Musik an sich


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Pink Floyd

The Piper at the Gates of Dawn (Vinyl)


Info
Musikrichtung: Psychedelic

VÖ: 03.06.2016 (1967)

(Pink Floyd / Warner)

Gesamtspielzeit: 42:14

Internet:

http://www.pinkfloyd.com


Die Vinyl Renaissance erreicht ein weiteres Bollwerk der Rockgeschichte. Im Laufe der nächsten Monate soll der komplette Backkatalog von Pink Floyd wieder komplett auf Vinyl erhältlich gemacht werden. Die Offensive startet mit den ersten vier Alben am 3. Juni 2016 und stellt den Rezensenten vor ein Dilemma.

Was soll zu diesen Klassikern gesagt werden, was noch nicht schon dutzendfach gesagt wurde. Allein bei uns hat Wolfgang Kabsch in den vergangen Monaten eine mittlerweile achtteilige Kolumne gestaltet, in der er seine Beziehung zu den Briten und ihren Alben offenlegt.

Mixen wir also mal Persönliches mit Faktischem: Mit The Piper at the Gate of Dawn hat sich eine der einflussreichsten Bands aller Zeit erfunden. Pink Floyd haben dazu keine Verpuppungszeit gebraucht. Sie waren sofort da – völlig einzigartig, völlig neu und ungeheuer souverän. Was unter anderem bedeutete, dass sie ihre Neuheit nicht dadurch schützen mussten, indem sie auf alles Traditionelle verzichtet hätten. Beat und Beatles sind auf ihrem Debüt ebenso zu finden, wie Folk und an Kinder- oder Märchenlieder erinnernde Momente.

Auf eins haben die Mannen um Syd Barrett allerdings so gut wie völlig verzichtet, auf Song-artige Strukturen, die die musikalischen Ideen in Refrain- und Strophen Strukturen organisieren. Melodien, Themen und Rhythmen, die Ohren und Bein verwöhnen, tauchen immer wieder auf. Pink Floyd liefern nicht einmal im Ansatz Kakophonien ab. Aber sie pinnen ihre Ideen punktuell aneinander, ohne darauf zu bestehen, dass sie das weitere Stück prägen müssen. Von daher ist der Unterschied zu den späteren, strukturierteren Alben ein relativer.

Das eröffnende „Astronomy Dominoe“ dürfte für die Hörer 1967 eine echte Herausforderung gewesen sein. Nach rauen Gitarren und Morsezeichen in der Eingangssequenz hebt der psychedelische Space Rock Flieger heftig ab – ein Klassiker. Das folgende „Lucifer Sam“ ist dagegen eine fantastische Verbindung dieses psychedelisch spacigen Abhebens mit lebendiger Beat Fröhlichkeit. Und mit „Matilda Mother“ beweisen Pink Floyd, dass man in drei Minuten ebenso viel Abwechslung unterbringen kann, wie in einem 15-Minuten Long Track.

Mit den beiden folgenden Stücken gibt es akustische Erholung von psychedelischen Strapazen. Auch wenn es merkwürdig schräg angesetzt ist, wirkt „Flamming“ wie ein kleines Märchenlied im Folk Gewand, und „Pow R. Toc H.“ ist eine nette relaxte Piano Nummer mit leichtem Jazz Feeling

Am Ende der ersten LP-Seite steht dann aber wieder wildes Improvisieren und Abheben. Immer wieder kehrende Bassläufe, Keyboard-Experimente, strange Sounds, Gepiepse und Gefiepse prägen das Bild.

Seite zwei startet dann mit Eingangsriffs, die fast so markant sind wie das von „Smoke on the Water“. Ansonsten bietet die zweite Seite einen ähnlichen Mix, wie die erste. Nur am Ende steht mit „Bike“ ein zwar eigener, aber recht normaler Song mit packendem Refrain.

Der remasterte Re-Release kommt solide und sehr nah am 67er Original, um es mal positiv zu formulieren. In einem einfachen Steckcover befindet sich die schwarze 180g LP in einem ebenfalls schwarzen Innencover, das mit Seide gefüttert und mit Sichtfenster auf die Labels versehen ist, die das alte Columbia-Outfit tragen.

Angesichts der Stellung der Band, des Tamtams, das um diese Re-Release gemacht wird und die durchschnittliche Ausstattung, die Vinyl-Re-Release heute haben, ist der vollständige Verzicht auf irgendwelche Boni, Liner Notes oder sonstige Gimmicks eigentlich schwer nachvollziehbar.



Norbert von Fransecky



Trackliste
Seite 1
1 Astronomy Domine (4:15)
2 Lucifer Sam (3:10)
3 Matilda Mother (3:04)
4 Flaming (2:45)
5 Pow R. Toc H. (4:25)
6 Take up thy Stethoscope and walk (3:10)

Seite 2
7 Interstellar Overdrive (9:44)
8 The Gnome (2:14)
9 Chapter 24 (3:53)
10 Scarecrow (2:11)
11 Bike (3:29)
Besetzung

Syd Barrett (Git, Voc)
Roger Waters (B, Voc)
Richard Wright (Orgel, Piano)
Nick Mason (Dr)



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