Musik an sich


Reviews
Dastan Ensemble & Salar Aghili

In the name of the red Rose


Info
Musikrichtung: Altpersische Musik

VÖ: 19.04.2010

(Celestial Harmonies / Naxos / CD / DDD / 2007-2008 / Best. Nr. 13300-2)

Gesamtspielzeit: 48:07



LEIDENSCHAFTLICH

Die 10 Stücke dieser CD gehen ineinander über, so dass man die Aufnahme wie ein einziges großes Stück hört, das sich über mehrere kontrastrierende Abschnitte hinweg entwickelt. Nachdem das Dastan Ensemble auf Celestial Harmonies zuletzt gemeinsam mit dem Sänger Homayoun Shajarian unter dem Titel Mayeh-ye Dashti and Mayeh-ye Isfahan einen Ausflug in die altiranische Musik unternommen hatte, übernimmt bei der Neuproduktion In the Name of the red Rose der nicht minder begnadete Sänger Salar Aghili den Vokalpart.

Ich kann diese leidenschaftliche und schmerzvolle Musik auf Worte des 1939 geborenen Dichters Shafi’i Kadkani nur mit tiefer Ergriffenheit hören. Der ausdrucksvolle Gesang von Aghili, der stupende Virtuosität mit stimmlichen Charisma verbindet, geht unter die Haut - selbst dann, wenn man die Stücke ohne die Übersetzungshilfe im Beiheft hört. Die drängende Sehnsucht, die da zum Ausdruck kommt, scheint dann doch so allgemein menschlich zu sein, dass sie sich unmittelbar mitteilt.
In Iran selbst leidet die Pflege der altpersischen Musik, von der immerhin über 2000 Melodien überliefert sind, unter den Einschränkungen nach der Islamischen Revolution 1979. Vielen Konservativen ist die vorislamische Kultur und insbesondere deren Musik suspekt, nicht zuletzt deshalb, weil der Islam - bzw. eine unverständige Auslegung des Koran und der Sunna - Tanz und Musik mit Unzucht gleichsetzt. Die Sinnlichkeit und Kraft dieser Musik rührt freilich immer auch an emotionale Tiefenschichten, die sich nicht kontrollieren und unter das Diktat der Religion bringen lassen und einen Raum der Freiheit eröffnen - und dies dürfte eine unausgesprochener Grund für die Machthaber und den ideologisierten Klerus sein, der Musik zu misstrauen.
Außerdem ist die altpersische Musik eine gleichsam internationale Kunst und lässt sich nicht politisch ohne weiteres vereinnahmen. Vor allem der indische Einfluss, der über Afghanistan ins Perserreich gekommen ist, ist unüberhörbar. Ein umfangreiches Sitar-Solo (5) auf der CD legt davon Zeugnis ab. Auch sonst spielt das Instrument immer wieder eine vozügliche Rolle im Ensemble. Schließlich haben verschiedene Volksmusiken, tadschikische und kurdische, Spuren hinterlassen. Diese Kreuzung aus Nahem und Fernem Osten ist sehr reizvoll; da das Dastan-Ensemble eine ausgewogene Mischung aus vokalen und instrumentalem Part vorlegt, kann man die gegenseitige Befruchtung schön studieren.
Das Beiheft ist kurz. Vorgestellt werden die Spieler und Instrumente, weiter enhält es die Gedichte Kadkanis auch in englischer Übersetzung.



Georg Henkel



Besetzung

Salar Aghili: Gesang

Dastan Ensemble


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>