Musik an sich


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Mozart, W. A. (Jacobs)

Sinfonien Nr. 39 & 40


Info
Musikrichtung: Klassik Orchester

VÖ: 16.04.2010

(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi 2009 / Best. Nr. HMC 901959)

Gesamtspielzeit: 65:15



KLASSISCHE THEATERMUSIK

Seine Einspielung von W. A. Mozarts letzten Sinfonien hat René Jacobs jetzt mit einer zweiten Folge abgeschlossen. Die dramatisch-düstere Nr. 40, in der „Trauertonart“ g-Moll, und die fantasievoll quirlige Nr. 39 in Es-Dur standen nach dem aufsehenerregenden ersten Album mit der Nr. 38 und 41 ja noch aus. Was die quasi-opernhafte Darbietung angeht, den bühnenreifen Auf- und Abtritt von Themen und Instrumenten, ist sich der Belgier treu geblieben. Mozart ist bei ihm ein Theatermann, seine Musik immer Theatermusik. Doch während Jacobs das Freiburger Barockorchester bei der ersten Folge gleichsam immer unter Starkstrom hielt und die Stimmverläufe und Manöver des Komponisten bei aller Klangfülle mit der Präzision eines Anatomen herausarbeitete, gibt sich die zweite Folge im Sound weniger angespitzt und im Ganzen organischer. Klar: Einen Weichzeichner darf man gerade bei Jacobs nicht erwarten, auch nicht sinfonische Sämigkeit der der alten Schule.
Aber die Tempi sind durchweg maßvoll gewählt, so dass nichts überdreht klingt; agogisch übermäßig angeheizt wirkt auch nichts; die spannungsvolle Dehnung von Tempi oder Pausen (z. B. der kleine Cliffhanger-Coup im Finale der Nr. 40) ist stets überzeugend. Jacobs erweist sich als Meister klassischer Maßhaltung, ohne dass der Witz und die emotional andrängenden Momente der Musik zu kurz kämen. Die Nr. 39 rückt mit ihren harmonischen Eintrübungen und emotionalen Umschwüngen dann doch recht nahe an die Nachfolgerin heran. Diese legendäre Nr. 40 erscheint mir von den Interpreten zwar immer prägnant und deutlich in ihren emotionalen Wechselbädern aufgefasst, aber eben nicht aufgeregt: Da tun sich nicht noch zwei oder drei doppelte Böden der Melancholie und Bedrohung auf. Die Freiburger folgen Jacobs wieder hochengagiert und demonstrieren das farbige Klangideal der Wiener Klassik auf ihrem Höhepunkt.



Georg Henkel



Besetzung

Freiburger Barockorchester

René Jacobs: Leitung


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