Schumann, R. (Helmchen)

Noveletten, Gesänge der Frühe


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 08.04.2022

Schumann, R. (Helmchen)

Gesamtspielzeit: 70:24

Internet:

Martin Helmchen



AUFGEWACHT

Hier ist Schluss mit jeglicher romantischen Träumerei: Auf dem Bechstein-Fortepiano (Bj. 1860) präsentiert Pianist Martin Helmchen seinen Schumann als einen ungemein modernen, radikalen Komponisten. Kernstück sind dabei die selten zu hörenden acht Novelletten, op. 21, die Helmchen schon früher im Konzertrepertoire hatte. Man mag sie nicht eigentlich als Zyklus bezeichnen, da ihnen die innere Verbindung zu fehlen scheint. Und auch jedes einzelne dieser Stücke wirkt eher wie eine Material- und Ideensammlung, repetitive Momente nicht ausgeschlossen - Bilder entstehen und vergehen kataraktartig in rascher Reihenfolge, werden nahezu überblendet. An ihr Ende gelangen die Novelletten weniger aufgrund harmonisch zwingender Entwicklung, sondern wie nach einem ausagierten Bewegungsimpuls. Noch eigenwilliger tönen die erst 1853 entstandenen "Gesänge der Frühe": tonal rastlos mäandernd, teils geisterhaft raunend, teils laut auffahrend.

Helmchen beschönigt nichts davon, sondern betont auf dem bassstarken Fortepiano auch die harsche, teils durchaus aggressive Seite der Musik, das Fortissimo nicht scheuend und den motorischen Impetus in der Vordergrund rückend. Ein gemütlicher Klavierabend ist das nicht, ein herausfordernder und spannungsreicher hingegen allemal.

In der Mitte des Albums wurden drei Stücke aus den Soirées Musicales von Clara Schumann platziert. Eine in ihrer Virtuosität durchaus verwandte Welt, doch mit mehr lyrischen und tänzerischen Momenten. Ein "Quantum Trost", das dem Program an dieser Stelle gut tut.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-8 R. Schumann: Acht Novelletten, op. 21
9-11 C. Schumann: Soirées Musicales, op. 6 Nr. 2, 25 und 1
12-16 R. Schumann: Gesänge der Frühe, op. 133
Besetzung

Martin Helmchen: Fortepiano


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