Musik an sich


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Asia: Das Alpha und Omega der Soupergroups




Info
Künstler: Asia

Zeit: 03.05.2010

Ort: Nürnberg (Hirsch)

Internet:
http://www.originalasia.com
http://www.myspace.com/originalasia

Eine Institution in Sachen melodischer Rock/AOR in Originalbesetzung kommt nach Nürnberg - die Rede ist von ASIA. ASIA, die Supergroup der 80er Jahre in der legendären Besetzung mit Geoff Downes (ex-Yes, ex-The Buggles - Keyboards/Gesang), Steve Howe (ex-Yes - Gitarre), Carl Palmer (Emerson Lake And Palmer - Schlagzeug) und John Wetton (ex-Uriah Heep, ex-King Crimson - Gesang/Bass) sind in diesem Jahr mit dem neuen Album Omega auf gleichnamiger Tour unterwegs. Da es bei dieser Besetzung ja nicht unbedingt klar ist, wie lange sie aufgrund persönlicher Differenzen und Egoproblemen noch so spielen, musste ich mir die Band unbedingt einmal anschauen.

Im Vorfeld war keine Vorband bekannt und ich begebe mich pünktlich zum Hirsch, um ja nichts zu verpassen. Um 20.15 Uhr beginnt auch schon das Logo des neuen Albums im Bühnenhintergrund aufzuleuchten und nach einem atmosphärischen Intro betreten die vier oben genannten Herrschaften die Bühne. Es geht gleich schmissig mit dem Opener „I Believe“ los. Der Sound ist sehr gut und klar, John Wettons Gesang thront über allem und drückt dem Song seinen Stempel auf. Seine Stimme ist anfangs ein wenig brüchig, was sich aber nach zwei Songs ziemlich schnell wieder legt. Der nächste Klassiker kommt mit „Only Time Will Tell“ und die Asia-Fans im Hirsch geraten in Verzückung. Es ist schon beeindruckend, mit welcher Präzision die Formation zusammenspielt. Aktivposten sind hier vor allem John Wetton und Geoff Downes, der den kompletten Background-Gesang übernimmt und mit seinen Keyboards maßgeblich für den sphärischen Klang der Songs verantwortlich ist. „Don’t Cry“, das nur von John Wetton gesungen und von Geoff Downes mit dem Keyboard begleitet wird, ist eines der Highlights des Abends. Das Publikum quittiert diese gefühlvolle Gänsehautballade mit viel Applaus.

Ein Phänomen dieser Band ist sicherlich der Gitarrist Steve Howe. Er wirkt von seinem Aussehen her wie ein verrückter Chemieprofessor, der nach fünfzig Jahren Forschung an einem Punkt angekommen ist, wo er alles erfunden hat, was erfunden werden kann. Ein bisschen erinnert er mich an Daniel Düsentrieb von Walt Disney. Er macht während des kompletten Konzerts einen angespannten, grimmigen Eindruck und lächelt nur ein einziges Mal kurz zu Carl Palmer, das war’s dann auch schon. Ich könnte mir durchaus vorstellen dass es schwer ist, mit so einem kauzigen Typen in einer Band zu spielen. Nach „Don’t Cry“ spielt Steve Howe auf einer akustischen Gitarre ein Solo, dass es in sich hat. Ein bisschen an Ritchie Blackmore’s klassische Ausflüge erinnert dieser Song, der sich genial anhört.

Der neue Song „Finger On The Trigger“ gefällt nicht nur mir auf Anhieb. Er baut sich mühelos in den Klassikerreigen ein. Das Schlagzeugsolo, das Carl Palmer mitten in „The Heat Goes On“ abzieht, ist vom Allerfeinsten. Der Typ kann sehr wuchtig und präzise spielen und hat trotz seines Alters einen enormen Schlag. Danach geht’s dann rasant weiter und mit „Sole Survivor“ endet der offizielle Teil. Doch ohne Zugabe kommen Asia erwartungsgemäß nicht davon. So lassen sie sich auch nicht lange bitten und kommen mit „Go“ und dem überragenden „Heat Of The Moment“ zurück auf die Bretter. Bei dem letztgenannten Song wird klar, welcher Song Asia maßgeblich definiert - eben „Heat Of The Moment“. Ich glaube nicht, dass es einen Song dieser Band gibt, der so bekannt ist. Es wird noch ein cooles Mitsing-Spiel eingebaut, dann ist das Konzert vorbei. ASIA bekommen viel Applaus und verlassen sichtlich gerührt die Bühne. 105 Minuten Spielzeit gehen angesichts des Alters einiger Musiker durchaus in Ordnung.

Fazit: Insgesamt ein wirklich sehenswertes Konzert. Vom Preis her ist es mit 35 Euro sicher ein bisschen teurer wie andere in dieser Größenordnung, geht jedoch insgesamt in Ordnung. Es sind hier vier Ausnahmemusiker am Werk, die ihre Songs mit unglaublicher Präzision spielen. Allerdings merkt man als Zuschauer auch, dass es sich bei den vier Charakteren nicht um dicke Freunde, sondern eben eine Supergroup mit zusammen gewürfelten Musikern handelt. Wer sich nicht an dieser Tatsache stört und auf Classic Rock steht, sollte sich dieses Ereignis jedoch auf jeden Fall einmal gönnen. Etwas schade finde ich, dass sie „Video Killed The Radio Star“ von den Buggles und „The Court Of The Crimson King“ von King Crimson nicht gespielt haben - auf der letzten Tour waren die beiden Songs noch im Set.

T-Shirts gibt es für 15 - 20 Euro und bereits unterschriebene Plakate für 10 Euro. Der T-Shirt-Preis geht völlig in Ordnung aber es darf die Frage gestellt werden, ob man für Autogramme seiner Lieblingsband Geld zahlen sollte.


Setlist:
I Believe
Only Time Will Tell
Holy War
Never Again
Through My Veins
Don't Cry
Steve Howe Solo
The Smile Has Left Your Eyes
Open Your Eyes
Finger On The Trigger
Time Again
An Extraordinary
End Of The World
The Heat Goes On with Carl Palmer Drum Solo
Sole Survivor
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Go
Heat of the Moment



Stefan Graßl



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