Musik an sich


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Metsatöll & Nationaler Männerchor Estland

Curse upon iron (CD/DVD)


Info
Musikrichtung: Folk Metal, Chormusik

VÖ: 29.06.2007

(Westpark Music)

Gesamtspielzeit: 72/118

Internet:

http://www.metsatoll.ee


Raua needmine (engl. Curse upon iron) nennt sich ein im Jahre 1972 geschriebenes Chorwerk des 1930 geborenen estnischen Komponisten Veljo Tormis. A Capella in Landessprache und an Schamanengesänge erinnernd vorgetragen, sowie sich auf die traditionelle Musik des Landes beziehend, wird mit dieser 18 Lieder umfassenden Sammlung eine bedrohliche Atmosphäre erzeugt um kriegerische Szenarien zu schaffen. Kein Wunder also, dass sich ausgerechnet Estlands angesagte Folk Metal-Band Metsatöll gefunden hat um dieses Werk neu zu interpretieren. Doch dass eine reine metallische Neubearbeitung der Sache nicht gerecht wird, war man sich recht schnell bewusst und so holte die Band den nationalen Männerchor Estland und den bekannten Arrangeur Tauro Anits mit ins Boot, um zusammen ein besonderes musikalisches Erlebnis zu schaffen.

Das Ergebnis dieser interessanten Kollaboration ging im Juni vergangenen Jahres bei einem Open Air-Konzert über die sprichwörtliche Bühne und wird nun von Westpark Music als CD/DVD-Kombipaket in unseren Breitengraden veröffentlicht. Die DVD enthält die volle ca. 100-minütige Aufführung (+ 21 Minuten „Behind the scenes“-Material), während die CD-Version verständlicherweise nur einen Ausschnitt davon enthält. Die Bild-, genauso wie die Tonqualität, der Aufnahme ist hervorragend und jedes Detail kann gut herausgehört werden. Egal ob die einzelnen Instrumente der Band oder die Stimmen des 54-köpfigen Chors. Beste Voraussetzungen also, um die Musik in voller Pracht zu genießen.

Und das sollte man auch. Denn bei Curse upon iron handelt es sich ohne Wenn und Aber um eine der interessantesten Verknüpfungen von Klassik, Metal und Folkelementen überhaupt. Die einzelnen, manchmal fast avantgardistisch anmutenden Stücke klingen mystisch und düster, auf der anderen Seite aber auch wieder fröhlich und mitreißend. In letzterem Fall allerdings ohne nach trollischer Kirmesmusik wie bei mancher Folk Metal-Konkurrenz zu klingen. Stück für Stück wird der Zuhörer mehr in die Welt alter Legenden und Sagen hineingesaugt. Selbst wenn man der estnischen Sprache nicht mächtig ist. Immer wieder ist es eindrucksvoll welche Kraft die massiven Chöre entfachen, während Metsatöll ihren traditionellen Stahl passend dazu schmieden und ihn mit landestypischen Instrumenten wie der Kannel, Flöten, Rahmentrommel oder Dudelsack garnieren. Die beiden Welten E- und U-Musik werden so verknüpft als wäre es nie anders gedacht gewesen. Die Spiel- und Singfreude, welche sämtliche Protagonisten trotz aller Ernsthaftigkeit an den Tag legen, steckt unwillkürlich an. Allein schon wie Dirigent Mihhail Gerts das Geschehen dirigiert und die Musik lebt ist eine Show.

Das anwesende Publikum setzt sich zu gleichen Teilen aus Metalfans (welche das Spektakel am meisten abfeiert) und Kulturinteressierten zusammen. Und es dürfte keine der beiden Gruppen unzufrieden nach Hause gegangen sein. Auch Veljo Tormis, welcher sich das Spektakel nicht entgehen ließ, war am Ende sehr zufrieden mit der Neuinterpretation von Curse upon iron und applaudierte begeistert. Wenn das mal kein Qualitätsbeweis ist. Dieses CD bzw. DVD sollte man sich nicht entgehen lassen oder zumindest einmal antesten, auch wenn Einiges für zentraleuropäische Ohren anfangs ein wenig ungewohnt klingen mag.


Anspieltips: keine, Gesamtkunstwerk



Mario Karl



Trackliste
CD:
1. Veresulaste Koor (3:03)
2. Merepojad (5:31)
3. Meeste Laul (2:57)
4. Saaremaa Vägimees (2:21)
5. Pikse Litaania (5:07)
6. Teomehe-Laul (3:37)
7. Hiiekoda (7:33)
8. Hundiraev (6:11)
9. Pärismaalase Lauluke (3:36)
10. Kaitse, Jumal, Sõja Eest (6:58)
11. Oma Laulu Ei Leia Ma Üles (4:49)
12. Lahinguväljal Näeme, Raisk! (2:57)
13. Metsaviha 2 (6:17)
14. Raua Needmine (5:15)
15. Ussisõnad (6:38)

DVD:
1. Veresulaste Koor
2. Merepojad
3. Meeste Laul
4. Saaremaa Vägimees
5. Pikse Litaania
6. Teomehe-Laul
7. Hiiekoda
8. Hundiraev
9. Pärismaalase Lauluke
10. Kaitse, Jumal, Sõja Eest
11. Oma Laulu Ei Leia Ma Üles
12. Lahinguväljal Näeme, Raisk!
13. Türgi Sõja Laul
14. Põhjatuulte Pojad Ja Tütred
15. Metsaviha 2
16. Raua Needmine
17. Kust Tunnen Kodu
18. Ussisõnad
+ Making of (21 Minuten)
Besetzung

Markus Teepäär: Gesang, Gitarre
Lauri Ounapuu: Gitarre, Gesang, estnischer Dudelsack, Kannel, Pfeife
Raivio Piirsalu: Bass, Gesang
Marko Atso: Schlagzeug Gesang
Vambola Krigul: Perkussion
Nationaler Männerchor Estland: Leitung: Mihhail Gerts


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