Das Auge hört mit: Vinyl-Klassiker der Hipgnosis-Ära




Info
Autor: Aubrey Powell

Titel: Vinyl . Album . Cover . Art : Hipgnosis – Das Gesamtwerk

Verlag: Edel Books

ISBN: 978-3-8419-0608-3

Preis: € 35,00

320 Seiten

Internet:
http://www.edel.com

Hipgnosis war eine britische Design-Schmiede, die zwischen 1967 und 1984 – Jahrzehnte vor Photoshop - vor allem Vinyl-Cover gestaltete. Aubrey Powell hat Hipgnosis zusammen mit Storm Thorgerson gegründet, etwas später (1974) stieß als weiterer kreativer Kopf Peter Christopherson dazu. In Vinyl . Album . Cover . Art präsentiert er als letzter noch Lebender des Trios die von Hipgnosis geschaffenen Cover, die wohl teilweise legendär geworden sind.

Zu den bekanntesten Hauptkunden zählten wohl Pink Floyd (nebst Solo-Ablegern), Genesis, Peter Gabriel, 10cc, Scorpions, Nazareth, Led Zeppelin, Rainbow, UFO, Wings, Wishbone Ash, Black Sabbath, T. Rex, Argent, AC/DC, Yes, ELO, ELP und viele viele mehr. Das Durchstöbern des natürlich sehr bildlastigen Prachtbandes macht gerade in Zeiten des Schallplatten-Revivals wirklich Spaß. Da werden Erinnerungen geweckt, aber durchaus auch mal Neues entdeckt. Über 300 Cover bietet das Buch in zeitlich chronologischer Reihenfolge, viele sind unkommentiert, aber bei vielen wird auch die Geschichte hinter dem Cover erzählt (die Entstehungsgeschichte von der ersten Idee über die Realisierung bis hin zu technischen Details).

Neben den absoluten Klassikern wie Dark Side Of The Moon (Pink Floyd) und Houses Of The Holy (Led Zeppelin) gibt es sicherlich auch einige Cover, die nicht besonders gelungen sind (z.B. Desolation Boulevard für Sweet), aber das gibt der Autor auch unumwunden zu und das macht wohl auch den Reiz einer Gesamtausgabe aus, nicht nur das beste zu sehen. Mit Vielleicht bist Du ein Clown? für Novalis gibt es übrigens sogar eine Produktion für ein deutschsprachiges Album, und bei Kitsch für die Heavy Metal Kids griffen Hipgnosis auf einen abgelehnten Entwurf für Pink Floyd zurück - zwischen dem ersten Cover (Laurel Aitken) und dem letzten (Barry Gibb) gibt es also allerhand zu entdecken.

Neben einem Vorwort von Peter Gabriel und einigen begleitenden Texten (in dem wir u. a. erfahren, dass der Firmenname Hipgnosis von Syd Barrett stammt) nehmen die Cover den Hauptplatz des Buches ein. Das Register am Buchende ist leider nur nach Albentitel sortiert (nicht nach Bandnamen oder chronologisch, beides wäre sinnvoller gewesen), und von den Geschichten hinter den Covern hätte man sich vielleicht noch etwas mehr versprochen, da sehr viele eben nicht weiter kommentiert sind und wirklich spannende Anekdoten eher selten sind. Interessant ist da z.B. die Anmerkung, dass das Debüt-Cover von Toe Fat aufgrund des nackten Paares im Hintergrund der US-Plattenfirma Probleme bereitete: "Es gab Gerüchte, dass sie es rausgenommen und ausgerechnet durch ein Lamm ersetzt hätte" - Ein kurzer Blick ins Internet und das "Gerücht" ist nicht nur bestätigt, sondern sogar visuell anschaulich!

Aber trotzdem hat das Buch von Aubrey Powell seinen Reiz, die bebilderte Zeitreise ist sehr kurzweilig und lohnend – auch der Preis ist aufgrund des Umfangs und der edlen Verarbeitung und Aufmachung gerechtfertigt.


Jürgen Weber



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