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20 Jahre NAXOS: Festkonzert in der Kölner Philharmonie



K. Heymann und H. Müller-Brühl beim Festempfang (Foto: NAXOS)

Wie die Schläge zum Auftakt der Coriolan-Ouvertüre im Festkonzert, so schlug vor 20 Jahren auch die Preis- und Produktpolitik des von der Zentrale in Hongkong operierenden Labels NAXOS am Klassikmarkt ein: CDs zum Discount-Preis von damals rund DM 10,00, erschwinglich für jedermann und damit auch herausgeholt aus dem bürgerlich-elitären Kulturbetrieb. Was den Branchenriesen zunächst nur Kopfschütteln und müdes Lächeln abringen konnte, hat sich längst als feste internationale Größe im Klassiksegment etabliert: Seit der Labelgründung im Jahr 1987 hat NAXOS einen rasanten Aufstieg hinter sich gebracht. Heute sind NAXOS-CDs in 60 Ländern rund um den Globus erhältlich, und der Katalog umfasst über 4.000 CDs mit mehr als 90.000 Tracks. Kein Label veröffentlicht im Jahr mehr Klassik-Neuproduktionen - 2006 brachte es NAXOS auf stolze 238. Lange zurück liegt die Zeit, in der man NAXOS neben dem günstigen Preis v.a. mit Einspielungen des Standardrepertoires unter Rückgriff auf preiswert einzukaufende osteuropäische Orchester in Verbindung brachte. Viele Neuproduktionen warten mittlerweile mit international renommierten Künstlern, mit Spitzenorchestern und einer überzeugenden Tontechnik auf. Zudem wird hier viel Randständiges produziert, von dem die alteingesessenen Label angstvoll die Finger lassen. Oft aber sind es gerade diese Produktionen, mit denen NAXOS nicht nur bei der Kritik, sondern auch wirtschaftlich erstaunliche Erfolge verzeichnen kann.

Sein 20jähriges Bestehen feierte das von dem gebürtigen Frankfurter Klaus Heymann gegründete und bis heute geleitete Klassiklabel jüngst u.a. mit einem Festkonzert am 2. Juni 2007 in der Kölner Philharmonie.
Das traditionsreiche, von Helmut Müller-Brühl geleitete Kölner Kammerorchester gratulierte seinem Stammlabel NAXOS, dem es seit 1995 exklusiv verbunden ist und bei dem es gerade mit der Einspielung von Haydns gesamten Solokonzerten begonnen hat (NX 8.570485D), mit einem klingenden Geburtstagsgruß: Es gestaltete einen Beethoven-Abend in der Philharmonie, in dessen Mittelpunkt die "Coriolan"-Ouvertüre, die Sinfonie Nr.5 und das Klavierkonzert Nr. 5 standen. Als Solisten konnte Helmut Müller-Brühl, der für die gezielte Förderung junger Ausnahmetalente bekannt ist, den erst 20-jährigen Pianisten David Kadouch gewinnen. Der in Nizza geborene Meisterschüler von Dimitri Bashkirov hat bereits für Aufsehen in der Klassikwelt gesorgt: Im Dezember 2005 ging er als Preisträger aus dem Bonner Beethoven-Wettbewerb hervor; bereits im Alter von 13 Jahren konnte er einen wichtigen Nachwuchswettbewerb in Mailand für sich entscheiden - Einladungen in die New Yorker Carnegie Hall, an das Théâtre du Châtelet in Paris und an das Moskauer Bolschoi-Theater folgten. Die stupende Technik des Solisten und das bestens aufgelegte Kölner Kammerorchester sorgten dafür, dass dieser Geburtstagsabend einen angemessenen musikalischen Glanzpunkt bekam.

Auf dem anschließenden Festempfang im "Alten Wartesaal" kündigte Label-Gründer Heymann kryptisch an, nach den umfangreichen Investionen der vergangenen Jahre für neue Vertriebswege im Internet in den kommenden 2-3 Monaten weitere Überraschungen für die Konkurrenz parat zu haben. Man darf gespannt sein, was der umtriebige Branchenfuchs diesmal für eine Idee präsentieren wird. Mit 20 Jahren ist das Label zwar inzwischen erwachsen geworden, aber sich auf der erreichten Position auszuruhen, ist Heymanns Sache nicht. Den Klassik-Fans kann es nur recht sein.
Happy Birthday, NAXOS!


Sven Kerkhoff



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