Musik an sich


Reviews
Rigoni / Schoenherz

Victor


Info
Musikrichtung: Progressive / Klassik

VÖ: 29.04.2011 (1975)

(MiG / Intergroove)

Gesamtspielzeit: 75:48


Mit Victor haben Richard Schoenherz und Manuel Rigoni ein erstklassiges Konzeptalbum vorgelegt, das nicht nur klassische Einflüsse im Prog aufnimmt, sondern ganze Passagen dem klassischen Ensemble, in diesem Fall dem Royal Philharmonic Orchestra, überlässt. Im Wesentlichen sind das Rahmungen der überlangen Tracks, deren Abgrenzung schwer ist, da auf dem Album und im Booklet neun Titel mit Text angegeben sind, die CD aber nur in vier Sektoren aufgeteilt ist. (Für die in der Tracklist angegebenen Laufzeiten übernehme ich daher keine Garantie.)

Nach einem ruhigen klassischen Intro bewegt sich „The Invitation“ auf den Spuren von Jane und Eloy. Wenn „The Head of the Circus sings for the beloved Audience” werden diverse The-Bands, Beatles, Who, Monkeys, Doors etc, in den Zeugenstand gebeten. Das klassische Outro geht relativ modern in die Richtung von Tschaikowsky.

Im Weiteren werden vor allem in den instrumentalen Parts mollige Piano-Klänge, Supertramp Keyboards, swingende Bläser und treibender Rock geliefert, garniert mit klassischen Passagen. Der ebenfalls beteiligte Wiener Akademie Kammerchor kommt nur punktuell zum Ende hin zum Einsatz.

In den Textpassagen ist die Musik, wie für Konzeptalben nicht selten, zurückhaltend und eher Begleitung für den Text. Hooklines oder packende Refrains gibt es daher kaum. Für die Aha-Momente sorgen vor allem die instrumentalen Parts.

Die Handlung ist ein echtes Kind der 70er.
Victor ist der Sohn eines Clowns in einem ziemlich heruntergekommenen Zirkus. Er wäre gerne Trapezkünstler geworden, aber sein Vater sieht in ihm die nächste Clowngeneration.
Als der Zauber des Zirkus für ihn immer mehr bröckelt, bricht Victor aus. Recht klischeehaft schildert „Where is Victor“ den Absturz des orientierungslos suchenden Victors in Drogen, Gefängnissen, auf Orienttrips, in Mykonos etc. Hier treten die Aussteigerfantasien der Mid-Siebziger völlig ungeschminkt zu Tage. Zu hause wird Victor zur Legende, an der sich alle möglichen Fantasien über das ausleben, was aus einem wird, der sein gewohntes Leben hinter sich lässt.
An einem vorläufigen Ende landet Victor im Kloster.
Aber das ist nicht die Spiritualität, auf die man in den Siebzigern setzt. „Victor’s Dream“ wählt den naturnahen Weg des Indianers. In „Victor’s Song fort he white Man“ sagt Victor den Untergang der weißen Kultur voraus. Daraufhin ist Adam(!) wieder allein, erträumt sich Eva und lebt glücklich in einem Paradies, in dem es keinen mit dem Finger drohenden Gott gibt.

MiG bringt das Album im ansprechenden Digi-Pack mit kompletter Textbeilage, aber ohne jegliche Liner Notes neu an den Start.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1The Invitation 6:58
2 The Head of the Circus sings for the beloved Audience11:54
3 Who is Victor 6:47
4 Victor's Song for himself 9:19
5 Victor's Song for his Father 9:41
6 Where is Victor 8:13
7 Victor's Dream12:35
8 Victor's Song for the white Man 5:50
9 The Song of Life 4:22
Besetzung

Richard Schoenherz (Keys, Lead Voc)
Manuel Rigoni (Dr, Perc)
Kurt Hauenstein (B, Lead Voc <4.3>)
Harry Stojka (Git)
Achim Buchstab (Lead Voc <2.2, 3.2>)
Johan Daansen (Git)
Peter Wolf (Synth <1.1>)

Royal Philharmonic Orchestra
Wiener Akademie Kammerchor


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