Seven Kingdoms

The Fire Is Mine


Info
Musikrichtung: Power Metal

VÖ: 2017 (09.10.2012)

(Napalm)

Gesamtspielzeit: 53:07

Internet:

http://www.napalmrecords.com
http://www.sevenkingdoms.net


Nach dem Debütalbum Brothers Of The Night ging es für Seven Kingdoms steil bergauf – allerdings ohne Ur-Sänger Bryan Edwards, dessen Stelle eine kleine, aber stimmgewaltige Blondine namens Sabrina Valentine einnahm. Gemäß den Thankslisten des Re-Releases des Drittlings The Fire Is Mine ist sie allerdings nicht nur Vokalistin der Band, sondern auch Lebensgefährtin von Gitarrist/Bandkopf Camden Cruz. Wer den metallischen Gossip regelmäßig verfolgt, wird vielleicht mitbekommen haben, ob Cruz seine Freundin unter „Opferung“ Edwards‘ in die Band gelotst hat oder aber das Paar sich erst während der Bandarbeit gefunden hat. Fakt ist, dass die Trennung von Edwards nicht in bösem Blut geschehen zu sein scheint, sonst wäre er auf The Fire Is Mine nicht als Gastchorsänger aktiv und hätte auch nicht an den Lyrics mitgearbeitet – und wer sich an das noch von ihm eingesungene Debütalbum erinnert, dem wird auch noch im Gedächtnis haften, dass Edwards unter einer Ansammlung von Könnern das schwächste Glied in der Kette bildete. Da Valentine sich stimmlich irgendwo zwischen Doro Pesch und Crystal Vipers Marta Gabriel mit einem Schuß Sharon den Adel (letzteres in den höheren Lagen) positionieren läßt und ihre Sache richtig gut macht, ist ihre Verpflichtung also allein aus musikalischer Perspektive schon als Gewinn zu betrachten, von zwischenmenschlichen Komponenten, die für den Hörer ja praktisch unbedeutend sind, abgesehen – das gemeinsame Glück sei Valentine und Cruz natürlich von Herzen gegönnt.
Zwischen Debüt und Drittling liegt naturgemäß noch ein weiteres Album. Dieses blieb selbstbetitelt und erschien zunächst auch noch als Eigenproduktion, ehe Nightmare Records, die schon das Debüt vertrieben hatten, sich entschlossen, eine reguläre Labelveröffentlichung daraus zu machen. Hier singt Valentine auch schon, und was es zu der Scheibe noch so Wissenswertes gibt, kann der Interessent im Review der Originalfassung von Mario Stark auf www.crossover-netzwerk.de nachlesen. Jedenfalls eröffnete dieses Zweitwerk der Band die Möglichkeit, in den USA als Support von Blind Guardian auf Tour zu gehen und damit einen wichtigen Schritt nach vorn zu machen. Zudem fand sich mit den Dänen von Intromental ein struktureller Partner in Europa, und der dürfte maßgeblichen Anteil daran gehabt haben, dass nach dem diesmal von vornherein als Nightmare-Labelproduktion veröffentlichten Drittwerk The Fire Is Mine eine Tour über den alten Kontinent als Support des Packages Stratovarius/Amaranthe zustandekam, worüber sich die Bandmitglieder seinerzeit freuten wie die Schneekönige, selbst wenn nicht immer alles in ihrem Sinne lief und sie in Erfurt beispielsweise schon deutlich früher als geplant auf die Bretter mußten, wodurch der Rezensent nur noch die letzten anderthalb Songs von ihnen mitbekam. Aber der Enthusiasmus des Quintetts war ungebrochen, und nach ihrem Gig sah man quasi während der ganzen Spielzeit von Stratovarius immer mindestens ein Seven-Kingdoms-Mitglied am Merchstand die Matte schütteln. Ebensolcher Enthusiasmus sprüht bezüglich der Blind-Guardian-Tour auch aus den Thankslisten des von Napalm Records veröffentlichten Re-Releases von The Fire Is Mine, der sowohl in diesem Punkt als auch in den elf Songs mit dem 2012er Nightmare-Original identisch zu sein scheint, so dass der Besitzer des letztgenannten nicht noch ein weiteres Mal zugreifen muß, was in analoger Weise auch auf den beim gleichen Label erschienenen Re-Release des selbstbetitelten Zweitlings zutreffen dürfte.
Von der Besetzung des Debütalbums ist außer Edwards auch noch Keyboarder John Zambrotto verlorengegangen, aber auch der nicht hundertprozentig, denn auch er reiht sich auf The Fire Is Mine in die Backingchorsänger ein, zusammen übrigens u.a. mit Produzent Jim Morris und Theocracys Matt Smith, welchletzterer in „Kardia“ noch eine weitere Rolle spielt, die im Booklet nicht näher ausgeführt wird – aber beim Reinhören ergibt sich der Verdacht, dass er die „Echos“ der jeweils ersten Zeilen der beiden Bridges und die Duettstimme im letzten Refrain singt. Wenn das stimmt, dürfte eine andere Vermutung, die sich auf den ersten Blick aufzudrängen scheint, nicht korrekt sein: Die Texte des Albums drehen sich generell wieder mal um George R.R. Martins „A Song Of Ice And Fire“, aber „Kardia“ hat Valentine im Alleingang getextet, und es ist ein Lovesong klassischer Prägung. Von dem würde man natürlich eher erwarten, dass sie ihn im Duett nicht mit Smith, sondern mit Cruz singt, der ja auch zumindest so gut singen kann, dass er im Backingchor mitwirkt. Natürlich ist aber auch nicht auszuschließen, dass auch dieser Text irgendeinen Liebesmoment aus der großen Martin-Saga beschreibt und die konkrete innerbandliche Zweisamkeit hier nur peripher mitschwingt. Fakt ist, dass der Song selbst zu den stärksten auf dem Album gehört – lange Zeit eine reine Akustikballade, wendet er sich zum Schluß doch noch in härtere Gefilde, ohne dass man der Band diesbezüglich gram sein müßte, wenngleich die Nummer auch als komplette Akustikfassung funktioniert hätte. Wer übrigens hier nach Keyboards fragt: Die spielten schon auf dem Debütalbum nur selten tragendere Rollen, während die Gitarrenarbeit von Cruz und seinem Kompagnon Kevin Byrd klar im Fokus stand – und dieser fällt nach dem ersatzlosen Abgang Zambrottos jetzt eben noch deutlicher aus: Bis auf einige wenige Effekte z.B. im Intro „Beyond The Wall“ oder im Hörspiel „A Dept Paid In Steel“ kommt das Drittwerk ohne Keyboards aus, und nur im finalen Epos „The King In The North“ entfalten sie anfangs so etwas wie tragende Wirkung, die aber schnell wieder in den Hintergrund tritt. Die Hauptverantwortung liegt also bei den beiden Sechssaitern, aber diese rechtfertigen sie ein weiteres Mal mit phantasievollem Spiel – man höre sich beispielsweise mal an, was sie im Solo von „Fragile Minds Collapse“ veranstalten! In selbigem darf übrigens auch Aaron Sluss, der seit dem selbstbetitelten Zweitling den Bassistenposten von Cory Stene übernommen hat, solistisch mal in den Vordergrund treten, der ansonsten auch an der textlichen Ausgestaltung beteiligt war, während die Kompositionscredits diesmal keiner Untergliederung unterworfen sind – „Music by Seven Kingdoms“ steht da, sonst nichts. Am grundsätzlichen powermetallischen Stil hat sich trotz des Wechsels am Frontmikrofon und dem Wegfall der Keyboards nichts geändert, gewisse Anklänge an Blind Guardian und Iced Earth sind immer noch da, die Chorarrangements etwa sind ein wenig an erstgenannte angelehnt, und Spielfreude wie instrumentale Fertigkeiten wissen abermals in hohem Maße zu überzeugen. Ganz große Hits haben die Floridaner bis auf die genannte Halbballade zwar abermals nicht fabriziert, da sie vor allem in der ersten Albumhälfte noch zu sehr dazu neigen, zu viele Ideen in die Songs zu packen, anstatt weniger Ideen richtig zur Wirkung zu bringen. Aber komplexen Power/Speed bekam man von ihnen ja auch schon auf dem Debütalbum zu hören, die leichten arrangementseitigen Unsicherheiten von damals sind einer größeren Sicherheit, die aber noch weit von etwaiger Erstarrung in Routine entfernt bleibt, gewichen, und über die Qualität vieler Einzelteile braucht man sowieso nicht zu diskutieren. „Symphony Of Stars“ kratzt an einer großen Hymne, „Fragile Minds Collapse“ wurde bereits gelobt, „In The Twisted Twilight“ sieht die Sängerin an der Obergrenze ihrer Tessitur, aber noch diesseits von selbiger, damit die angestrebte Wirkung gut verstärkend, und das finale Opus bietet noch einmal viele der Trümpfe der Band in komprimierter Form. Auch das Soundgewand mutet gegenüber dem Debüt deutlich verbessert an, wobei der größere Teilschritt allerdings schon vom ersten zum zweiten Album gegangen worden war. Lediglich an den in mehreren Songs eingesetzten schlittenglockenartigen Sound irgendeines Beckens kann man sich auch nach etlichen Durchläufen nicht gewöhnen und nimmt ihn als unangenehm klirrend wahr. Aber das ist ein kleines Problem im Direktvergleich mit den vielen Stärken, die man in den 53 Minuten entdecken kann. Wer den Zweitling mochte und auch ohne die Growls auszukommen imstande ist, die dort punktuell die Leadstimme kontrastierten, darf beim Drittling, wo besagte Growls komplett fehlen, jedenfalls ungehört zugreifen, und auch Freunde des Erstlings, so sie nicht ausgerechnet auf die Keyboards oder Edwards‘ Leadstimme (oder die auch dort eingestreuten heftigeren Vocals) geeicht waren, machen mit dem Erwerb von The Fire Is Mine nichts verkehrt.



Roland Ludwig



Trackliste
1Beyond The Wall1:17
2 After The Fall5:41
3 Forever Brave5:11
4 Flame Of Olympus4:54
5 Symphony Of Stars5:37
6 The Fire Is Mine5:38
7 Kardia4:55
8 Fragile Minds Collapse6:03
9 In The Twisted Twilight5:01
10 A Debt Paid In Steel0:56
11 The King In The North7:50
Besetzung

Sabrina Valentine (Voc)
Camden Cruz (Git)
Kevin Byrd (Git)
Aaron Sluss (B)
Keith Byrd (Dr)



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