Die Skeptiker

Kein Weg zu weit


Info
Musikrichtung: Intelligenter Punk

VÖ: 26.01.2017

(Destiny / Broken Silence)

Gesamtspielzeit: 37:39

Internet:

http://www.dieskeptiker.com


Mit ihrem Album Harte Zeiten hatte mich die Ost-Berliner Punk-Band Skeptiker kurz nach der Wende total geflasht. Diese literarische Qualität, dieses historische Bewusstsein, diese Reflektiertheit kannte ich von westlichen (Punk)-Bands nicht.
Diese Qualität hatten sie mit den folgenden Alben nicht halten können. Insbesondere textlich verfielen sie schnell in den Verbalradikalismus der links-autonomen Szene, der auch vor Texten, die terroristische Gewalt zumindest als verständlich erscheinen ließen, nicht zurückschreckte. Ich habe die Band daher auch irgendwann aus den Augen verloren, einige Alben angeschafft, sie aber in der Regel schnell im Regal verschwinden lassen, weil sie mich nicht wirklich wieder gewinnen konnten.

Mit Kein Weg zu weit sind die Skeptiker wieder so nah am Anfang, wie mit keiner Scheibe sonst, die ich von ihnen kenne. Gleich der Opener hat wieder diese unverkennbaren Skeptiker-Vocallines und liefert ein sehr realistisches Bild von einer Punk-Band, die eben nicht mehr mit der jugendlichen Naivität eines 18-jährigen durch die Welt läuft. Klasse!

Musikalisch gelingt ein variationsreicher Auftritt. Von melodisch bis Speed Punk ist alles dabei. Stücke wie gegen die Wand sind so differenziert, dass man fast geneigt ist von Progressive Punk zu sprechen. „1918“ ist deutlich mehr Rock als Punk.

Textlich kommt erneut Balanskats Vorliebe für die Zeit vor dem 2. Weltkrieg zum Tragen. Während das auf Harte Zeiten aber häufig in die Weimarer Republik ging, steckt Kein Weg zu weit tief im 1. Weltkrieg fest. Das passt zu einer fast durchgehend pessimistischen, fast depressiven Prägung der Texte. In „Wenn ich…“ erscheint Balanskat als en Mensch, dem es nie gelungen ist sein Leben sinnvoll zu leben und der mit Verbitterung auf die schaut, denen es anders zu gehen scheint. Dagegen steht vor allem der Power Punk „Lebensreise“, der sich klar zu einem Utopia bekennt und auffordert dieses mit Hoffnung und Beharrlichkeit anzustreben.

Fazit 1: Die Skeptiker sind (2017) 31 Jahre nach ihrer Gründung und 11 Jahre nach ihrer Reunion wieder so stark da, wie selten zuvor.

Fazit 2: Kein Weg zu weit gehört in jede ernst zu nehmende Deutsch-Punk- oder Deutsch-Rock-Sammlung.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Entschuldigung 2:51
2 Immerfort 3:29
3 Kein Weg zu weit 3:04
4 Wenn ich … 4:06
5 Abgrund 3:14
6 Gas 14/18 3:07
7 1918 4:53
8 Lebensreise 2:43
9 Gegen die Wand 3:11
10 Ich weiss nicht 3:32
11 Schlussakkord 3:30
Besetzung

Eugen Balanskat (Voc)
Tom Schwoll (Git)
Dominik Glöckner (Git)
Christopher Zabel (B)
Wieland Wehr (Dr)

Gäste:
Lu Garibay (Back Voc <9>)
Luna Behrends (Back Voc <9>)
Shelly Phillips (Back Voc <9>)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>