Musik an sich


Reviews
Islo Mob

Wir sind das Abendland


Info
Musikrichtung: Neue Deutsche Welle / Krautpop

VÖ: 19.06.2009 (1985)

(Shack Media / Sireena Records)

Gesamtspielzeit: 40:22

Internet:

http://www.sireena.de


Islo Mob waren eine Hamburger Band die es auf eine Single und Album gebracht haben. Erschienen sind diese Tonträger 1984 (Single) und 1985 (Album). Man muss sie schon von der Art der Musik her und auch dem Gesang her der Neuen Deutschen Welle zurechnen, jedoch kamen sie dafür schon fast zu spät. Dem wie immer schön gestaltetem Booklet, das Sireena diesem gehobenen Schatz beilegt, kann man neben den Texten der Songs und obskuren Artworks noch entnehmen, das die beiden Macher sich zufällig trafen und beschlossen, mit Islo Mob eine neue, moderne Popmusik zu machen, die gehaltvoll ist und die damaligen Chartbreaker Modern Talking von den Chartspitzen zu stoßen. Das ist natürlich nur eine Mär. Aber tatsächlich gelang es den beiden, mit Peter Hammill (Van der Graaf Generator) und John Ellies (damals Peter Gabriel Band) für sich zu gewinnen. Diesen beiden ist es auch zu verdanken, das sie auf einem Major Label veröffentlichen durften. Wirklich Spuren in der Qualität der Musik hingegen haben sie nicht hinterlassen. Wobei die Musik eigentlich zumeist gar nicht so schlecht ist. Es ist natürlich ein typischer achtziger Jahre Sound, elektronische Drums, Plastik Keyboards und die wenigen zu hörenden original Instrumente gehen schon ein wenig in der Produktion unter. Trotzdem gibt es schöne Keyboard Solis oder auch mal schöne Gitarrenspuren. Musikalisch liegen die Tracks irgendwo zwischen spätem Krautrock, Endsiebzieger Mainstream Poprock und eben dem naiven New Wave der Neuen Deutschen Welle. Man könnte sie vielleicht ein wenig mit den späten, etwas aus der Spur gelaufenen Grobschnitt (zur Zeit von Kinder und Narren bzw. fantasten) vergleichen. Allein, es fehlt doch ein wenig die Substanz, die sich Grobschnitt natürlich selbst bei Ihren schwächeren Werken erhalten hatten. Als weitere Referenzen Fallen mir eventuell noch Foyer des Art oder Palais Schaumburg ein, doch auch hier erreichen sie weder die lyrische Qualität noch die nötige Substanz der Musik, um als Kunst empfunden zu werden. Zu den ganz ordentlichen Pop und Rocksongs wird nämlich ein eher als fürchterlich zu bezeichnender Sprechgesang geliefert, der die auch nicht so originelle Lyrik rezitiert. Es handelt sich um Texte, die auf eine etwas kryptische, aber trotzdem naive Art eine Gewisse Relevanz erzielen wollen, was in meinen Augen jedoch in den meisten Fällen ziemlich in die Hose geht. Sie schaffen es zu keinem Zeitpunkt die lyrische Schwere diverser Kraut und Deutschrockbands der späten Siebziger zu erreichen und auch die Leichtigkeit und Flapsigkeit bzw. den Spaßfaktor der just zu diesem Zeitpunkt verflossenen NDW erreichen sie nicht. So richtig schlimm wird es eigentlich auf den englisch gesungenen Tracks, denn das Schulenglisch klingt schon schlimm. Oder war es eine gewollte Aktion? So richtig kann ich das nicht ausmachen.
Die zehn Stücke des Originalalbums plus drei „Poem´s“ also kleine Sketche wurden bei dieser erneut hervorragend von Sireena aufgearbeiteten Produktion um drei Bonusstücke erweitert.
Wäre dieses Album drei Jahre vorher erschienen, hätte es wahrscheinlich Erfolg gehabt, so ist es wohl auch ein wenig zu Recht untergegangen, denn inzwischen waren New Wave und New Psychedelia sowie Elektropop angesagt. Hätte ich dieses Werk 1985 bewerten müssen, hätte ich es wahrscheinlich gnadenlos verrissen. Durch die Zeit hat es einen gewissen Charme gewonnen und ab und zu mal gehört, kann es einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Somit kann ich dieses Album natürlich Nostalgikern, die gern mal wieder was richtig Achtzieger Jahre mäßiges das aber nicht klingt wie Nena haben wollen, natürlich nur empfehlen. Ansonsten kann ich nur die Entdeckerarbeit von Sireena loben und wieder mal die volle Punktzahl für die Machart des Releases geben. Und aus Fairness Gründen den musikalischen Inhalt unbewertet lassen.

Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Me and Paul Getty3:12
2 Poem0:27
3 Wenn Deutsche träumen3:37
4 Kaffee und Kuchen5:03
5 Love will find you4:08
6 Badlands3:54
7 Das große Haus3:38
8 Mango Madness4:50
9 Islo boy4:45
10 Poem0:18
11 Chemie, Chemie, nie wieder 3:22
12 Poem0:07
13 Wir sind das Abndland3:01
Besetzung

Blank Fontana
Wolfgang von Landau
Viele Gäste (u.a. Peter Hammill)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>