25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 135: Poets on a Pilgrimage - The other Side of the Mirror





Da besondere Orte immer ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der Kolumnen-CD sind, stand schon nach dem ersten Blick in die CD-Liste fest, dass ich eine der sieben CDs auswählen würde, die ich im Juni 1997 in Leipzig erworben habe.

Obwohl mit Pop 2000 von Big Light und dem genialen The Return of the Helicopterman von den Seasick Pirates zwei weitere Scheiben reizvoll gewesen wären.

In Leipzig war ich wegen des Kirchentags, der vom 18. – 22. Juni mit knapp 100.000 Dauerteilnehmern stattfand. Es war der erste Kirchentag in den so genannten neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung.

Überraschenderweise ist es erst das zweite Mal, dass in dieser Kolumne eine während eines Kirchentags erworbene CD auftaucht, obwohl seit Beginn der Kolumne mit Bezug auf den April 1986 bereits fünf Kirchentage stattgefunden haben – Frankfurt (1987), Berlin (1989), Ruhrgebiet (1991), München (1993), Hamburg (1995).


Vom Münchner Kirchentag 1993 hatte ich ein Album vom Gospel Train mitgebracht. Während des Berliner Kirchentags 1989 habe ich mir keine CD gekauft. Das mag sowohl daran liegen, dass das eben meine Heimatstadt war, als auch daran, dass ich in diesen Tagen reichlich Organisatorisches um die Nase hatte. Berichtet wurde über diesen Kirchentag dann anderthalb Jahre später bezüglich eines Ereignisses am 22. Januar 1991.

An den Kirchentagen in Hamburg und im Ruhrgebiet habe ich nicht teilgenommen. So bleibt nur die offene Frage, warum ich mir in Frankfurt keine CD gekauft habe, auf die ich auch keine Antwort habe.

Zurück ins Jahr 1997. Leipzig war eine tolle Erfahrung. Sechs Jahre nach der Wiedervereinigung war für viele Menschen im Osten eine öffentlich agierende Kirche noch etwas eher Ungewohntes. Ich hatte eine kleine Gruppe von drei oder vier ReligionsschülerInnen für die Fahrt gewinnen können. Mit ihnen konnte ich natürlich in keine der Sammelunterkünfte gehen, in denen Kirchentagsgruppen ganze Klassenräume als Unterkunft für die fünf Tage zur Verfügung gestellt bekommen.


Also habe ich mich um ein Privatquartier bemüht – und auch eins bekommen. Eine Schülerin aus einer Familie völlig ohne Kirchenbezug, fand die Idee für fünf Tage Kirchentagsbesucher aufzunehmen cool, als in der Schule, die ebenfalls als Sammelquartier dienen sollte, danach gefragt wurde. Also räumte sie ihr Zimmer, das sich in einer ausgebauten Garage befand, und zog zu ihrer Schwester. Die Beiden und ihre Mutter zogen mit uns dann am Mittwoch-Abend auch über den „Abend der Begegnung“ in der Leipziger Innenstadt und besuchten mit uns den Abschlussgottesdienst am Sonntag im Stadion – beides Veranstaltungen mit ca. 100.000 Besuchern – eine völlig überraschende Erfahrung mit Kirche – sowohl für meine SchülerInnen, wie für die Gastfamilie.

Zwei CDs standen für mich zur Auswahl. Den Sampler Der große Reiz hatte ich mir am „Abend der Begegnung“ gekauft. Auf ihm wurde eine Reihe lokaler Bands vorgestellt. Das wäre eine spannende Wahl gewesen. Dass die CD keinerlei Kirchen(tags)-Bezug hatte war der geringere Grund die andere zu wählen. Denn mit The other Side of the Mirror habe ich am Samstag in der Laurentiuskirche im Stadteil Leutzsch nach einem Konzert der Poets on a Pilgrimage eine der besten (deutschen) Prog-Eigenveröffentlichungen aller Zeiten erworben. Daran geht kein Weg vorbei.


Norbert von Fransecky



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