Jim McNeely

Primal Colors


Info
Musikrichtung: Big Band Jazz / Classic Fusion

VÖ: 04.04.2025

(Challenge)

Gesamtspielzeit: 51:22

Internet:

https://www.jim-mcneely.com/
https://www.martinaweinmar.de/
https://challengerecords.com/


Den Pianisten Jim McNeely habe ich bereits im Jahre 2022 zwei Mal erwähnt, das war zusammen mit der Frankfurt Radio Big Band und mit dem Jazz Orchestra Of The Concertgebouw, hier, wo er als Gast mitwirkte.

Und nun erschien Primal Colors, eine Art Suite in neun Stücken, allesamt komponiert von McNeely selbst. Und etwas sehr Ungewöhnliches haftet der Musik bereits grundsätzlich an. Solche Unternehmungen in Verbindung mit einer Big Band sind ja wirklich nicht außergewöhnlich, auch haben einige Jazzer bereits mit symphonischen Streichern zusammengearbeitet, doch hier sind es gleich zwei Komponenten, die zur wesentlichen Gestaltung beigetragen haben. Das ist einmal die Frankfurt Radio Big Band und dann zusätzlich sind es die Musiker*innen der Frankfurt Radio Symphony.

Die Symphoniker gestalten die Kompositionen mit ihrem wuchtigen Klangkörper imposant mit, leider ist über die Zahl der Mitwirkenden nichts bekannt, doch auf dem Bild im Booklet sieht es recht umfangreich aus. Die Big Band fällt hier etwas kleiner aus, dafür obliegt einzelnen Solisten die Gestaltung durch ihre Improvisationen, wie Heinz-Dieter Sauerborn am Sopransaxofon, Axel Schlosser am Flügelhorn oder Tony Lakatos am Tenorsaxofon. Die einzelnen Solisten sind im Booklet zu den Songs aufgeführt.

Primal Colors, ja, das hat eine Bedeutung. Der Komponist beabsichtigte damit eine musikalische Erkundung von Farben, sicher eine gute Idee, hierzu eine Big Band mit Jazz und die klassische Orchestrierung einzubinden. So soll sich McNeely vom Konzept der Primärfarben und ihrer ursprünglichen Bedeutung inspiriert haben, so erweitert er die Farbpalette um Schwarz und Weiß und vertieft sich in die symbolischen und kulturellen Bedeutungen der einzelnen Farbtöne. Hierzu hören wir fünf Hauptsätze, die Schwarz, Gelb, Rot, Blau und Weiß repräsentieren, unterbrochen von Zwischenspielen, die als Brücken zwischen den musikalischen Schattierungen dienen.

Entstanden ist Musik, die in ihrer Verbindung von Jazz und Klassik sehr besonders ist und sich beim Hören als nicht unbedingt unkompliziert erweist, verlangt wird durchaus hohe Aufmerksamkeit, die dann aber damit belohnt wird, ein Farbenspiel von höchster Güte erleben zu dürfen. Diese Reibung verschiedener musikalischer Welten birgt sehr viel Dynamik und immer wieder überraschende Wendungen und ein Aufstoßen neuer Türen und Tore. So hat man das Gefühl, in einer Welt von Erzählungen gelandet zu sein, Nähe und Abstraktion sind hier einerseits Gegensätze, aber auch durch die Annäherung beider Elemente haben sie eine großartige Lebendigkeit geschaffen. Dabei stößt man offenbar auch auf Musik aus anderen als westlichen Traditionen, so habe ich beim "Interlude:Ochre" das Gefühl, asiatische Stimmungen zu vernehmen beim Solo von Lakatos.

Musik dieser Art kann mitunter sehr "ernst" und akademisch wirken, mitunter strahlt sie das auch aus, doch verstehen es die Musiker immer wieder, dieses zu durchbrechen, und durch den Ausdruck recht verschiedener Emotionen für einen offenen Zugang zu sorgen. Der Farbe weiss wurde das längste Stück gewidmet, mit 12:50 Minuten beschließt "White" diese sehr spannende Farbreise mit einer Soloeinlage von Drummer "Jean Paul Höchstädter und einem Tenorsaxofon-Solo von Tony Lakatos und wiederum einen Ausflug in andere Kulturen, auch hier klingt es mitunter ein wenig asiatisch. Ja, diese Arbeit von McNeely ist absolut spannend und mitreissend und das Zusammenspiel der beiden Ensembles ist sehr gelungen!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 I. Black (8:21)
2 Interlude: Olives (1:57)
3 II. Yellow (8:08)
4 Interlude: Ochre (2:00)
5 III. Red (7:25)
6 Interlude: Fuchsia (2:22)
7 IV. Blue (6:33)
8 Interlude: Rigel (1:43)
9 V. White (12:50)
Besetzung

Jim McNeely
Frankfurt Radio Bigband
Frankfurt Radio Symphony Orchestra



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