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Reviews
Tschaikowsky, P. I. (Uehara)

Klavierstücke


Info
Musikrichtung: Klavier

VÖ: 16.04.2004

EMI Classics / EMI
CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. 7243 5 57719 2 6


Gesamtspielzeit: 68:05



TSCHAIKOWKYS HAUSMUSIK UND ANDERE KLEINIGKEITEN FÜRS KLAVIER

Frage: Was fällt Ihnen zu Peter Ilitsch Tschaikowsky ein? Antwort: Nussknacker, Schwanensee, das … die, äh, also das Stück mit den Kanonen am Schluss, ähm …

1812 Overtüre! Nun, das ist ja auch schon einiges. Sozusagen das Wichtigste: 100 Mal eingespielt, 100000000 Mal verkauft (Ich höre das gegenwärtige Management der Plattenfirmen seufzen: Schön wärs!).
Dass es aber abseits dieser Orchester- und Ballett-Klassiker noch den Pianisten Tschaikowsky gab, der auch Stücke exklusiv für das Klavier komponiert hat, ist weniger bekannt. Die aus Japan stammende Pianistin Ayako Uehara präsentiert auf diesem Recital einige dieser Stücke in erlesener Interpretation. Wer nun große musikalische Offenbarungen erwartet, wird gewiss enttäuscht werden: Tschaikowsky komponierte meistens für den Hausgebrauch: schöne und unterhaltsame Salonmusik, die so elegant und verspielt daherkommt, dass man sie sich live am besten im privaten Freundeskreis vorstellen kann. Tschaikowsky beschwört die feine Moskauer oder Petersburger Gesellschaft, Champagner und Kaviar, die elegante Konversation, festliche Roben …
Natürlich (glücklicherweise!) klingt es nicht ganz so klischee-beladen, wie es sich hier liest.

Dass der Komponist durchaus andere pianistische Seiten anschlagen konnte, beweisen seine Klaviersonate op. 37 und das „Ländlich-russische Porträt“ Dumka. Letzteres kommt ausgesprochen melancholisch, fast sentimental daher: ein tiefer Blick in das, was man gemeinhin die „russische Seele“ nennt. Das exotische Flair wird schon auf das damalige westliche Publikum seine Wirkung nicht verfehlt haben - es hat bis heute nichts von seinem Reiz verloren. Die Leichtigkeit des geforderten Anschlags realisiert Ayako Uehara mit beinahe lässiger Perfektion. Die feingestufte Dynamik und eine funkelnde Virtuosität sollten auch diejenigen Hörer verzaubern, die derlei schwärmerischer Tonpoesie eher reserviert gegenübertreten.
Uehara weiß auch, wie der gut halbstündige Klaviersonate beizukommen ist. Die klangvollen Ecksätze nimmt sie hier so spielerisch, dass erst gar kein falsches Pathos aufkommen mag. Diese Nonchalance bewahrt auch den langsamen zweiten Satz vor dem Abgleiten ins Rührselige. Das Feuerwerk im Scherzo und Finale entwickelt dagegen suggestiven Schwung. Wer’s lieber „grandios“ und „überwältigend“ (so das Booklet zur Musik) gespielt haben möchte, wird sich dagegen anderswo umhören müssen.



Georg Henkel



Trackliste
01 Valse, op. 40 No. 9
02-03 Deux morceaux, op. 10
04 Dumkam op. 59
05 Meditation, op. 72 No. 5
06 Valse-Scherzo No. 1, op. 7
07 Andante maestoso aus der Nussknacker-Suite (arr. Pletnev)
08-11 Piano Sonata, op. 37
Besetzung

Ayako Uehara, Klavier


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