Musik an sich


Reviews
Oiseaux - Tempete

Unworks & Rarities (2012 – 2015)


Info
Musikrichtung: Post Rock / Post Jazz / Drone

VÖ: 16.05.2016

(Subrosa)

Gesamtspielzeit: 41:10

Internet:

soundcloud.com/oiseaux-tempete/sets/unworks-rarities-2016


Engelsgleiche Klänge aus Elektronik und Violine verströmen eine dunkel-romatntische Stimmung in die man ganz langsam hereingezogen wird. Die Elektronik, oder ein Cello, schwillt dunkel und mächtig an. Sanfte Perkussion, wie gestreichelt, ergänzt das Bild. Die Violinen gleiten manchmal in Höhen, die sanft in den Ohren schmerzen. Das Stimmungsbild ist sanft, gelassen, von Hoffnung geprägt, und doch merkt man, dass etwas brodelt. Die droneartige Elektronik geht in einen sanft treibenden Beat über, während die Streicher sich langsam annähern und in einer schwebenden Stimmung münden, aus der passend zu den treibenden Beats jubilierende Klänge im Hintergrund erscheinen und ein kleines Solo spielen.

Die Beats verdunkeln sich und verschwinden und die Streicher zerfallen in sanfter Melancholie. Stille. Stimmen, Ene Postrockgitarre spielt den immer gleichen Akkord, das Schlagzeug gibt den sanften Untergrund für die Gitarre, die jeden Ton zelebriert und jedes Quietschen der Saiten als Ton mit einbaut. Mit wenigen Klängen baut sich die Gitarre mächtig auf. Zunächst in Sekunden kurzen Momenten, die immer länger werden, bis sich die langsame Szenerie in einem mächtigen Postrock-Gitarren-Infernal steigert und wieder zerfällt. Die Gitarre perlt dabei immer klar, jeder Ton schneidet durch die Luft, der Gitarrist muss direkt hinter mir sitzen.

Erneute Stille. Erneut Stimmen. Politische Gesänge einer Demonstration? Ein Hubschrauber weit entfernt? Schüsse? Perkussion? Darüber kreist eine stille Gitarre und Elektronik, langsam lauter werdend. Eine Sprecher setzt ein und die Klänge umranden ihn mit ihren melancholischen Klängen.

Jeder Ton wird zelebriert. Jede Sekunde der Stille ebenso. Mit dem Aussetzen des Sprechers schwillt die Musik an und mündet in einer hymnischen, wunderschönen Postrockballade. Die schwebenden Klänge schwellen an und werden zu psychedelischen Klangtänzen bis das Stück wieder zerfällt und verschwindet. Mit bluesgetränkten, staubtrockenen Gitarren wird die Stimmung zerschnitten. Das Schlagzeug arbeitet sich langsam und schleppend durch das Klangbild. Kleine Gitarrenlicks legen sich um die führende Gitarre und den Bass. Mal schreit eine Gitarre links auf, dann rechts, dann von beiden Seiten. Dunkel wälzt sich das Stück durch diesen Mix aus Blues, Psychedelik und Postrock und entlädt sich dann und wann in quälenden Gitarrensoli. Mächtig.

Wundervolle Streicher umranden einen Mellotronsound. Ein dunkles und doch wundervolles Neoklassik-Klangbild entwickelt sich aus den langsam entstehenden Klängen die sanft wogen. Über das auf- und abwogende Klangbild rezetiert der Sänger über einen Menschen, der gern soviel wäre und doch nichts ist. Der immer auf alle geschimpft hat und allen die Schuld gegeben hat, doch er bekommt gesagt, dass am Ende er der größte Anteil des Fehlers ist.

Mellotron, Bläser und Streicher weben einen psychedelisch dunklen, doch wundervollen und betörenden Teppich, der den Hörer einsaugt und nicht wieder herauslassen möchte. Beendet wird das Szenario mit einem kurzen, alle vorher gezeigten Elemente nochmal zusammenfassenden Stück, das nach all der Melancholie doch so etwas wie Optimismus verbreitet.

Wer hat diese unglaubliche Scheibe gemacht? Oiseaux - Tempete. Das Duo hat sich viele Gastmusiker dazugeholt, um Unworks and rarities 2012 - 2015 fertig zustellen. Ja, tatsächlich. Es handelt sich um nicht benutztes Material ihrer ersten beiden Alben. Wie müssen die dann erst geklungen haben. Die muss ich haben.

Fans von Talk Talk (Spätphase), Godspeed You! Black Emperor und alle Nebenprojekte und auch Current 93 dürfen dieses Album und diese Band nicht verpassen.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Eclipse & Sirocco10:20
2 Quai de I´Exil9:20
3 No Go(l)d No Master5:07
4 Black as midnight on a moonless night4:22
5 The strangest creature on earth8:26
6 Nec Mergitur3:35
Besetzung

Frèdèric D. Oberland
Stephane Pigneul
Ben Mc Connell
Sylvain Joasson
Jean-Michel Pires
Christine Ott
Gareth Davies


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