Lieblingslieder 18: Genesis - “Dancing with the Moonlit Knight“





Zur 250sten MAS-Ausgabe haben die Redakteure jeweils eins ihrer "Inselalben" besprochen. Ingo hat sich Selling England by the Pound von Genesis erwählt und in seinem Statement, warum er gerade dieses Album genommen hat, die a capella vorgetragenen Einstiegsworte „Can you tell me where my Country lies, said the Unifaun to his true Love’s Eyes. It lies with me cried the Queen of Maybe, for her Merchandise he traded in his Prize.“ erwähnt. Für mich mehr als nachvollziehbar. Auch ich spreche diese Worte seit Jahren gelegentlich vor mich hin, weil sie echten Ohrwurmcharakter haben, ohne überhaupt auch nur ansatzweise einer zu sein.

Ingo hat sich nun daran gemacht, den dazugehörigen Sechseinhalbminüter in seiner Lieblingslieder-Reihe neu zu interpretieren.


1979 wechselte ich nach einem Jahr Realschule auf das Gymnasium. Alles war neu, doch in meiner sechsten Klasse war es recht leicht Anschluss zu finden. Mein Mitschüler Oliver war damals ein großer Genesis-Fan. Alles war mit dem Schriftzug der Band beschriftet. Ich hatte noch nie von der Band gehört. Überhaupt war ich musikalisch nicht auf der Höhe der Zeit, sondern war eher mit Volksliedern oder deutschen Schlagern, die meine Mutter gerne hörte, aufgewachsen. Das Dorf, in dem ich aufwuchs, war sicherlich auch nicht fördernd, was andere Musik anging.

An einem schönen Sonntag, wir feierten ein großes Familienfest zuhause, konnte ich mich zurückziehen und traute mich das erste Mal überhaupt, den Plattenspieler meines Bruders (ich habe 3 davon und 2 Schwestern) zu nutzen. Er war gerade mit seiner Kochlehre fertig und hatte ihn zuhause untergestellt. Und wie es der Zufall so wollte, hatte er eine Schallplatte von Genesis. Nun wollte ich doch mal hören, wie die Band klingt, die mein Freund Oliver so sehr liebte. Ich legte die erste Seite von Selling England by the Pound (bereits 1973 erschienen) auf und lies die Nadel auf die Platte sinken.

Und es war wie eine Erleuchtung. Solche Musik hatte ich noch nie gehört. Der Gesang von Peter Gabriel jagte mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. “Dancing with the Moonlit Knight“ hieß der erste Song. Knapp 8 Minuten dauerte das Lied. Ich verstand kein Wort (laut Rolling Stone ist es ein "epischer Kommentar auf das derzeitige – also damalige (von 1973) -England"), doch ich habe es an diesem Tag noch mindestens 10 Mal angehört. Für mich tat sich eine neue Welt auf. Der Gesang, die Gitarre von Steve Hackett, der Bass von Mike Rutherford, das Keyboard von Tony Banks und das Schlagzeug von Phil Collins bildeten die perfekte Einheit. Diese Musik war so anders als alles, was ich bisher gehört hatte und ich bin bis heute der Meinung, dass dies einer der Höhepunkte, wenn nicht der Höhepunkt im Schaffen von Genesis war. Bald konnte ich den Text auswendig mitsingen und kann mir das Lied auch heute noch in eigentlich jeder Situation anhören.

Lange habe ich mit mir gekämpft, ob und wie ich dieses Lied einmal spielen kann. Eigentlich ist es nicht möglich. Doch nun habe ich es doch gewagt und versucht etwas ganz Eigenes daraus zu machen. Nicht mit der Gitarre, nein, mit dem Bass habe ich versucht, auf meine Weise, diesem Lied gerecht zu werden, was nicht wirklich funktionieren kann. Doch fühle ich mich mit der Version wohl und es ist meine Hommage an “Dancing with the Moonlit Knight“.



“Dancing with the Moonlit Knight“ ist für mich persönlich der ultimative Song. Es kann nichts besseres mehr kommen! Natürlich ist das nur meine ganz persönliche bescheidene Meinung und die meisten dürften das anders sehen. Dennoch stehe ich absolut dazu und so ist “Dancing with the Moonlit Knight“ nun schon ca. 40 Jahre völlig zu Recht mein unumstößliches Lieblingslied!


Ingo Andruschkewitsch



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