Stahlberger

Lüt Uf Fotene


Info
Musikrichtung: Indie Rock-Pop

VÖ: 11.03.2022

(Irascible)

Gesamtspielzeit: 37:42

Internet:

https://www.stahlberger.ch/
https://irascible.ch/
https://bite-it-promotion.de/


Stahlberger - das ist die Band um den 1974 in St.Gallen/Schweiz, geborenen Kabarettisten, Liedermacher und Comiczeichner Manuel Stahlberger. Comics gibt es hier nicht, aber immerhin handgeschriebene Texte im separaten Booklet. Und das Alles in feinstem Schweizerdeutsch, schwierig für mich nachzulesen.

Lüt Uf Fotene, so lautet der Titel des fünften Albums, und das soll bedeuten: "Leute auf Fotos". Entsprechend des Textes des Titelsongs (Lüt uf Fotene i mine Albe, verschwumme....), so ziert das CD-Cover wohl eines dieser Fotos, und zwar ein Verschwommenes.

Die Band unter dem Namen Stahlberger existiert seit 2009, im gleichen Jahr erschien das Debüt-Album "Rägebogesiedlig". Von Beginn an war die Musik auch von Humor geprägt, anfänglich angeblich eher "lustig", und zwischenzeitlich dann doch mit ernsthafterem Hintergrund.

Düster, ein wenig nah am Sprechgesang orientiert, und von waberndem und schwebendem Synthiesound begleitet, Bass und Gitarre inklusive, breitet sich der Titelsong zu Beginn der Platte aus, und mit seinem Ausdruck wirkt er gar stark psychedelisch und mystisch, ein wenig muss ich dabei auch an Krautrock denken. "Hei Zu Dir" wirkt dagegen schon fast ein wenig poppig und ist mit einem Hauch Melancholie behaftet. Klar akzentuierter Rhythmus hält den Song am Boden. So etwa könnte sich auch ein aktuelles Stück von Udo Lindenberg anhören, allerdings dann mit Sänger Manuel Stahlberger, der über eine recht weiche und warm klingende Stimme verfügt.

Ansonsten halte ich die grosse Schublade Indie Rock dafür geeignet, die Musik der Band darin abzulegen. Das Ganze ist angereichert mit teils schrägen Passagen, wie etwa das kurze Keyboardsolo zu Beginn von "I Ha Min Name Ghört". Überraschend wird dann auch eine verhallte Gitarre eingeworfen, und im Hintergrund hinterlassen die Synthies wieder einen schwebenden Sound. Insofern werden auch noch Elemente der Achtziger, aus der Ecke des New Wave, eingeflochten. Auch Assoziationen zur "Neuen Deutschen Welle" der Achtziger lassen sich durchaus herleiten.

Und so ist es der Band gut gelungen, aus der Masse verschiedener Einflüsse und Elemente einen recht eigenständigen Sound zu schaffen, der, gerade auch wegen der Sprache, stark individuell geprägt ist. Im Vordergrund stehen die Keyboards, allein drei Bandmitglieder beschäftigen sich damit. Die Gitarre spielt jedoch in der Klanggestaltung auch eine prägende Rolle. Im Ergebnis ist unterhaltsame Musik entstanden, die sich innerhalb der großen Masse an Popularmusik behaupten kann, man kann sich das gut anhören, weil es anspricht. Und gerade der gesungene Dialekt verführt eigentlich auch dazu, die Texte zur Hand zu nehmen, und wenn man ein wenig aufmerksam liest, wird man das Meiste auch gut verstehen.

"Die Welt macht zu", so heißt es dann wohl auch im letzten Song der Platte, "gratis zum Mitnehmen", "Alles muss raus", so wird das Ende des Planeten prophezeit? So heißt es zum Schluss, dass andere Planeten wohl froh wären, wenn sie alles das hätten, was wir hier haben..... Insgesamt ein sehr interessantes Gesamtprojekt von Stahlberger..., trotz der bisweilen herrschenden Skurrilität ein emotional bewegendes Album....



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Lüt Uf Fotene
2 Hei Zu Dir
3 I Ha Min Name Ghört Imene Song
4 Hütte
5 Gar Nöd I
6 Drifte
7 Freak
8 Da Muesch Jetz Neh
9 Sonen Tag
10 D Welt Macht Zue
Besetzung

Manuel Stahlberger (Gesang)
Christian Kesseli (Gitarre, Synthesizer)
Michael Gallusser (Gitarre, Keyboard)
Marcel Gschwend (Bass, Synthesizer)
Dominik Kesseli (Schlagzeug)
Annina Stahlberger (Blockflöte - #4)



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