Pubertät nicht abgeschlossen - Helmut Wenske erzählt aus seinem Leben![]() ![]() ![]()
![]() Muss man Helmut Wenske, der sich auch aka Chris Hyde nannte, kennen? Nein! Aber man kann. Uns zwar vor allem, wenn zu einem von folgenden drei Personenkreisen zählt – 1) Menschen, die mit der Kulturszene Hanaus vertraut sind; 2) Fans von SF-Romanen (z.B. Heyne) der 70er und 80er Jahre; 3) Musik-Fans, die bei ihren LPs auch auf die Namen derjenigen achten, die das Artwork gestaltet haben. Für die Gestaltung von SF-Veröffentlichungen des Insel-Verlags ist er mehrfach mit dem Kurt Laßwitz Preis ausgezeichnet worden. Seine LP-Cover für z.B. Karthago, Omega und vor allem Nektar sind legendär.
![]() Eine Antwort auf die Frage, wer Helmut Wenske ist – und war, ist aus verschiedenen Gründen ziemlich schwierig. Zum einen streicht er selbst alle nahe liegenden Antworten durch. Maler, Künstler, Musiker – auf nichts davon will er sich festlegen lassen. Er ist und will Freigeist sein, der jederzeit die Möglichkeit hat zu tun, was er will, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen. Gelernt hat er Porzellanmaler und Dekorateur. Gearbeitet hat er unter anderem in letzterer Funktion für die ehemalige Kaufhauskette Hertie und als Cover-Gestalter für das Label Bellaphon. Aber wenn er auf derartige Brotjobs zu sprechen kommt, betont er mehrfach, dass er eigentlich nur wenig Zeit an den entsprechenden Arbeitsplätzen zugebracht hat, um sich seiner Aufgaben im Schnellverfahren zu entledigen. Inwieweit die Person, die Wenske in seinem autobiographisch angelegten Werk aus sich macht, Realität oder Image ist, weiß wahrscheinlich vor allem er selbst. Mir kam bei der Lektüre im zunehmenden Maße eine andere Kunstfigur in den Sinn, Kommissar Lars Overbeck, der in der Serie Wilsberg durch Roland Jankowsky dargestellt wird. Overbeck ist ein Großkotz, der alles besser weiß, als jeder andere und sich selber für den Nabel des Universums hält. Und das auch zu jeder Sekunde raus hängen lässt.
![]() Deutlichster Unterschied: Overbeck ist der Sonnenbrille und Goldkettchen tragende Macho, der irgendwo zwischen Ballermann und In-Bars zu suchen ist, während sich Wenske mit Bier und Kippe in Jeans und Lederjacke in der Halbwelt zwischen Luden und Bikern herumtreibt. Und diese Rolle kostet Wenske bis zum Letzten aus. Seine Sprache ist rüde bis hin zum Fäkalbereich. Seine diplomatischen Skills bewegen sich im Nanometer-Bereich. Und er fühlt sich offenbar im Kreise Bier trinkender Kulturbanausen wohler als bei Vernissagen von Künstlern, die in den Feuilletons abgefeiert werden. Die Lektüre ist auf die Dauer ermüdend. Aber das ist halb so wild. Denn das auf schwerem Papier gedruckte Buch mit Lesefaden ist angefüllt mit Fotos und vor allem den Abbildungen von Kunstwerken, die Wenske im Laufe seiner Karriere angefertigt hat. Ich schätze hier liegt der Unterschied zwischen E-Book und echtem Buch bei mindestens 2 Kilo. Ein Original! Ein Urviech! Ein Selbstdarsteller!, bei dem man nicht recht weiß, ob man ihm begegnen möchte. ![]() Norbert von Fransecky ![]() ![]() ![]() |
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