Thomas Rückert Trio

For All We Know


Info
Musikrichtung: Jazz

VÖ: 25.04.2025

(Doublemoon Records, Bertus)

Gesamtspielzeit: 76:02

Internet:

https://www.thomasrueckert.com/
https://www.challengerecords.com/catalogue/7/
https://www.martinaweinmar.de/


Der Jazzpianist Thomas Rückert wurde 1970 in Würzburg geboren. Seit dem siebten Lebensjahr beschäftigte er sich mit dem Piano, aber auch nahm er Unterricht mit Saxofon und Schlagzeug, im Alter von sechzehn Jahren. Sein Pianostudium absolvierte er an der Musikhochschule Köln bei Rainer Brüninghaus und John Taylor. Es folgten verschiedene Reisen nach Indien, Afrika und Nordamerika. Bruder Jochen ist Jazzschlagzeuger und lebt seit 1995 in New York, auch dort erfolgten entsprechende Besuche und Aufenthalte.

Erste Alben unter eigenem Namen entstanden zwischen 2002 und 2006. Daneben kann er auf Zusammenarbeiten mit bekannten Jazzmusiern zurückblicken, die sicher auch eine prägende Wirkung hatten, so waren darunter Lee Konitz, Mark Murphy, Kevin Mahogany, Tony Lakatos, Randy Brecker, Adam Nussbaum und Ack van Rooyen. Nun ein neues Album, For All We Know, und hier springt mir sogleich etwas sofort entgegen! Acht Songs, die allesamt Jazz-Standards sind, nicht eine Eigenkomposition darunter. Ferner fällt mir auf, dass es sich überwiegend um Interpretationen mit langen Spielzeiten handelt, darunter gar zwei Titel mit jeweils 12:09 Minuten bzw. 13:51 Minuten. Das könnte darauf schließen lassen, dass Rückert im Rahmen seiner Betrachtungsweise außergewöhnliche Coverversionen schuf. Ja, und das ist in der Tat der Fall!

Wären nicht die typischen Melodien der jeweiligen Songs, so könnte man meinen, man hätte es mit eigenen Kompositionen zu tun, weil hier sehr viel frei gestaltet wird, sehr viel improvisiert wird und die Arrangements mitunter auch individuell gestaltet wurden. Gleich von Beginn an empfängt mich eine ganz besondere Stimmung, man meint, mit den Interpretationen wegschweben zu müssen, "For All We Know", der Titelsong gibt Spielraum für ein Innehalten, ein genaues Zuhören, denn die Drei gestalten unabhängig voneinander eigene Strukturen, die als Ganzes wirken und eine wunderbare Art einer Dreierkommunikation darstellen. Ich kann mich fallen lassen und wenn ich lausche, weiss ich gar nicht, welchem Instrument ich mich vorrangig widmen soll.

Schon bald beim jeweiligen Song hat man den Anschein, als würde die Band den thematisch vorgegebenen Weg verlieren, doch so ist es ganz und gar nicht, denn rasch entwickelt sich die eigene persönliche Gestaltung und jedes Original wird zu einem Song des Thomas Rückert Trios! Aber auch bereits bei der Vorstellung eines Themas, ich nehme das Beispiel "Blue Monk" von Thelonious Monk, erklingt nicht das, was man erwartet hätte, nämlich die exakte Vorstellung des bekannten Themas, denn bereits dabei erweitern die Drei nach eigener Vorstellung.

Insofern ist hier mit For All We Know etwas ganz Besonderes und Ungewöhnliches entstanden! Stets wird man überrascht aufs Neue, selten, dass Coverversionen innerhalb eines gleichen Genres entsprechend verändert werden und dem Genre treu bleiben. Jazzstandards in bekannter Form bleiben Jazz in neuer Form und einerseits wird deren hohe Bedeutung manifestiert und andererseits gibt es eine belebende Frischzellenkur und Freiheit von bekannten Strukturen. Auffällig ist die Anhäufung vieler melancholisch ruhiger meditativer Klänge, so hat man hier fast schon ein Balladenalbum vorliegen.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 For all we know (13:51)
2 Blue Monk (7:41)
3 Stella by starlight (7:58)
4 Black orpheus (9:43)
5 How deep is the ocean (8:00)
6 Bewitched, bothered and bewildered (8:47)
7 Embraceable you (7:49)
8 Body and soul (12:09)
Besetzung

Thomas Rückert (piano)
Reza Askari (double bass)
Fabian Arends (drums)



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