Allen Ravenstine

The Tyranny of Fiction, EP 4: Rue du Poisson noir (Review-Serie; Folge 4)


Info
Musikrichtung: Post-Rock / Soundscapes

VÖ: 19.11.2021

(Waveshaper Media)

Gesamtspielzeit: 42:46

Internet:

http://www.allenravenstine.com



Review-Serie: Allen Ravenstine - The Tyranny of Fiction-EPs, Folge 4

Mit Rue du Poisson noir ist die Besprechung der The Tyranny of Fiction-EP-Serie, die Allen Ravenstine in zwei Schritten im Juli und November 2021 veröffentlich hat, abgeschlossen. Diese vierte EP ist eine konsequente Fortentwicklung der ersten drei EP.

Das gilt für den Umfang der EPs. Waren die ersten beiden Veröffentlichungen noch überdurchschnittlich gut bestückte EPs (5 Stücke in 25 Minuten) hatte bereits Nautilus (10 Stücke in deutlich mehr als einer halben Stunde) praktisch Longplayerformat. Das verstärkt die vierte EP mit elf Stücken und fast einer Dreiviertelstunde Spielzeit.

Die Besetzung ist allerdings nicht (noch) weiter angewachsen und auch personell weitgehend stabil geblieben.

Die Musik bleibt zugänglich, ohne irgendwie radiotauglich zu werden. Ambiente Sounds sind weitgehend Vergangenheit und die „echten“ Instrumente konnten gegenüber den Synthesizerklängen weiter an Raum gewinnen. Auch die Synthies werden häufig zum Generieren „echter“ Instrumente genutzt. Sehr oft scheint ein Vibraphon im Einsatz zu sein, von dem ich in der Besetzungsliste nichts lese.

Es gelingt Allen Ravenstine mit dieser EP richtige Geschichten zu erzählen. Man nehme z.B. „Open Season“, mein Highlight dieser EP. Es klingt als würde ein Bass vorsichtig durch eine Voliere spazieren. Plötzlich fällt ein Schuss! Kurze Pause – Dann fängt der Bass wieder an zu gehen und die Vögel rufen wieder. Ein zweiter Schuss! Längere Pause! Die Vogel-Töne beginnen verhalten wieder. Dann kommt etwas Percussion auf – mehr Vogel-Töne, mehr Percussion (Vibraphon?). Ein dritter Schuss! Vibraphon und Vögel. Nach dem vierten Schuss erklingt - sozusagen im Abspann - nur noch so etwas wie ein Röcheln. Wer noch nicht wusste, dass Open Season übersetzt Jagdzeit heißt, müsste es jetzt wissen.

Ähnlich der Titelsong, der uns auf einen Nachtspaziergang entführt. Während in „Open Season“ alle Geräusche lautmalerisch mit Instrumenten erzeugt wurden, werden hier verstärkt Samples eingesetzt. Begleitet von einem verfliegenden Saxophon hören wir das Bellen von Hunden, vorbeifahrende Züge, Polizeisirenen und hupende Autos.

Das eröffnende „Doff Downie Woot“ wirkt richtig fröhlich. Es ist eine spoken Word Perfomance mit einer Musikbegleitung, die an ein lustiges Kindertheater denken lässt.

Ein spannendes Album, auch wenn es als EP erscheint, die Allen Ravenstine in einer aufsteigenden Entwicklung zeigt. Zwar gibt es immer noch eine ganze Reihe von Stücken, bei denen man nach dem Sinn fragt. Aber aufgrund Rue du Poisson noir erhofft man sich von den eventuellen EPs 5 und 6, oder sogar der LP 1 einiges.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Doff Downie Woot 3:29
2Open Season 5:00
3The Rain on Mars 5:46
4Music Box 3:40
5Brothers Grimm 2:38
6Rear Window 2:57
7Time & Tide 2:24
8Rue du Poisson noir 6:37
9Interlude 1:03
10Wireless 4:42
11Bossa nova 4:05
Besetzung

Allen Ravenstine (Synth, Sampler, Voc, Blasinstrumente)
William Blakeney (Synth, B, Git, Piano)
Victor Hugo Morales Avilán (Flügel)
William Schrade (Sax)
Bob Doidge (Trompete)
Donata Greco (Flöte)
Giacomo Liguori (Perc)
Issar Shulman (Kontrabass)
Windsor King (Voc)



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