Musik an sich


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Guru Guru

30 Jahre live


Info
Musikrichtung: Kraut-(Jam)Rock

VÖ: 19.05.2006 (1998)

(Revisted / SPV)

Gesamtspielzeit: 163:51

Internet:

http://www.guru-guru.com


Es ist ein gutes Jahr her, dass mir die damalige Promoterin des SPV einen großen Karton mit Krautrock-Re-Releases zugeschickt hat. Und wie das so meine Art ist, speise ich eine Band, die in solchen Fällen mit mehreren CDs am Start ist, nicht mit einem einmaligen Artikel ab, sondern verfolge die Geschichte der Band Monat für Monat und Album für Album. Am längsten hat die Sache bei Guru Guru gedauert. 13 Alben hatte ich bekommen. Und jetzt nach einem Jahr sind wir fast am Ende. Die vorletzte Scheibe des Stapels ist der dickste Fisch.

Mit einer Doppel-CD vom Jubiläums-Konzert auf dem Finkenbach-Festival feierten Guru Guru 1998 ihr 30-jähriges Bestehen - auf der ersten CD das reguläre Konzert; auf der zweiten CD die Supersession, bei der sich 16 Musiker auf der Bühne gegenseitig auf die Füße traten.
In Japan lag diesem Album noch ein besonderes Schmankerl dabei. Eine Original-Live-Aufnahme aus den ganz frühen Tagen der Band. 1971 stand die legendäre Besetzung Neumeier, Trepte, Genrich in der Frankfurter Uni auf der Bühne.
Zum Re-Release 2006 wurde diese CD auch in Deutschland mitveröffentlicht.

Highlight des Dreiers ist das reguläre Konzert. Dass der anarchische Humor, der Guru Guru in ihren besten Phasen ausgezeichnet hatte, nicht mehr ganz zum tragen kommt, wird zum einen daran deutlich, dass die schrägen Kraut-Comedy-Stück von Alben wie Tango Fango oder Hey Du! nicht am Start sind, aber auch im direkten Vergleich zur Vergangenheit. Die neuen Sprüche beim „Elektrolurch“ wirken dich sehr altbacken.
So erleben wir eine aufgekratzte lebendige Kraut-Rock-Gruppe, mal bluesig, mal asiatsich, mal spaceig, aber fast immer jammend, die mit einem begeisterten Publikum Geburtstag feiert.
Am stärksten ist die Band am Anfang, wenn sie sich mit rockenden Strukturen nach vorne puscht und die Improvisationsteile ein Add on sind. Herrlich z.B. wenn Schaeffer bei „Idli Killer east“ seine Nadaswaran zum Einsatz bringt.
Zum Ende hin wird es manchmal etwas zerfahren, wenn die wilden Jams nicht wie im Falle des „Oooga Booga Spec.“ zu Highlights werden. Eine schöne Blüte ist dann das überraschend verträumte, fast romantische „Kleines Pyjama“.
14 Punkte für diese CD.

Da kann die Supersession nicht im Ansatz mithalten. Live vor Ort mag das ein tolles Erlebnis gewesen sein. Vor der heimischen Anlage ist die Festival-Stimmung nicht miterlebbar und der Finger zuckt bei den endlosen Improvisationen immer wieder zur Skip-Taste.
10 Punkte.

Der 71er Auftritt liegt so dazwischen. Vor allem der auf sattem Rock’n’Roll aufgebaute Opener weiß zu gefallen. Im Folgenden bewegt man sich immer mal wieder an die Grenze zum reinen Lärm, zeigt dabei aber mehr Energie als die Supersession.
Vor allem historisch wertvoll.
12 Punkte.

Das macht nach Adam Riese im Schnitt 12 Punkte. Ein Ausstattungspunkt für das schicke Digi-Pack kommt oben drauf.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1: Finkenbach Festival 1998
1 Der Euro kommt (5:55)
2 Idli Killer east (3:53)
3 Space Baby (8:48)
4 Jet Lag (5:04)
5 Moshi Moshi (3:53)
6 Kleines Pyjama (4:41)
7 Ooga Booga Spec. (10:29)
8 Incarnation Stomp (6:53)
9 Der Elektrolurch (12:40)
10 Rastafari in Bayuwari (Bonus Track) (5:18)

CD 2: Finkenbach Festival 1998 - Supersession
1 30 Years Celebration (5:32)
2 The Ghost of (3:48)
3 House of Wah Wah (5:31)
4 Odenwald Ritt (3:14)
5 Canguru-Jam (6:08)
6 Pfad (7:20)
7 The Owls go to Bed (11:02)
8 No Cops in Finki (Bonus Track) (3:17)

Bonus-CD: Live in Frankfurt 1971
1 Bo Diddley (16:40)
2 Babycakewalk (15:38)
3 Oxymoron (18:01)
Besetzung

Guru Guru 1998
Mani Neumeier (Dr, Voc, Perc)
Roland Schaeffer (Git, Sax, Voc, Nadaswaran)
Peter Kühmstedt (B, Voc)
Luigi Archetti (Git, Voc)

Gäste:
Hans Reffert (Git)
Uchihashi (Git)
Butze Fischer (Perc)
Razem Rübel (Voc)

Gäste (nur CD 2):
Michael Karoli (Git)
Damo Suzuki (Voc)
Ax Genrich (Git)
Ingo Bischof (Keys)
Mandjao Fati (B)
Samson (Perc)
Carlos (Perc)
Günter Reger (Sax)


Guru Guru 1971
Mani Neumeier
Ax Genrich
Uli Trepte


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