Musik an sich


Reviews
Devin Twonsend Project

Ki


Info
Musikrichtung: Prog/Atmospheric Rock, Metal

VÖ: 22.05.2009

(InsideOut Music/SPV)

Gesamtspielzeit: 66:45

Internet:

http://www.devintownsend.com
http://www.myspace.com/devintownsenddtb


Glücklicherweise hat Devin Townsend seine Drohung nicht wahr gemacht und sich komplett in die Wälder British Columbias zurückgezogen. Aber die (notwendige) Pause und der Rückzug in die selbst gewählte Isolation scheint dem Kanadier gut getan zu haben. Denn jetzt ist er wieder zurück, voller Energie und mit frischen Ideen. Auch mit einem ganz neuen Bandkonzept im Hinterkopf. Dass der komplette Alleingang Ziltoid the omnisciant doch nicht der Weisheit letzter Schluss war, scheint ihm klar geworden zu sein. Denn ganz alleine macht er es nun nicht mehr. Sein neuester Streich Ki ist der Auftakt zu einem vierteiligen Albumzyklus, welcher nach und nach erscheinen wird. Jeder Teil wird zusammen mit anderen Mitmusikern eingespielt, was für eine andere Klangfarbe sorgen soll. Deshalb kommt das Ganze wohl auch unter dem Namen Devin Townsend Project in die Läden.

Beim Auftakt der Reihe wird Devin vom bereits von früher bekannten Keyboarder Dave Young, sowie dem Bassisten Jean Savoie und dem Schlagzeuger Duris Maxwell unterstützt. Letztgenannte hatten bis jetzt nur rudimentäre Berührungspunkte mit härterer Musik. Der einige Jahre ältere Maxwell spielte bereits unter anderem mit Heart, Jefferson Airplane oder The Temptations zusammen. Allein das deutet schon an, dass wir es bei Ki nicht mit einem weiteren lauten und durchgeknallten Stück Musik zu tun haben. Dieses Album unterscheidet sich von der Musik und von vor allem von der Atmosphäre schon sehr von dem, was wir von Devin Townsend in den letzten Jahre zu hören bekamen und zeigt, dass er seine inneren Dämonen losgeworden, oder zumindest in den Griff bekommen hat. Denn dieses Werk strahlt über weite Strecken eine so natürliche Ruhe und Ausgeglichenheit aus, wie man sie von ihm gar nicht kennt. Selbst das episch, warme Terria ist ein wahrer Vulkan dagegen.

Vielfach umgibt die recht ruhigen Songs ein ambientartiger Schleier aus unverzerrten Gitarrenklängen zu dem Devin abwechslungsreich seine melodischen Gesangsharmonien singt und Schlagzeug und Bass ein unaufdringliches Rhythmusfundament bilden. Das frühere Markenzeichen, das Auflösen sämtlicher Aggression mit einem großen Soundwall findet man hier nicht mehr, oder nur in einer sehr kontrollierten Form. Songs wie die für diese CD verhältnismäßig ruppigen „Disruptr“ und „Gato“, bei dem sich das Quartett aber immer noch im Zaum hält, hätten zum Beispiel früher im absoluten destruktiven Chaos geendet. Heute klingt das Ganze ein ganzes Stück geerdeter. Das gilt aber nicht nur für die Lieder auf Ki selbst. Auch der Sound klingt so bodenständig und aufs Nötige reduziert, dass man sich beim Hören nie erschlagen fühlt.

Freunde des chaotischen und alles erdrückenden Devins werden sich wahrscheinlich schwer tun mit der Scheibe. Wer allerdings die immer schon zahlreich enthaltenen Melodiebögen des Kanadiers schätzte, wird an diesem Album auf jeden Fall seine Freude haben. Trotz des ruhigen Gesamtbilds schlummert unter der Oberfläche doch noch immer eine Portion Wahnsinn. Allerdings dieses Mal von eher positiverer Natur. Und wer genau hinhört, wird den einen oder anderen jazzigen Unterton, inspirierte Singer-Songwriter-Momente, verrückt-geniale Rockabilly-Country-Fetzen oder verspielt proggige Parts finden. Ki ist atmosphärisch sehr dicht, hat in dieser Hinsicht sehr viel zu bieten und wird mit laufender Spielzeit sogar immer besser und erreicht mit dem Trio „Trainfire“, „Lady Helen“ und dem großen, hymnischen Titeltrack seinen Höhepunkt.

Schön dass Devin Townsend wieder zurück ist. Noch viel schöner, dass er seine Fans mit einem solchen Album überraschen konnte, das einmal wieder beweist, dass ein Flüstern oft lauter sein kann als sinnloses Gebrüll. Man darf gespannt sein, wie sich die nächsten Teile der Reihe gestalten werden. So ruhig soll es jedenfalls nicht bleiben. Und wer den Chaos-Devin liebte, dürfte auch in der Zukunft auch wieder jubeln dürfen.



Mario Karl



Trackliste
1A Monday1:42
2 Coast4:35
3 Disruptr5:49
4 Gato5:23
5 Terminal6:58
6 Heaven Send8:54
7 Ain't Never Gonna Win...3:17
8 Winter4:47
9 Trainfire5:58
10 Lady Helen6:05
11 Ki7:20
12 Quiet Riot3:02
13 Demon League2:54
Besetzung

Devin Townsend (Guitar/Vocals)
Duris Maxwell (Drums)
Jean Savoie (Bass)
Dave Young (Keyboards)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>