Matteo Paggi

Giraffe


Info
Musikrichtung: Jazz-Fusion

VÖ: 07.05.2025

(Jam/Unjam)

Gesamtspielzeit: 50:26

Internet:

https://www.matteopaggi.com/
https://jazzfuel.com/


Heute stelle ich den italienischen Posaunisten Matteo Paggi vor. Wie zu lesen ist, soll er sich sehr mit der Entwicklung des Jazz und seiner Ausdrucksmöglichkeiten auseinandergesetzt haben, von traditionellem Jazz der 1920er Jahre bis hin zu freier und experimenteller Improvisation und elektronischer Musik, sowie modernem und zeitgenössischem Jazz.

Seine klassische Ausbildung mit einem Studium als Orchesterposaunist und einem Abschluss mit dem Instrument Jazzposaune, ein Bachelor-Studium in klassischer Musik sowie erworbene Fähigkeiten in Komposition, Kammermusik und Dirigieren werden zu seinem persönlichen Ausdruck beigetragen haben.

In Amsterdam stellte er diverse Projekte vor, wie eine Methode, die auf Worten basiert und die drei Sphären des Menschseins berührt: die mentale, die körperliche und die spirituelle Sphäre. (das Projekt "W O R D S“. Ebenfalls dort, und genau darum geht es hier, startete er das Projekt GIRAFFE, hier vorgestellt mit der Veröffentlichung Giraffe. Auch hier finden sich Zeichen seiner Arbeit, eine Verknüpfung verschiedener Elemente, zwischen Tradition und Experiment, allerdings auf recht bodenständigen Terrain.

Das Album enthält acht Songs, die ersten vier entstanden im Herbst 2024 in Italien und die letzten drei im Frühjahr 2020 in den Niederlanden. (Anm.: diesen Angaben zufolge gibt es nur sieben Titel, zum Titel # 5 vermisse ich eine nähere Angabe) Um die Chronologie zu waren, werde ich mich zunächst den Tracks 6-8 widmen, sofern #5 nicht hier zuzurechnen ist, worum geht es hier? Und schon habe ich des Rätsel's Lösung gefunden. Der Song 5, betitelt mit "Once I Got a Llama", erklingt ganz ohne Ton, und das für elf Sekunden lang, ein kleiner Trennstrich sozusagen.

Los mit "Return" also, nur Piano und Posaune erklingen für gut vier Minuten, ganz romantisch und schön. "Gero" ist dann herausfordernder. Volles Gebläse, stampfende Drums, bevor sich die Stimmung nach noch nicht einmal einer Minute auflöst in einen leicht rockenden Swing, aber nicht lange, dann öffnet sich der Song, Posaune und Piano spielen im Raum miteinander, Paggi spielt hier genauso, wie ich es von Albert Mangelsdorff mit seiner Überblastechnik einst kennen lernte. Ausflüge in Free Jazz sind das, und Bass und Schlagzeug binden sich nach und nach ein, bis sich der Song nach und nach formatiert, und nach gemächlicher Steigerung geht es in einen Rockmodus über, bei etwa Minute 5:20. Und so gestaltet man gemeinsam den letztlich etwa neun Minuten langen Song. Sehr experimentell zeigt sich "Slow My Skiing", Gebläse über rockigen Rhythmen, Funk und etwas Swing inklusive.

Nun also der Sprung in das Jahr 2024, mit der Frage verbunden, was sich nun verändert haben möge. "Ham And Sun" wird bestimmt von zart-lyrischen Pianoklängen und der sanft gespielten Posaune, bis nach etwa 1:18 Minuten der Rest der Band einsetzt. Spontan muss ich an Musik denken, die mir auch aus früheren Zeiten bekannt ist, nämlich erinnert es mich ein wenig an das United Jazz + Rock Ensemble aus deutschen Landen. Wie schon bei den Songs aus 2020, hat man hier wohl auch wieder Wert gelegt auf ein kraftvolles Schlagzeug, das einen präzisen Rhythmus schlägt, mit einem leichten Groove verpackt. So wirkt die Musik nun irgendwie "geordneter" und bestimmte seichte Elemente von Fusion haben sich eingeschlichen. Doch auch ein wenig hin zum klassischen Jazz öffnet sich der Sound durch die Hinzunahme des Saxofonisten Lorenzo Simoni.

Im wesentlichen hält sich diese Stimmung es Eröffnungstitels für die nachfolgenden drei Songs. So wird hier mehr Fusion der Art präsentiert, Jazz, Rock und ein wenig Pop unter einen Hut zu bringen. Die Wildheit der 2020er Aufnahmen tritt insofern zurück. Erst mit "Cantiere" öffnet man sich dann nun doch noch einmal, hier swingt der Jazz druckvoll und voller Energie, unter den neuen Aufnahmen ist dieses der wohl interessanteste Song. Wie zu lesen ist, in Hinblick auf den Plattentitel Giraffe, soll dieses Tier in der Welt der Symbolik die Weitsicht symbolisieren. Und so hoffe ich, dass sich Alles, was nun nach "Cantiere" kommen wird, diese Weitsicht fortan repräsentieren wird.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Ham and Sun
2 Ricordo
3 Things That Build Concepts
4 Cantiere
5 Once I Got a Llama
6 Return
7 Gero
8 Slow My Skiing
Besetzung

on #1-4:
Matteo Paggi (trombone, composition)
Lorenzo Simoni (alto sax)
Masako Sakai (piano)
Jonathan Ho Chin Kiat (double bass)
Andrea Carta (drums)
Andrea del Vescovo (trumpet overdubs - #1)
on #6-8:
Matteo Paggi (trombone, composition)
Andrea del Vescovo (trumpet)
Yunah Han (piano)
Misha Voeykov (electric bass)
Said Vroon (drums)



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