquerade, wo dann direkt auch erste Pre-Productions entstanden. Wann die abschließende und auch verwendete Produktion gestartet wurde, das ist schwer festzumachen… aber am Ende muss man eh alles zum dem Produktionsprozess dazurechnen.

David: Es haben sich abschließend schon unzählige Stunden aufsummiert, die Andi und ich investieren mussten. Aber es hat sich ja gelohnt. Bei jemand externen und bezahlungspflichtigen hätte es uns wohl in den Ruin getrieben.:)

Philip: Ja, eine Geschichte die vor 3 Jahren begann. Aber dass am Ende zwischen Masquerade und der Music Box 3 Jahre vergangen sind, da hatten unter anderem Rückschläge aufgrund abrauchenden Studioequipments sowie viele kleine organisatorische Notwendigkeiten ihren Einfluss.

David: Den Luxus abzuschalten und sich voll und ganz nur darauf zu konzentrieren, den hat man halt nicht.

Philip: Ein riesen dicken Dank muss hier aber noch mal offiziell an euch gerichtet werden. Unglaubliche Leistung!

Habt ihr ein eigenes Studio in dem ihr aufnehmen könnt? Wenn ja, wie seid ihr dort ausgestattet.

David: Unser Studio ist hauptsächlich unser Proberaum, den wir auch dementsprechend etwas hergerichtet bzw. angepasst haben. Die ein oder anderen Arbeitsschritte wurden auch in der ein oder anderen privaten Räumlichkeit gemacht; je nachdem wie unsere Anforderungen an die Akustik gerade waren.

Andi: Wir profitieren aus dem glücklichen Umstand der digitalen Zeit, dass die früheren mechanischen Werkzeuge digital zumindest erschwinglich sind. Demnach besteht unsere Ausrüstung grob gesagt aus Interface, Vorverstärkern und einem für Musikbearbeitung ausgelegten Computer.

Wie schwierig ist es für Euch, ohne Unterstützung von einem Label, CDs zu veröffentlichen und diese dann auch noch bekannt zu machen?

Christoph: Die richtige Promo ist eigentlich der schwierigste Teil. Das Internet bietet viele hilfreiche Möglichkeiten, aber trotzdem muss man es richtig anwenden damit sie nicht unter geht bzw. auch die potentiellen Interessenten erreicht.

Philip: Eigentlich gelingt uns das recht gut, da wir, wie schon gesagt, einige erreichen, die richtig begeistert sind…demnach erreichen wir wohl die Richtigen und die Quantität ist auch nicht zu missachten. Ein Knackpunkt ist aber, dass wir die vielen nationalen Interessenten auch Live erreichen möchten und da ist man halt hinsichtlich Ideen und Mitteln etwas eingeschränkt, wo ein Label vielleicht eine Stütze wäre. International wäre das Hörerpotential auch gegeben, aber erstmal muss ja die Vorstufe gelingen.

Christoph: Oftmals liest man erst von Veranstaltungen und Festivals, wenn sie kurz bevor stehen und schon ein Line-up haben. Die Kunst ist es immer wieder rechtzeitig auf die Events aufmerksam zu werden und sich zu bewerben. Aber unsere Kompetenzen bessern sich nach und nach…das wird schon, Hilfe nehmen wir natürlich immer gerne an.

Eure Lizenzrechte werden nicht durch die Gema, sondern durch die Creative Commons Lizenz vertreten. Welche Vorteile seht ihr darin?

Philip: Grundsätzlich finden wir das CC-Konzept sehr interessant und es untermalt auch irgendwie unsere Stellung zur Musik. Musik ist für uns in erster Linie Kunst und nicht eine kommerzielle Ware, welche auf Börsen gehandelt wird und das alleine den Wert bestimmt.

Sandra: Natürlich freuen wir uns auch über finanziellen Support und diese Möglichkeit bieten wir ja auch: entweder durch den Kauf einer gepressten Version oder durch eine Spende.

Christoph: Die potentiellen Fans sollen nicht durch Kaufpreise am Hören unserer Musik gehindert werden. Durch die CC-Lizenz kommen wir auch zu Veranstaltungen, die eben das CC-Konzept vertreten und es verbreiten wollen und sind in dieser Hinsicht sozusagen „exklusiv“.

Ihr bietet Eure beiden CDs zum kostenlosen Download an. Habt Ihr gute Erfahrungen damit gemacht? Wirkt sich das im Endeffektauch positiv auf den Absatz der CDs aus?

David: Genau! Im Zuge der CC-Lizens ergibt sich diese Möglichkeit. Die Erfahrung können wir in erster Linie davon ableiten, wie wir selbst mit Musik umgehen. Bei Überzeugung führt es bei uns abschließend immer zu einem Kauf. Und wie es scheint, gilt dieses Prinzip auf uns bezogen ebenfalls. Was unser Debut angeht gehen ab und an immer noch Bestellungen von Leuten ein, welche uns nach einem Jahr intensiven Hörens endlich auch ins Regal stellen möchten. Was die bisherige Erfahrung mit der Music Box angeht entschließen sich viele sogar direkt zu einem Kauf.

Philip: Ein wichtiger Punkt ist ebenfalls, dass wir somit einen uneingeschränkten Kennenlernprozess ermöglichen und somit die Aufmerksamkeit vieler potentieller Interessenten überhaupt erst erlangen können. Wenn dieser Prozess erstmal einen Kauf voraussetzt, dann wäre der ein oder andere Fan vielleicht schon auf der Strecke geblieben. Es ist ja – noch – nicht so, dass man uns täglich im Radio oder so hören kann.

Wie seid ihr auf den Bandnamen „The Nuri“ gekommen und was soll er aussagen?

Andi: Nunja… das ist relativ unspektakulär aus einem Wortspiel entstanden. Ich wollte meiner damaligen Freundin, heutigen Frau, weißmachen, dass es sich beim „Nuri“ um ein ostafrikanisches Steppenpferd handelt. Meiner Ansicht nach war der Name aber noch für was Höheres bestimmt und somit habe ich ihn als Bandnamen vorgeschlagen. Alle waren direkt mit einverstanden!

Könnt Ihr von der Musik leben oder müsst Ihr neben der Musik noch einer ‚geregelten‘ Arbeit nachgehen?

Sandra: Ich bin quasi der lebende Beweis dafür, dass wir das noch müssen!

Andi: Und der Rest hat auch noch keinen Studienabbruch vollzogen…. das würden wir aber auch nie machen!

Philip: Ich freue mich auch irgendwie auf meine zukünftige Tätigkeit; aber ein weiterpraktizieren von The Nuri wird parallel dazu einen sehr hohen Stellenwert haben und muss auch so bleiben!

Habt Ihr noch etwas, das Ihr loswerden möchtet?

Philip: Vielen Dank für das nette Interview! Und an alle Leser: wagt einen Besuch unserer Seite und klickt nach Möglichkeit auch den Downloadbutton!


Ingo Andruschkewitsch



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