Gesualdo, C. (Ensemble Tarentule)

Madrigali a cinque voci Libro IV / 4. Madrigalbuch


Info
Musikrichtung: Renaissance vokal

VÖ: 09.04.2021

(SOOND / Note 1 / CD / DDD / Best. Nr. SND 21014)



IM DISSONANZENDICKICHT

Mit seinem 1596 veröffentlichten 4. Madgrigalbuch lässt Carlo Gesualdo, der komponierende Fürst von Venosa, sich auf immer gewagtere Chromatismen ein, um die Leidenschaft der dichterischen Vorlagen in allen schmerzlusthaften, liebestodsehnsüchtigen Verwirrungen in Musik zu übertragen. An der Schwelle zum Barock schwelgte eine ganze Gruppe von Komponisten in Extremen und Manierismen. Ihre Musik ist in harmonische Gärung übergegangen, wie überreifes Obst oder Fleisch mit einem gewissen Hautgout. An die Ausführenden stellt ein solcher Achtausender des Madrigalgesangs höchste Anforderungen in punkto Intonationssicherheit und Klangbalance, expressiver Aufladung und Disziplin.

So gesehen bietet das Ensemble Tarentule eine Interpretation, die das Fiebrige, Erregte von Gesualdos Madrigalfantasien engagiert herauskitzelt. Doch sorgt eine eher hallige Raumakustik und ein vor allem in den hohen Registern mitunter grelles Klangbild dafür, dass die Musik eher noch unsteter wirkt, als Hörer verliert man sich da schnell mal im Dissonanzendickicht.
Der Zusammenklang der fünf Sänger:innen kommt weit weniger differenziert herüber als z. B. in der jüngsten Aufnahme des Vokalconsorts von Les Arts Florissants unter der Leitung und Mitwirkung von Paul Agnew. Diese wird durch eine sehr viel klarere, intimere kammermusikalische Akustik unterstützt. Agnew und sein Ensemble lassen sich auch etwas mehr Zeit, um Gesualdos Dramatik auszukosten; die individuellen Stimmfarben mischen sich idealer und werden auch rhetorisch mehr zugespitzt, ohne dass die Musik unscharf wirkt.



Georg Henkel



Besetzung

Ensemble Tarentule:

Morgane Collomb, Sopran
Marie Cubaynes, Mezzo-Sopran
Cecil Gallois, Countertenor
Xavier de Lignerolles, Tenor
Vincent-Armaud Gautier, Bass-Bariton



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