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Rose Tattoo - Pain
Bereits erschienen (Steamhammer/ SPV)
Rock
Cover
Trackliste:
1. Black Magic 2:20
2. The Devil does it well 5:32
3. No Mercy 3:04
4. Pain 4:48
5. Kisses and Hugs 2:18
6. 17 Stitches 2:39
7. House of Pain 4:32
8. I can't help it if I'm lucky 2:42
9. Union Man 2:51
10. Satan's Eyes 3:16
11. Hard rockin' Man 2:58
12. Stir crazy 4:35
13. Living outside my Means 3:43
14. Heat of the Moment 4:29
15. Illustrated Man 2:40
16. One more Drink with the Boys 4:12
 

Erst Mal Entwarnung an alle die, die befürchten die Tatts, eine der wenigen noch nicht demolierten Rock´n´Roll-Legenden könnten mit diesem Album entstellende Kratzer ins eigene Denkmal machen. "Pain" ist zwar keine Wiederholung der ersten beiden Klassiker, aber der offenkundige Beweis, dass die alten Herren kein Quäntchen von ihrem alten Geist verloren haben.

Sieht man sich die Scheibe überzogen kritisch an, wünscht man eventuell die alten Vinylzeiten zurück, in denen man die 12 bis 15 schwächsten Minuten aus dem Programm hätte herausnehmen müssen. Das hätte die Scheibe vielleicht sogar zum Überflieger gemacht. Aber ehrlich gesagt, letztlich möchte ich auch diese Minuten nicht missen.

Schon "Black Magic" eröffnet verheißungsvoll; eine Granate, die auch die alten Klassiker mühelos geschmückt hätte; gefolgt allerdings sofort von einem Track, der eher entbehrlich ist. Diese Nebeneinander setzt sich beim nächsten Doppel fort. "No mercy" ist ein genialer Kracher, der gnadenlos (sic!) nach vorne rockt und keine Gefangenen macht, während es den Tatts bei "Pain" erneut nicht gelingt auf den berühmten Punkt zu kommen.

Aber es geht nicht endlos in diesem, eins, zwei, eins, zwei-Takt weiter. "Kisses and Hugs" ist alles andere als ein Flop, erreicht aber das Klassikerlevel der Tracks eins und drei nicht ganz. Dafür gibt´s mit "17 Stitches" einen wunderschön dreckigen Rock´n´Roller, der erneut klar macht, warum RT als die prolligen Brüder ihrer Landsleute AC/DC gelten. Während jene die ewig rebellischen Kids spielen, sind RT die Working Class Heroes, die sich ncihts gefallen lassen - von niemanden.

Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass "Pain" in einem Rutsch eingespielt worden ist. Wenn es sich um einen Live-Auftritt handeln würde, gäbe es an dieser Stelle jedenfalls den Kommentar: Jetzt haben die Jungs sich warm gespielt. Dem bluesigen House of Pain, das der Schnodderschnauze von Angry Anderson eine hervorragende Bühne bietet, folgt eine geiler Midtempo Rocker mit erstklssigen Slidegitarren, die unmissverständlich daran erinnern, dass die Tatts ihre Wurzeln nicht im Metal sondern, im schmutzigen Rock und R´n´R haben. Danach kommt nun eine Identitätshymne, das textlich wunderschön altmodische "Union Man".

Seit diesem Stück träume ich von einer Hauptversammlung des Dt. Gewerkschaftsbundes; Zwickel und Co fett tätowiert auf der Bühne gröhlen zu diesen Noten: "Wir sind Gewerkschafter." (würde vom Rhythmus sogar passen!)

Bevor aber mit dem "Hard Rockin´ Man" auch noch die Arbeiterhymne für den gestandenen Rock´n´Roller raus gebolzt wird, übt sich der solidarische Gewerkschaftler erst mal in Solidarität mit den pinkelgesichtigen, schwarzgekleideten Pentagrammträgern und hilft ihnen mit "Satan´s Eyes" ein wenig beim Pubertieren. Bei aller Traditionsbewusstheit, man muss eben mit der Zeit gehen (bei der IG Rock´n´Roll offenbar genauso wie bei der IG Medien) und bei der Jugend liegt halt die Zukunft.

Nach so viel Arbeitskampf ist dann langsam die Puste etwas weg. Altgediente Recken wissen, was das heißt: Gas weg und erst mal ´ne langsame Runde laufen ("Stir crazy"), dann locker wieder etwas anspurten ("Living outside my Means") und vor dem Schlussspurt ("Illustrated Man") noch mal ´ne Meile im sehr druck- und gefühlvollen Trab zurücklegen ("Heat of the Moment"). Nach besagtem Schlussspurt, der heftigst an "Manzil Madness" erinnert, erkennen wir auf Sieg, schicken die bemalten Männer auf die Ehrenrunde und grölen - selber schon vom Zuhören ganz heiser - im Chor "One more Drink für the Boys": und das meinen wir ganz ganz ehrlich. Für diese Scheibe verzeihen wir der Musikindustrie sogar dreieinhalb überflüssige Reunions der letzten Jahre.

18 von 20 Punkte

Norbert von Fransecky

www.spv.de

 

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