Musik an sich


Reviews
Spinal Tap

Back from the dead


Info
Musikrichtung: Heavy Rock

VÖ: 19.06.2009

(The Label Industry Records/Essential Music/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 66:04

Internet:

http://www.spinaltap.com
http://www.myspace.com/spinaltap


Hallelujah, wer hätte das gedacht, Spinal Tap sind zurück! Spinal wer? Das fragten sich sicherlich auch die meisten der Besucher des Live Earth-Konzerts 2007 in London, als das wiedervereinigte Trio mit einer Legion von Bassisten ihren alten Schinken „Big bottom“ zum Besten gab. Aber eigentlich sollte der Bandname jedem bekannt sein, der sich auch nur ein wenig mit dem Drumherum des Hard & Heavy-Zirkus beschäftigt hat. Im Jahre 1984 gab es nämlich eine parodistische Dokumentation über die gleichnamige Band, die nichts anderes als eine Komödie über eine fiktive Band war, die auf dem Mist der drei Komödianten Michael McKean (David St. Hubbins), Christopher Guest (Nigel Tufnel) und Harry Shearer (Derek Smalls) gewachsen ist. Dazu gab es auch einen passenden Soundtrack mit den im Film vorgekommen und von den Schauspielern selbst geschriebenen und eingespielten Liedern. Der B-Movie-Charme des Films setzte sich so in der Musik fort. 1992 probierten es Spinal Tap noch einmal als richtige Band, was zu dem ganz unterhaltsamen Album Break like the wind führte. Danach wurde es um das Comedytrio ziemlich still, auch wenn seit 2000 schon ein neuer Song im Internet seine Runde machte.

Aber nun, pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum des Films probieren es die drei Herren noch einmal richtig. Back from the dead lautet die Devise unter der man ein neues Album mit 19 Titeln auf die Menschheit loslässt. An sich eine feine Sache. Aber blickt man erst einmal auf die Trackliste des Langdrehers, stellt man sich bald die Frage „wer zur Hölle braucht dieses Ding?“. Denn elf der Songs sind nichts anderes als eine komplette Neueinspielung des Soundtrackalbums. Durch die neue Technik und die tadellose musikalische Präsentation, werden die Lieder allerdings um ein gutes Stück ihres Trashcharmes beraubt, was doch ein wenig den Witz an dem ansonsten meist eher mittelmäßigen Songmaterial ausgemacht hat. Aber lässt man das mal außer Acht, machen auch heute sinnfreie Nummern wie „Tonight I’m gonna rock you tonight“, „Hell hole“ oder „Heavy duty“ noch Spaß. Besonders wenn man etwas intus hat. Und mit den entsprechenden Bildern im Kopf ist „Stonehenge“ nach wie vor unschlagbar. An anderen Titeln hat der Zahn der Zeit allerdings ziemlich genagt. Die dümmliche Pianonummer „Cups and cakes“ klingt z.B. eher nach Rolf Zukowski als nach Rock.

Meist bleiben Spinal Tap den alten Arrangements von 1984 treu, und nur selten pfuschte man an den Titeln herum. Ausnahmen davon sind „(Funky) Sex Farm“, welches dem Namen entsprechend als schräger Funksong daherkommt. Bei „Big bottom“ gesellen sich zum groovenden Bass schrecklich klingenden Synthiesounds hinzu. Aus der Hippienummer „(Listen to) Flower people“ wurde ein dampfender Reggaesong. Klingt witzig, ist aber im Endeffekt doch ziemlich doof. Neben ein paar überflüssigen Jazzunterbrechungen gibt es auch mehrere neue Songs, die allerdings nicht so fetzig wie auf dem ersten Comebackversuch Break like the wind tönen. „Back from the dead“ ist ein lässiger Midtempotrack mit leichtem Gruselfeeling, „Rock ‘n Roll nightmare“ eine flotte Rocknummer, „Celtic Blues“ gefällt als witziges A Capella-Lied, „Warmer than hell“ ist ein leicht hymnischer Rocksong und „Short and sweet“ ist entgegen dem Titel ein etwas längeres, bluesig angehauchtes Stück.

Nimmt man jetzt rein objektiv die musikalische Qualität des recht altbackenen Hard Rocks, haben wir es bei Back from the dead mit einer ziemlich durchschnittlichen CD zu tun. Nostalgiker, Altrocker und Fans des Films dürften aber trotzdem ihre Freude daran haben und der Wertung noch das eine oder andere Pünktchen dazu addieren. Der Rezensent schließt sich da gleich mal mit ein. Um zur Frage am Anfang zurückzukommen: Wirklich braucht das Ding wahrscheinlich kein Schwein, aber eine nette Sache ist es dann doch irgendwie.



Mario Karl



Trackliste
1Tonight I’m Gonna Rock You Tonight2:42
2 Back From The Dead4:06
3 (Funky) Sex Farm4:30
4 Rock ‘n Roll Creation5:05
5 Jazz Oddyssey I2:19
6 Gimme Some Money2:33
7 Rock ‘n Roll Nightmare3:20
8 Heavy Duty4:57
9 America3:39
10 Jazz Oddyssey II2:00
11 (Listen to) Flower People (Reggae Stylee)3:20
12 Hell Hole3:35
13 Big Bottom3:39
14 Celtic Blues1:25
15 Jazz Oddyssey III2:17
16 Warmen Than Hell3:51
17 Stonehenge4:30
18 Short and Sweet6:35
19 Cups and Cakes1:41
Besetzung

David St. Hubbins (Guitars, Vocals)
Nigel Tufnel (Guitars)
Derek Smalls (Bass)
+ Gäste


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