Day & Taxi

Run, The Darkness Will Come


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 01.04.2022

(Percaso)

Gesamtspielzeit: 59:15

Internet:

https://www.gallio.ch/bandsprojects/daytaxi/
https://www.gallio.ch/percasogallioon-otherlabels/percaso/
https://uk-promotion.net/


Ursprünglich wurde die Band Day & Taxi 1988 als Quartett gegründet. Der damals noch anwesende Saxofonist Urs Blöchlinger verliess es ein Jahr später, und seitdem leitet der Saxofonist Christoph Gallio das Trio. Die aktuelle Zusammensetzung mit Silvan Jeger und Gerry Hemmingway besteht seit 2013, und Run, The Darkness Will Come ist ihre zweite gemeinsame Platte.

Die drei erfahrenen Musiker zaubern eine Stimmung, die Freiheit atmet. Freier Jazz, oder nennen wir ihn doch gleich Free Jazz, ist es gleichwohl nicht geworden. Klar erkennbare Kompositionen bilden stets die Grundlage für die Exkurse, die nicht nur dem einzigen typischen Solisten, Christoph Gallio, vorbehalten sind. Denn gleich im Auftaktsong, dem Titelsong, wird dem Bassisten Jeger Raum gelassen. Der Song swingt ganz leicht und locker, irgendwie erinnert mich das an eine Platte von Lee Konitz, "Motion", aus 1961. Auch er hatte diese im gleichen Format eingespielt.

Nun, nicht ganz so cool, sondern durchaus etwas hitziger, ist Run, The Darkness Will Come gelungen. Immer noch beim Titelsong, gibt sich Gallio die Freiheit und führt mich gedanklich auch hin zu Albert Ayler. Ja, diese Musik atmet Tradition, spielt am Puls der Zeit, und wirkt dennoch auf gewisse Weise zeitlos.

Ungewöhnlich sind die die jeweiligen Widmungen, teils mit Texten, die halb singend, halb sprechend vorgetragen werden. Sehr skurril geht es bisweilen zu, Beispiel: "AM ANGELHAKEN to Stefan Schmidlin", mit einem Text von Thorsten Krämer: Am Angelhaken dieses Gedichts hängt an geraden Tagen ein karierter Stehkragenpullover aus Polyester, an ungeraden Tagen ein Kamel. Dabei sind die Fische, die anbeißen, immer die gleichen. Wer ist nun dümmer, die Fische oder das Gedicht?

Andere Widmungen, bitte im Tracklisting nachschauen, sind realen Personen gewidmet, für Musiker wie Kip Hanrahan oder Jack Bruce, aber auch Jean-Luc Godard, der Regisseur, wird bedacht. Und dazwischen breiten sich, mit etwas längerer Spielzeit, die eigentlichen Songs des Albums majestätisch aus. Genau, sie setzen Statements, Statements für eine moderne Ausrichtung des Jazz'. Eine kühne Vereinigung von Komposition und Improvisation, voller Leidenschaft und Spontaneität, mit hochkarätigem Einsatz aller Beteiligten, wobei Gallio die meisten Akzente als Solist setzt. Er kann mit seinem frechen und frischen Spiel begeistern, es purzeln die Ideen und sein Ausdruck ist sehr belebend und mitreissend. Live dürfte das so richtig gut abgehen!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 RUN THE DARKNESS WILL COME! (6:01)
2 AM ANGELHAKEN to Stefan Schmidlin (words by Thorsten Krämer) (0:55)
3 CASUAL SONG to Kip Hanrahan (3:53)
4 R.F. to Robert Filliou (2:02)
5 EGO KILLER (5:34)
6 INFINITE SADNESS to Jack Bruce (0:57)
7 SEA (words by Steve Delachinsky)(0:11)
8 TOO MUCH NOTHING (5:37)
9 DOOR (words by Steve Delachinsky)(1:17)
10 CORINNE to Corinne Güdemann (3:37)
11 GODARD'S MEMORY to Jean-Luc Godard (4:48)
12 SAG MIR MAL (words by Markus Stegmann) (0:43)
13 DUNKELN (words by Renato P. Arlati)(0:58)
14 KLEINE GEDANKEN (words by Werner Lutz)(0:47)
15 EIN ORT UND ALLES to Walter Zimmermann (3:51)
16 ABSTRACT LOVE or DIFFERENT TOMORROWS (6:06)
17 DIESES GEDICHT ERINNERT SICH to Usina Schmidlin (words by Thorsten Krämer) (0:38)
18 ABRA PALAVRA to Dominik Steiger (4:40)
19 ANOTHER F... MELODY (6:33)
Besetzung

Christoph Gallio (alto, soprano & C-melody saxophones)
Silvan Jeger (double bass, voice, shrutibox)
Gerry Hemingway (drums & percussion)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>