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Carnal Forge

Testify for my victims


Info
Musikrichtung: Death/Thrash Metal

VÖ: 18.05.2007

(Candlelight Records)

Gesamtspielzeit: 48:16

Internet:

http://www.carnalforge.com


Die Skandinavier Carnal Forge bewegen sich schon einigen Jahren im Extremmetal-Kosmus und haben bereits fünf Album bei verschiedenen Labels veröffentlicht. Mal konnte man mit seinem todesbleihaltigen schwedischen Brachial-Thrash mehr, manchmal weniger beeindrucken. Letzteres wahrscheinlich der Grund dafür, dass man verkaufstechnisch immer noch eine eher untergeordnete Rolle spielt. Da man der Band auf Dauer eine gewisse Eintönigkeit nicht absprechen kann, war es so langsam an der Zeit eine kleine Kurskorrektur vorzunehmen, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Auf Testify for my victims hat man diesen Schritt nun vollzogen, rückt vom puren Hauruck-Sound etwas ab und reichert die Songs mit einer noch größeren Portion melodischen Elchtods á la At the Gates und Arch Enemy, sowie ein paar weiteren zeitgemäßen Elementen an, ohne dass man allzu trendy durch die Botanik pflügt. Was der Band ein wenig die gnadenlose Brachialität raubt, wird dem Carnal Forge-Fan vielleicht sauer aufstoßen, kann am Ende ab nur begrüßt werden. Denn im Gegenzug geht man dafür wesentlich variabler und damit abwechslungsreicher als je zuvor zu Werke, so dass man sich das 48-minütige Album komplett anhören kann ohne nach kurzer Zeit ungewollt gähnen zu müssen.

Carnal Forge setzen ihre Brechstange neuerdings überwiegend im schnelleren Midtempo an und wagen sich nicht mehr so häufig wie zuvor, doch dafür gezielter, ins prügelnde Uptempo-Terrain vor. Das mit seinen melodischen Leads versehene „Burning eden“ oder das modern groovende „Godsend god’s end“ sind zwei sich positiv hervorhebende Beispiele der neuen Direktive. Hier geht man gerade im Gitarrenbereich differenzierter und feinfühliger als früher zu Werke. Auch das speedige „Freedom by mutilation“, welches schon fast im Arch Enemy-Gebiet wildert, passt gut zu dieser Linie. Mit beiden Füßen im traditionellen Thrash bewegt sich dagegen „End game“ (die Bay Area lässt grüßen), während das ansonsten als Dampfhammer auftretende „Numb (The dead)“ im Refrain mit überflüssigen angedeutetem Clean-Gesang aufwartet. Das abschließende „Ante Mori“ trägt im Gegensatz dazu ein leichtes Doom-Feeling mit sich herum.

Auch wenn die Band auf Album Nummer sechs, wie bereits erwähnt, vielseitiger agiert, geht mit zunehmender Spielzeit ein wenig von der anfänglichen Dynamik verloren. Ein Stückchen ist auch der Gesang von Jens C. Mortensen, der bereits vor knapp drei Jahren das Mikro von Jonas Kjellgren übernommen hat, dafür verantwortlich. Dieser gibt zwar den Songs überwiegend den Gesang den sie verlangen, aber das ständig zur Schau getragene radikale Bellen zehrt auf Dauer an den Nerven und raubt einem so im Endeffekt die Luft zum Atmen.

Aber trotz allem ist Testify for my victims ein durchaus gelungenes und modernes schwedisches Extremmetal-Album geworden. Auch über das am Mischpult verpasste Klangewand kann man nicht meckern, was nicht immer so war. Damit kann die Band zwar nicht ganz zur Champions-League aufschließen, aber so einige halbgare oder längst verweichlichte Veröffentlichungen der Konkurrenz lässt man doch hinter sich. Und auch den ewigen Vergleich zu den Landsleuten von The Haunted braucht man sich heute nicht mehr gefallen zu lassen. Nur alte Fans des Fünfers sollten sich ein wenig vorsichtig an das Album wagen, um nicht gleich enttäuscht zu werden.



Mario Karl



Trackliste
1Testify for my victims4:03
2Burning Eden4:15
3Numb (The dead)2:52
4Godsend gods end4:53
5End game4:13
6Questions pertaining the ownership of my mind4:14
7Freedom by mutilation3:47
8Subhuman3:49
9No longer bleeding4:17
10Biological waste matter3:35
11Lost legion3:00
12Ante Mori5:13
Besetzung

Jens C. Mortensen (v)
Jari Kuusisto (g)
Petri Kuusisto (g)
Lars Linden (b)
Stefan Westerberg (dr)


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