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Ministry

Adios ... Putas Madres (DVD)


Info
Musikrichtung: Industrial Metal

VÖ: 22.05.2009

(13th Planet Records/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 120:00

Internet:

http://www.ministrymusic.org
http://www.myspace.com/ministrymusic


Nach dem Audiomitschnitt der allerletzten Ministry-Rundreise „C U LaTour“ liegt mit etwas Verspätung nun das Ganze auch als visuelles Vergnügen vor. Der Titel Adios … Putas Madres blieb derselbe. Auf zwei DVDs verteilt kann man den letzten Gang der Industrial Metal-Wegbereiter nachverfolgen. Auf dem ersten Silberling gibt es 80 Minuten Musik mit vielen bunten Bildern auf die Ohren, während auf die zweite Scheibe eine rund 40-minütige Dokumentation über die Abschiedstour gepackt wurde.

Widmen wir uns zuerst dem Livemitschnitt. Bei diesem wird ähnlich wie bei der Sphinctour-DVD kein zusammenhängendes Konzert präsentiert, sondern er besteht aus Zusammenschnitten verschiedener Auftritte. Das Ganze ist allerdings nicht ganz so zusammengestückelt wie der eben genannte. Tatsächlich gibt es jeweils ungefähr eine Handvoll Clips aus der beginnenden Abenddämmerung und des Nachts. Besonders letztere Aufnahmen verbreiten eine gute Atmosphäre vor der heimischen Glotze. Der Rest ist ein wilder Zusammenschnitt aus verschiedenen Freiluft- und Clubshows (es huscht auch mal Burton C. Bell durchs Bild), ähnlich wie bei typischen MTViva-Clips. Epileptiker also aufgepasst. Ein echtes Livefeeling kommt bei der Sache bis zum Ende nicht so richtig auf, aber trotzdem vermittelt die DVD ein gutes Bild von der letzten (und starken) Ministry-Besetzung und deren Arschtrittfaktor. Dieser Haufen ist defintiv mehr Metal und Rock 'n Roll als alle Zusammenrottungen vorher.

Hier ist eine quicklebendige und adrenalingeladene Band am Werk, die regelrecht darauf brennt dem Publikum den Allerwertesten zu versohlen. Da die Setlist im Gegensatz zur CD ein wenig durcheinander gewürfelt wurde und jetzt auch den Zugabenblock mit vier Klassikern enthält, macht das Ganze noch ein stückweit mehr Spaß als der reine Audiomitschnitt. Der Sound drückt hier natürlich genauso fett und massiv aus den Boxen. Zwar muss man sich durchaus fragen was alles live ist und was nicht (speziell der „Gesang“ vom angeschlagen wirkenden Al Jourgensen), aber das ist heutzutage in diesem Bereich leider meist der Fall.

Die beigepackte Dokumentation ist ein netter Bonus, viel mehr allerdings auch nicht. In einer knappen Dreiviertelstunde erzählen Al, Aaron, Sin, Thommy, John und Tony Geschichten und Anekdoten von den vierwöchigen Proben auf Als Ranch im texanischen Nirgendwo und den Touren durch die USA und Europa. Dabei erfährt man durchaus ein paar witzige Details. So zum Beispiel über das erste Zusammentreffen des Ministry-Vorstands und dem ZZ Top-Oberbart Billy Gibbons, dass sich Luftballons und harscher Metal nicht ausschließen und wie sich ein totes Stinktier auf die Bandmotivation auswirkt. Ob man sich das öfter anguckt ist allerdings fraglich. Kurzweilig ist es schon.

Als endgültigen Abschied Ministrys aus dem Musikbusiness hätte man sich schon etwas mehr gewünscht, als das was man hier letztlich bekommt. Eine umfassende Banddokumentation zum Beispiel, oder das Ausgraben diverser Raritäten aus den Kellerarchiven. Aber damit müssen wir uns (vorerst?) zufrieden gegeben. Spaß macht Adios … Putas Madres in DVD-Form trotzdem. Und wer sich mit diesen zwei Stunden Material zufrieden gibt, wird auch ziemlich gut unterhalten. Das Anschauen macht dazu noch etwas wehmütig und eine kleine Träne kann man sich beim Abspann von „What a wonderful world“ fast nicht verdrücken. Soll man wirklich kein „So what“, kein „Thieves“ und kein „N.W.O.“ mehr livehaftig genießen können?


Ein Interview mit der Band gibt es hier.



Mario Karl



Trackliste
DVD1 – En Vivo: (81 min)
1. Let’s go
2. The last sucker
3. Waiting
4. Worthless
5. Lieslieslies
6. Watch yourself
7. Life is good
8. No W
9. Rio Grande Blood
10. Senor Peligro
11. So what
12. New world order (N.W.O.)
13. Just one fix
14. Thieves
15. What a wonderful world

DVD2 – Fuchi Requiem: (39 min)
Rockumentary
Besetzung

Al Jourgensen (Vocals, Guitar)
Tommy Victor (Guitars)
Sin Quirin (Guitars)
John Bechdel (Keyboards, Samples)
Tony Campos (Bass)
Aaron Rossi (Drums)


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