My Indigo

My Indigo


Info
Musikrichtung: Pop

VÖ: 20.04.2018

(BMG Rights Management / Warner)

Gesamtspielzeit: 38:32

Internet:

http://www.my-indigo.com


Bereits ein flüchtiger Blick auf die Liste der Künstler, von denen Within Temptation Lieder gecovert haben, macht klar, dass die Band auf Popmusik steht. Von Enrique Iglesias bis Nirvana reicht die bunte Palette. Bei Adeles „Skyfall“ ist meine Gänsehaut glatt noch mal so dick wie bei der Version von Exit Eden – und die ist richtig klasse! Mit ihrem Solo-Projekt My Indigo betritt Sharon den Adel also kein musikalisches Neuland. Nach dem Coverfoto sollte man allerdings nicht gehen, denn mit Alanis Morrisette hat die Musik nichts zu tun.

My Indigo ist ein entspanntes Album für laue Sommerabende. Leider mit zwei Seiten: Die „gute“ sind persönliche, tiefgehende Texte. Mit der Aussage „Ich musste mich erst verletzlich fühlen und Emotionen zulassen, die ich bislang noch nicht aus mir herausgelassen habe.“ kann die 43-Jährige eigentlich nur die Lyrics meinen, nicht die Musik.
Denn das ist die „schlechte“ Seite: Der Pop mit Einflüssen aus Synthie/Electro (viel) und Ethno (wenig) ist immer leicht und oft zu seicht; perfekt inszeniert und arrangiert, aber eben auch arg glatt und total harmlos. Mag My Indigo auch zu 100 Prozent so geworden sein, wie Sharon es sich vorgestellt hat, meinetwegen hätten sie und Co-Produzent Daniel Gibson sich gerne etwas mehr trauen dürfen! Ich meine, mir ist klar, dass man sich dieses Album kauft, um sich an Sharons engelsgleicher Stimme zu laben, aber sie steht dermaßen brutal weit im Vordergrund, als würde man den eigenen Kompositionskünsten nicht trauen. Dabei würde ich von der Trompete in „Crash And Burn“ liebend gerne mehr hören! So ist es eine der Nummern, aus denen man viel mehr hätte machen können. Und davon gibt es auf My Indigo mehrere. Zu viele.

„Feeling-wise a fantastic album, but I have mixed feelings about the songs.“ Das habe ich vor wenigen Minuten einem niederländischen Promoter geschrieben. Diese Aussage bezog sich vor allem auf das Extrembeispiel „Someone Like You“. Mit seiner Melancholie – die im übrigen das ganze Album dominiert – einfach wunderschön zum Träumen und Genießen, aber musikalisch trotz Calypso-Beat, Reggae-Percussion und einer Prise Funk fast unnatürlich mau, flach und nichtssagend. Ohne eine Spur Dynamik. Da fehlt einfach das Besondere!

Dafür sind die Songs, die genau das haben, richtig stark geworden: Allen voran das verträumte „Star Crossed Lovers“ mit seiner wehmütigen Violine. Wenn man so will Sharons „Summertime Sadness“. Das hat sie ebenfalls bereits gecovert, und die Nähe dieser Nummer zu Lana Del Rey ist unverkennbar, vor allem im Refrain. „Black Velvet Sun“ ist von ähnlicher Güte; ein smarter Popsong mit Ohrwurmqualitäten, der zwar perfekt durchgestylt ist, dabei aber dennoch nicht kalt wirkt. Der Violine sei Dank!
Das dritte Highlight folgt direkt im Anschluss: „Lesson Learned“ ist eine Art „Björk mit Piano“ geworden. Von der Klasse dieser drei Titel hätte ich gerne mehr auf dieser ohnehin sehr kurzen Platte gehabt. Und es wäre nach meinem Gefühl so leicht möglich gewesen!

Mein Fazit: Für Sharon den Adel persönlich ist My Indigo ist ein wichtiges Album und trotzdem eine vertane Chance. Man muss die zehn Stücke unbedingt mit dem Herzen hören und darf sie KEINESFALLS analysieren! Genau so sind meine 14 Punkte auch zu verstehen.

P.S.: Die Diskrepanz, mit der ich bei My Indigo zu kämpfen habe, macht das herzzerreißende Video zum Titelsong innerhalb von Sekunden unmissverständlich deutlich!



Michael Schübeler



Trackliste
1My Indigo 3:25
2 Indian Summer 2:46
3 Out Of The Darkness 3:57
4 Star Crossed Lovers 3:07
5 Crash And Burn 4:37
6 Someone Like You 3:12
7 Black Velvet Sun 3:24
8 Lesson Learned 3:53
9 Safe And Sound 5:42
10 Where Is My Love 4:29
Besetzung

Sharon den Adel (Lead Vocals)
Will Knox (Guitars, Ukulele, Backing Vocals)
Martijn Konijnenburg (Keyboards)
Teus Nobel (Trumpet)
Kevin de Randamie (Voice-Over on Track 2)
Daniel Gibson (Keyboards, Production, Programming)



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