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Reviews
Ministry

Rio Grande DUB Ya


Info
Musikrichtung: Industrial, Elektronische Musik

VÖ: 06.07.2007

(13th Planet Records/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 44:53

Internet:

http://www.ministrymusic.org


Al Jourgenson scheint kürzlich wieder Gefallen an Remix-Alben gefunden zu haben. Erst vor kurzem erschien der dancfloorkompatible Aufguss des Revolting Cocks-Albums Cocked and loaded unter dem Namen Cocktail Mixx und jetzt wurde der letzte Langdreher Rio Grande Blood (nebenbei eines der Album Highlights 2006!) seiner Hauptband Ministry in die Elektromangel genommen. Rio Grande DUB Ya, so der witzige Titel der CD, passt natürlich so perfekt wie das berühmte Hinterteil auf den Eimer. Schafft er doch damit den Bezug zum Original genauso wie zu Jourgenson’s Lieblingsfeind George W. und gibt die zu erwartende Richtung gleichzeitig vor. Purer Elektrosound mit einem Dub- und teilweisen trancigen Anstrich erwartet den Hörer. Das metallische Element, sprich bis zum Anschlag aufgedrehte Gitarren, spielt wie zu vermuten war, nur eine kleine Gastrolle.

Klang die ursprüngliche Version des Albums als wäre man leibhaftiger Zeuge der Tongewordenen Apokalypse, klingt Rio Grande DUB Ya eher als hätte man sich versehentlich, in die aus dem gleichnamigen Film bekannte, Matrix verlaufen und schwebt nun im Nirwana aus elektronischen Beats, dubiosen Sounds und Sprach-, sowie Gitarrensamples. Die meisten Neubearbeitungen schleppen eher gemächlich als wild umher und verbreiten wohl erst beim Genuss illegaler Substanzen ihre volle Atmosphäre. Ausnahmen gibt es natürlich. So z.B. der ziemlich reduzierte und mit spärlichen Beats unterlegte Mix von „Fear is big business“, der äußerst tanzbare Mix von „The great satan“, der mit starken EBM-Hang versehene Mix von „Palestina“ oder der für Ministry schon fast nach Chill-out klingende Mix von „Ganggreen“ (sofern man von Jourgenson’s heißeren Gebrüll absieht). „Lieslieslies“ ist auch als Cognitive Dissonace Mix immer noch eine Hit. Was wohl auch daran liegt, dass er sich nicht allzu sehr von der ursprünglichen Version unterscheidet.

Am Ende stellt sich natürlich (wie bei allen anderen Projekten dieser Art auch) die Frage wer so etwas braucht. Fans, welche die kompromisslose Härte Ministry’s schätzen, werden an der CD wahrscheinlich keine große Freude finden, sofern ihr Horizont hinter Psalm 69 aufhört. Wer sich dagegen die Songs der Band schon lange einmal ohne massive Gitarrenwände einverleiben wollte, könnte an Rio Grande DUB Ya Gefallen finden. Dasselbe gilt (mit Einschränkungen) für Freunde schräger Elektro-Rock-Crossover. Denen würde ich allerdings eher How the world came to an end von Manes ans Herz legen. Dort wird wesentlich mehr Abwechslungsreichtum und Atmosphäre für das sauer verdiente Geld geboten. Alle Anderen müssen sich noch bis zum Herbst gedulden. Dann soll mit The last sucker Ministry’s Schwanengensang erscheinen.



Mario Karl



Trackliste
1Rio Grande Blood (Rio Grande DUB Ya Mix)4:12
2Senor Peligro (La Zona Peligrosa Mix)4:08
3Ganggreen (Kiss Me Goodnight Mix)3:35
4Fear Is Big Business (Weapons of Mass Destruction Mix)3:42
5Lieslieslies (Cognitive Dissonance Mix)4:19
6The Great Satan (What Would Satan Do? Mix)3:06
7Yellow Cake (Hexaflouride Mix)4:22
8Palestina (72nd Virgin Mix)5:23
9Ass Clown (Osama McDonald Mix)3:31
10Khyber Pass (TX Bush Ranch Mix)4:27
11Lieslieslies (Known Unknown Lies Mix)3:55
Besetzung

Al Jourgensen: vocals, guitars, programming, harmonica, etc.
Tommy Victor: guitars
Mike Scaccia: guitars
Joey Jordison: drums
Paul Raven: bass
John Bechdel: keyboards
+ diverse Gäste

Songs remixed von Al Jourgenson, Clayton Worbeck und John Bechdel


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