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Artikel
Sweet Music auf hohem Plateau



Wenn man den Namen The Sweet in den Mund nimmt, verzieht sich bei vielen “ernsthaften” Musikkritikern das Gesicht zu einem spöttischen bis amüsierten Lächeln. The Sweet, das ist für viele das typische Beispiel einer Boy-Group aus den 70ern; ein Produkt aus dem Stall des Erfolgsproduzenten-Duos Nicky Chinn und Mike Chapman, das wie Smokie und Suzi Quatro immer wieder in die Top Ten und auf die Titelseite der „Bravo“ gehebelt wurde. Die Sweet sind für diese Kritiker einfach das Chinn-Chap-Produkt, das die Fans von Glam-Rock, besser Glam-Pop, an die Kassen der Plattenläden gelockt hat.

Wer über The Sweet spricht, spricht in der Regel über Dezimeter hohe Plateausohlen, Paillettenkostüme, Schminke, Glitzer, Glimmer, Schlaghosen und lange lockige Haare. Die Musik wird dabei gelegentlich vornehm übersehen. Aber das Publikum hat schon lange ein anderes Urteil gesprochen, als die Fachleute. Das musikalische Gedächtnis hat die Sweet in sein Herz geschlossen. Der Kampf, den die Sweet Mitte der 70er mit ihren schärfsten Konkurrenten, den deutlich härteren Slade und den wesentlich anerkannteren T.Rex, ausgetragen haben, darf heute als entschieden gelten. Slade kennen noch manche, T.Rex viele, die Sweet fast alle.

Ein wenig stolz, bin ich, dass für mich der Fall bei den Sweet immer schon anders lag. Vielleicht liegt das daran, dass es unter anderem auch die Sweet waren, die mich aus dem beschaulichen Pop-Universum zum Hard Rock gelockt hatten. Durch die Singles “Hell Raiser“, “Teenage Rampage“ und vor allem den beiden dazugehörigen b-Seiten “Burning“ und “Own up, take a Look at yourself“ wurden sie für mcih sozusagen die Vorstufe zu Uriah Heep, Deep Purple, Rainbow und den Scorpions. Daher traf es auch meine ungeteilte Zustimmung, als die Macher der Rock Hard den Sweet in ihrer 1998 erschienen Rock Hard Enzyklopädie einen Artikel und damit einen Platz unter den 300 wichtigsten Rockbands gewährten.

Jetzt haben Sony/ BMG die ersten fünf, ursprünglich bei RCA erschienen, Longplayer remastert wieder veröffentlicht. Als Zugabe gibt es fett gefüllte Säcke mit Bonus-Tracks, die – mit einer Ausnahme – fast genauso umfangreich sind wie die ursprünglichen LPs. Von daher lassen sich die etwas knapp gehaltenen Liner Notes, die wenig Hintergrund zur Geschichte der Band enthalten, verschmerzen. Die Booklets sind jeweils achtseitig und enthalten neben einem kurzen Begleittext von Andy Scott vor allem eine Reihe von Originalfotos. Ganz nett, aber da wäre mehr drin gewesen.

Eine Scheibe der RCA-Ära wurde in der Remaster-Serie nicht berücksichtigt. 1975 erschien als viertes Sweet-Album das Doppel-Album Strung up. LP 1 war ein Live-Album; LP 2 eine Best of mit einem Mix aus Album- und Non-Album-Tracks. LP 2 ist komplett auf den Remasters vertreten; während die erste LP dort fehlt. Lediglich auf einer CD gibt es als Boni Live-Tracks, die aber sind wesentlich späteren Datums. Ganz neue Songs waren auf der Live-LP allerdings nicht vertreten.

1968 war die Band The Sweetshop aus dem Vorläufer Wainwright’s Gentlemen hervorgegangen. An Bord waren Brian Connolly (Voc), Mick Tucker (Dr, Voc) und ein gewisser Frank Trophy an der Gitarre, der bei den Sweet aber keine Rolle mehr spielen wird. Seinen Platz bekommt noch vor der Verkürzung des Bandnamens Mick Stewart. Außerdem stößt Steve Priest (B) zu der Band, die nun als The Sweet eine Reihe von Singles einspielen.

1970 kommt der Kontakt zu Chinn und Chapman zustande. Bevor sich unter deren Betreuung der Erfolg einstellt, stellt die Band aber erst noch ihre definite klassische Besetzung her. Mit Andy Scott heuert der letzte der „echten“ Sweet als Gitarrist an. Am Beginn der Karriere steht nun eine Reihe von Hits (“Co-co“,“Funny funny”, „Poppa Joe“, „Little Willy“), die deutlich in der Tradition des so genannten Bubblegum-Pops zurechtgeschneidert waren. Sie stammen ausschließlich aus der Chinnichap-Schmiede und waren so massentauglich, das sich sogar Rex Gildo zu einer deutschen Coverversion von “Poppa Joe“ verleiten lies.

Bereits in diesen ganz frühen Tagen ließen die Sweet allerdings keinen Zweifel daran, dass sie mehr sein wollten, als ein Abspielgerät für die Werke ihrer Produzenten. 1971 erschien der erste Sweet-Longplayer, der eigentlich eine Art Best of der bereits erschienen Singles war. Auf ihm ist aber auch eine Reihe von Eigenkompositionen der Band zu finden. Auch durch die b-Seiten der Erfolgs-Singels finden Sweet-Kompositionen ihren Weg in die Haushalte der Fans.




The Sweet

Funny how sweet Co-co can be



Info

VÖ: (1971, Remaster 2005)

(Sony)

Gesamtspielzeit: 68:00


Wer sich die Sweet-Kompositionen (4,9,11,12,14,20) separat anhört wird feststellen, dass sich hier ein ganz anderes Bild, als das einer Bubblegum-Teenie-Band, bietet. “Honeysuckle Love” glänzt mit Riffs, die bei T.Rex geklaut sind. “Spotlight“ ist stellenweise fast progressiv psychedelisch. Der typische mehrstimmige Sweet-Background-Gesang könnte auch von Uriah Heep stammen. Recht harte Gitarren mit einem kraftvollen Solo finden sich auf “Done me wrong all right“, einem schleppenden (Hard)-Rocker, der auf der b-Seite der Single “Co-co“ das Licht der Welt erblickte.

Bereits beim Blick auf die Bonus-Tracks des Debüt-Albums fällt auf, dass eine ganze Reihe der wichtigsten Single-Hits der Band gar nicht auf dem Longplayer erschienen ist (16,17,19). Das wird auf dem folgenden Album zum Extrem getrieben. Single-Hits finden sich auf Fanny Adams gar nicht. Entsprechend tauchen die Namen Chinn und Chapman als Komponisten auf der ursprünglichen LP auch nur zwei Mal (3,9) auf.





Trackliste
1Co-co3:14
2Chop Chop3:00
3Reflections2:52
4Honeysuckle Love2:55
5Santa Monica Sunshine3:20
6Daydream3:13
7Funny Funny2:46
8Tom Tom turnaround (live)4:07
9Jeanie2:58
10Sunny sleeps late2:58
11Spotlight2:47
12Done me wrong all right2:57
Bonustracks:
13Be with you soon (Out-Take vom Original Album)3:34
14You're not wrong for loving me (B-Seite von “Funny Funny”2:44
15Alexander Graham Bell2:53
16Poppa Joe3:07
17Little Willy3:10
18Man from Mecca (B-Seite von “Little Willy”2:45
19Wig-Wam Bam3:01
20New York Connection (B-Seite von Wig-Wam Bam)4:01
21Paperback Writer2:18
22Lucille / Great Balls of Fire2:47





The Sweet

Fanny Adams



Info

VÖ: 1974, Remaster 2005

(Sony)

Gesamtspielzeit: 60:52


Das ändert sich bei den Singles, die hier als Bonustracks erscheinen. Sie sind allesamt vor dem Album erschienen und von Chinn und Chapmann geschrieben. Die haben mittlerweile offenbar erkannt, wo die Stärken ihrer Schützlinge liegen und sich darauf eingestellt. Mit “Blockbuster“, „Hell Raiser” und ”The Ballroom Blitz“ enthält das Remaster von Fanny Adms drei der größten Sweet-Hits überhaupt und die gehen eindeutig härter zur Sache, als die bisherigen Singles. Das Hitparaden knackende Händchen des Produzenten-Duos und die Glam-Rockband gehen hier eine extrem fruchtbare Ehe ein. Auf den b-Seiten befinden sich wieder beeindruckende Hard-Rock-Nummern aus den Federn der Band – vor allem das harte “Burning“ und der mächtig groovende Rocker “Rock’n’Roll Disgrace“.

Mit dem ursprünglichen Album steigen die Sweet, wenn man das eine objektive Bewertung nennen darf, vom Pop-Unterhaus ins gediegenere Rock-Oberhaus auf. Der größere Anspruch – Andy Scott bezeichnet Fanny Adams in den Liner Notes als Konzeptalbum, ohne zu sagen, worin das Konzept besteht. – wird möglicherweise auch an der längeren Instrumentenliste im Booklet erkennbar. Neben diversen Percussioninstrumenten ist es vor allem Andy Scott, der mit Moog, Piano und Cello neue Akzente setzt. Auffällig sind auch die ersten Stücke, die die 5-Minuten-Marke durchstoßen.

Das Cover “Peppermint Twist“ greift einen aktuellen Trend auf und mit “Rebel Rouser“ versuchen die Sweet offenbar ihren eignen Chinn/Chap-Hit “Hell Raiser“ noch ein Mal zu präsentieren. Der von Andy Scott geschriebene Opener “Set me free“ hat es sogar zu Fremdcover-Ehren durch Vince Neil und Saxon gebracht – was Andy Scott natürlich nicht zu erwähnen vergisst. Dennoch, daran beißt keine Maus einen Faden ab, besitzt das recht hochwertige Rockalbum, das die Sweet hier abliefern, bei weitem nicht soviel Identität wie die Hit-Singles, die den Sweet ihren Platz im Rock/Pop-Olymp schon lange gesichert haben.

Aufgrund der sehr knapp gehaltenen Liner Notes, lässt sich die Frage, ob die 74er Single “Teenage Rampage“ vor oder nach dem im gleichen Jahr erschienenen Longplayer Desolation Boulevard veröffentlicht wurde, nicht wirklich beantworten. Ich würde ersteres vermuten. Denn “Teenage Rampage“ passt perfekt in die “Ballroom Blitz”/“Hell Raiser”/“Burning”-Tradition und schließt sie gleichzeitig ab. Die folgenden Singles, die nun auf dem Longplayer erscheinen, begründen eine neue Epoche im Sweet-Sound. Dabei ist “Teenage Rampage“ eine perfekte Überleitung. Die Live-Atmosphäre der Single (egal ob echt oder gefaket) leitet zu einem Album über, das – laut Andy Scott - im Studio in einer “live situation“ eingespielt wurde, um die Atmosphäre der “Band in full flight“ einzufangen.





Trackliste
1Set me free 3:57
2Heartbreak today 5:00
3No you don't 4:33
4Rebel Rouser 3:23
5Peppermint Twist 3:27
6Sweet F.A. 6:11
7Restless 4:24
8In to the Night 4:23
9AC-DC 3:23
Bonustracks
10Blockbuster3:12
11Need a Lot of Lovin' (B-Seite von "Blockbuster")3:00
12Hell Raiser 3:36
13Burning (B-Seite von "Hellraiser")4:04
14The Ballroom Blitz 3:56
15Rock'n'Roll Disgrace ("Ballroom Blitz")3:50





The Sweet

Desolation Boulevard



Info

VÖ: 1974, Remaster 2005

(Sony)

Gesamtspielzeit: 75:52


”Fox on the Run” und ”The six Teens” sind die beiden witchigen Hits von Desolation Boulevard. Sie zeigen eine deutlich gereifte Band. Nach Bubblegum und Hard Rock erreicht uns etwas, was ich als hymnischen Progressiv-Pop beschreiben möchte. Typisch dafür ist die das Album eröffnende Single “The six Teens“. Kraftvoll, aber sehr melodisch, ist sie geprägt von dem hohen Leadgesang, der den hymnenhaften Charakter hervorruft und betont. Dramatische Trommelwirbel unterstützen den Eindruck. Andy Scott hält das Stück für “den besten Song, den Chinn-Chapman je geschrieben haben“. Sicherlich ein großes Wort, bei der Unzahl von Erfolgstiteln, die die beiden auch für andere Bands geschrieben. Aber wer sich das durch viele Breaks sehr abwechlsungsreich gestaltete Stück genau anhört, wird merken, dass hier viel mehr geboten wird, als 08/15-Pop für die Hitparade.

Und das gilt für das gesamte Album. Der schleppende Rocker “Solid Gold Brass“ - wieder ein Stück, das die magische 5-Minuten-Grenze überschreitet – überrascht mit einem jazzigen Gitarren-Solo im Instrumental-Part. “Lady Starlight” ist eine ausgewachsene Prog-Ballade. ”Man with the golden Arm” - über 8(!) Minuten lang - zitiert in der Einleitung die Overtüre zur West Side Story, um später ein ausgewachsenes Schlagzeug- und Percussion-Solo einzubauen. Auch das verweist eher in Richtung der großen Rockbands der 70er Jahre, als in die kurzlebiger gecasteter Bands.

Welche Rolle mittlerweile Arrangement und Produktion für die Band spielen, macht “Fox on the Run“, der größte Hit dieses Albums, deutlich. Wenn man die ursprüngliche Album-Version mit dem ausgearbeiteten Single-Edit im Bonus-Teil der CD vergleicht, hört man wie aus einem netten Rock-Pop-Song ein alle Konkurrenten zerschmetternder Hammersong geschmiedet wird.

Auf Give us a Wink!, das Andy Scott mit Sweet at its Heavy Metal best” charakterisiert, fehlt eine entscheidende Sache, die uns bislang durch die gesamte Bandgeschichte begleitet hat. Die Namen Chinn und Chapman fallen nicht ein einziges Mal. Sämtliche Stücke werden der kompletten Sweet-Mannschaft zugeschrieben. Auch Scott-Alleingänge, die es auf den Vorgängern gegeben hat, gehören der Vergangenheit an.

Eröffnet wird das Album mit einem würdigen Nachfolger für “Fox on the Run“ und “The six Teens“. Wieder hören wir die mehrstimmigen Refrains, die das Stück als eine weitere Rock-Pop-Hymne an die Spitzen der Charts befördert.





Trackliste
1The six Teens 4:07
2Solid Gold Brass 5:37
3Turn it down 3:33
4Medussa 4:49
5Lady Starlight 3:15
6Man with the golden Arm 8:36
7Fox on the Run 4:55
8Breakdown 3:09
9My Generation 3:57
Bonustracks
10Teenage Rampage 3:32
11Own up, take a Look at yourself (b-Side of "Teenage Rampage")3:58
12Burn on the Flame (b-Side of "The six Teens")3:37
13Someone else will (b-Side of "Turn it down")3:25
14Medussa (bislang unveröffentlichtes Home Demo)5:51
15Burn on the Flame (bislang unveröffentlichtes Home Demo)3:57
16I wanna be committed 3:10
17Fox on the Run (7"-Version)td>3:24
18Miss Demeanor (b-Side of "Fox on the Run")3:17





The Sweet

Give us a Wink!



Info

VÖ: 1978, Remaster 2005

(Sony)

Gesamtspielzeit: 52:36


Es folgen drei Hard Rock-Epen, die einen deutlichen Qualitätsverlust erkennen lassen. “Cockroach“ ist eine Heavy-Nummer, die sich für die „Süßen“ überraschend düster heranwälzt. Danach kann “Keep it in“ mit wilden Gitarren-Soli glänzen, die mithelfen den Anspruch der Band auf einen Platz in Annalen des Hard Rocks zu bekräftigen. Das folgende “4th of July“ ist zwar nicht unbedingt ein Ausfall, verdient aber ähnlich wie “Yesterday’s Rain“ bestenfalls das Prädikat „Naja, eine Band unter vielen“.

”White Mice” erscheint dann wieder mit den mittlerweile typischen Sweet-Trademarks. Als Single ausgekoppelt wäre das Stück mit ziemlicher Sicherheit auch weit in die Charts geschossen. So blieb das dem Klassiker “Action“ vorbehalten, der auf dem Album allerdings nur in einer Vorform enthalten war. Ungewöhnlich ruhig, aber dennoch sehr heavy, schließt der stampfend groovende Longtrack “Healer“ das Album ab. Fast funkig laufen hier die Bassläufe auf.

Eingespielt wurde Give us a Wink! im Musicland in München, ein Studio, das in den kommenden Jahren Musikgeschichte schreiben sollte. Bekannt vor allem für den Discosound, gaben sich zu der Zeit, als die Sweet dort arbeiten, allerdings noch Bands vom Kaliber Led Zeppelin, Deep Purple und Queen die Klinke in die Hand. Die Stones hatten kurz zuvor ihr It’s only Rock’n’Roll in denselben Hallen eingezimmert.

Die Zugaben zu diesem Album sind die schwächsten in der ganzen Remaster-Serie. Lediglich die 7“-Version von “Action“ ist ähnlich wie die von “Fox on the Run“ ein deutlicher Schritt nach vorne. Spätestens durch diverse Coverversionen dieses Songs (Def Leppard, Steve Stevens) haben die Sweet bleibende Anerkennung in der Heavy Metal-Welt erhalten. Die eröffnenden Keyboard- und Gitarren-Sounds, die einleitende Frage “Do you want Action“, der Refrain “So everybody wants a Piece of the Action“ und das aushallende “Action … Action … Action …“ am Ende des Stückes gehören zu den Momenten des Rock’n’Rolls, die sich für die Ewigkeit in das kulturelle Kollektivgedächtnis eingebrannt haben.

Nicht viel anders ist das mit den einleitenden Zeilen “You took the Apple from the Tree and gave the Fruits of Love to me.” von ”Fever of Love”, das sich dann auch mit den Refrainstrophen ”The Fever of love is like a hundred above” und ”I got you under my Skin” fetensicher im Kleinhirn festbeißt. Für die hymnische Progressive-Pop-Hit-Phase spielt “Fever of Love“ eine ähnliche Rolle wie “Teenage Rampage“ für die harten Jahre. Es ist im gewissen Sinn ein Schlussstein. Zwar versuchen es die Sweet auch in der Zukunft in stilistisch ähnlichen Gewässern, aber den durchschlagenden Pop-Appeal bekommen sie nach “Fever of Love“ einfach nicht mehr hin.

Schon “Lost Angels“, die erste Single-Auskopplung von Off the Record zeigt im Vergleich deutliche Schwächen, obwohl sie ebenso wie der Nachfolger “Stairway to the Stars“ reichlich Airplay- und Chart-Luft schnuppern darf – zumindest in Kontinental-Europa. Im heimischen England floppen dagegen alle drei Off the Record-Singles. Für die Sweet ist das besonders enttäuschen, da sie zur Produktion des zweiten Longplayers ohne Chinn-Chap-Hilfe nach London zurückgekehrt waren. “Es dauerte noch ein ganzes Jahr bis wir hier in die Charts zurückkamen.“ trauert Andy Scott noch heute.






Trackliste

1The Lies in your Eyes 3:48
2Cockroach 4:51
3Keep it in 5:00
44th of July 4:24
5Action 3:44
6Yesterday's Rain 5:16
7White Mice 4:58
8Healer 7:17
Bonustrack
9Action (7" Version) 3:17
10Cockroach (Munich Mix)4:59
114th of July (Munich Mix)4:41





The Sweet

Off the Record



Info

VÖ: 1977, Remaster 2005

(Sony)

Gesamtspielzeit: 71:11


Außer ”Fever of Love” gibt es eigentlich nur noch eine tolle und überzeugende Power Pop-Nummer (“Live for Today“) auf diesem Album. Und die Versuche neue Ufer anzusteuern wirken eher orientierungslos, als erwachsen. “Funk it up“ hat nur wenig mit The Sweet zu tun und ist ein sehr offensichtlicher Versuch sich an die damals boomende Disco-Szene ranzuschmeißen. “Hard Times“ fischt mit schleppenden Led Zeppelin-Riffs in wesentlich tieferen Gewässern.

Daneben gibt es Durchschnittsrocker, die Steve Priest mit der Mundharmonika aufzupeppen versucht (“Midnight to Daylight“), ein Long Track, der auch textlich hart ran geht (“Windy City“), dem aber die Substanz fehlt, Filler mit ziellosen Instrumental-Experimenten (“She gimme Lovin'“) und dann auch mal einen wunderschön relaxten Gitarren-Groove am Ende, der “Laura Lee“ aber auch nicht mehr zur Schönheitskönigin mästet.

Off the Record klingt insgesamt nicht schlecht. Aber bislang waren die Sweet eine tolle Hit- und Rock-Band, der auch der bösartigste Kritiker ihre absolute Eigenständigkeit nicht absprechen kann. Diese Scheibe aber erweckt den Eindruck, dass man auf der teuflischen Rutschbahn in den Sound einer austauschbaren 08/15-Band ist.

Die Bonus-Abteilung besteht zwar überwiegend aus mehr oder weniger sinnigen Alternative-Versionen. Dennoch lohnen sich zwei Blicke. Da ist zum einen die bereits erwähnte Single “Stairway to the Stars“, die man als tastenden Versuch in die noch deutlich progressiveren Gefilde betrachten kann, in die dann mit “Love is like Oxygen“ und dem dazugehörigen Album Level headed ernsthaft vorgestoßen wird. Aber das ist eine andere Geschichte und eine andere Plattenfirma. Oder besser: Das war eine andere Firma. Denn heute gehören die Backkataloge sowohl von RAK, der bisherigen Sweet-Adresse, wie auch von der Polydor, zu der die Band 1978 wechseln wird, zum großen Sony/BMG-Imperium.

“Stairway to the Stars“ jedenfalls ist noch nicht wirklich progressiv. Interessant ist die Gitarrenarbeit, die verdammt an Sniff’n’the Tears “Driver’s Seat“ erinnert. (Das Stück stammt übrigens aus der gleichen Zeit. Wer hat da bei wem abgeguckt?). Aber der Gesang wirkt merkwürdig dünn, das ganze Stück blass – fast wie eine Demo-Aufnahme.

Ziemlich abgefahren ist dafür das Instrumental-Jam “A distinct Lack of Ancient“, das sehr unterschiedliche Gesichter hat und trotz der vier Minuten wie ein ausgewachsener Longtrack wirkt. Da gibt es harte Gitarren, ruhigen Rock und mittendrin sogar ein leicht jazziges Piano, das sich schon fast in den easy listening-Bereich vor wagt. Ihm ist es zu verdanken, dass meine “Fever of Love“-Single auch nach den heftigeren Sweet-Zeiten immer wieder in die immer seltener werdenden 45rpm-Auditions hinein genommen wurde.

Der Weg der Sweet mit RCA ist hier zu Ende. Dieser kleine Nostalgie-Artikel auch. Die Zukunft wird nicht besser. Mit Level headed kam, wie bereits angedeutet, noch ein Meilenstein zustande. Dann wird die Geschichte unübersichtlich. Besetzungswechsel, Splits, Pausen, Reunion und zeitweilig zwei Sweet-Formationen gleichzeitig treiben ihr Wesen und Unwesen. Dabei ist lange nicht alles schlecht, auch wenn’s nicht mehr so glammt und glänzt. Vielleicht hört Ihr demnächst an dieser Stelle Näheres.





Trackliste
1Fever of Love 3:59
2Lost Angels 4:02
3Midnight to Daylight 3:30
4Windy City 7:27
5Live for Today 3:22
6She gimme Lovin' 4:04
7Laura Lee 4:16
8Hard Times 4:00
9Funk it up 3:33
Bonustracks
10A distinct Lack of Ancient (b-Side of "Fever of Love")4:09
11Funk it up (Disco Mix, US b-Side of "Funk it up")5:27
12Stairway to the Stars 3:04
13Why don't you do it to me (b-Side of "Stairway to the Stars") 3:14
14Midnight to Daylight (Extended Version) 4:09
15Lost Angels (Demo Version) 3:47
16She gimme Lovin' (Alternative Version - previously unreleased) 4:06
17Hard Times (Alternative Version - previously unreleased)4:37



Norbert von Fransecky



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