Rameau, J.-Ph. – Royer, J.-B. P. – Duphly, J. u. a. (Geoffroy, C.)

Flamboyant bien-aimé


Info
Musikrichtung: Barock / Cembalo

VÖ: 05.05.2023

(CVS / Note 1 / CD / DDD / 2022 / CVS 108)

Gesamtspielzeit: 76:10



CHAMPAGNERLAUNE

Es moussiert manchmal wie Champagner, dieses Cembalo, das Clément Geoffroy auf seinem Album „Flamboyant bien-aimé“ spielt. Bei dem Instrument handelt es sich um den Nachbau eines Originals, das im Jahr 1749 von Jean-Claude Goujon konstruiert wurde. Das neue Modell kommt aus der Werkstatt Jean François Chaudeurges. Dank der prickelnden Obertöne des Neo-Goujons, die vor allem beim vollgriffigen Spiel prächtig aufschäumen, wird dieses oft hochvirtuose Programm mit Werken aus der Epoche Ludwig XV. noch einmal zu einem besonderen Cembalo-Fest.
Damit folgt Geoffroy seiner Kollegin Celine Frisch, die vor einiger Zeit beim Label Alpha unter dem Titel „L'Aimable“ einen vergleichbaren Querschnitt vorgelegt hat. Einige Stücke wie eben jenes „L'Aimable” von Joseph-Nicolas-Pancrace Royer oder „Les Étoiles” von Michel Corrette finden sich auf beiden Alben.

Aber anders als Frisch, die auch kleinstmeisterlichen Mainstream wie Louis-Claude Daquin in ihre Sammlung aufgenommen hat, setzt Geoffroy auf die führenden Komponisten des 18. Jahrhundert mit Jean-Philippe Rameau, Jacques Duphly und Royer an der Spitze. Bei allem mondänen Glanz stehen sie für eine gewisse kompositorische Substanz, vor allem anderem aber staunenswerte Fingerakrobatik, die den Höhe- und Wendepunkt der Cembalobegeisterung in Frankreich markiert. Ab 1770 erobert das neuartige Fortepiano auch dort die Salons mit seinen empfindsamen und galanten Tönen.

Beim Cembalo haben vor allem Rameaus technische und kompositorische Neuerungen stilbildend und stimulierend auf seine Zeitgenossen und Nachfolger gewirkt. Ausgehend davon beginnt offenbar ein Überbietungs-Wettkampf, was die immer waghalsigere Virtuosität und das klangliches Raffinement angeht: Schneller, höher und weiter rasen die Skalen, Triller, Repetitionen und Kaskaden, mit Sinn für quasi-orchestrale Effekte und Klangfülle.

Royers „La marche des Scythes“ ist ein berühmtes Beispiel und erfährt hier die bislang wohl riskant schnellste, in jedem Fall eine äußerst effektvolle Wiedergabe: das titelgebende kriegerische Reitervolk ist hier definitiv nicht zur Fuß, sondern auf geschwind galoppierenden Pferden unterwegs, unter dessen Hufe man nicht geraten möchte. In unmittelbarer Nachbarschaft leuchten Correts „Sterne“, sie werden allerfeinst auf dem 4-Fuß-Register zum Funkeln gebracht. Mit ebensolcher Pracht und technischer Souveränität werden Duphlys Preziosen inszeniert. Weniger bekannte Komponisten wie Gabriel Dubuisson, Bernard de Bury oder Charles Noblet runden das Panorama mit Kostproben ihre Kunst ab. Von de Bury gibt es eine ausladende „Chaconne“, bei denen man die einzelnen Instrumentalgruppen, die dem Komponisten vorgeschwebt haben mögen, erahnen kann.

In der richtigen Dosierung ein tolles Vergnügen – wie bei Champagner eben auch.



Georg Henkel



Trackliste
Gabriel Dubuisson: Prelude aus "Premiere suite de pièces de clavecin"
Jean-Philippe Rameau: La Dauphine; Musette en rondeau; Tambourin; Les Tendres Plaintes; Les Cyclopes
Bernard de Bury: La *** ou Les Sentimens; Zephir; Flore; Chaconne
Claude Balbastre: Gavottes de Mr. Rebel; Contredanse de Pygmalion
Charles Noblet: Allemande
Jacques Duphly: La Pothouin; La De Vaucanson; Rondeau aus "Premiere Suite"; La Du Buq; La Damanzy
Jean-Baptiste-Antoine Forqueray: La Angrave
Joseph-Nicolas-Pancrace Royer: L'Aimable; La marche des Scythes
Michel Corrette: Les Étoiles
Besetzung

Clément Geoffroy, Cembalo


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